(1834, Lübeck) Die erschütternde Entdeckung der Familie Reichenbach: Ein Keller, in dem 30 angekettete Kinder gefangen gehalten wurden – ein grauenhafter Fund, der ganz Lübeck in Schock versetzte und die dunklen Geheimnisse einer Familie ans Licht brachte. Was genau geschah in diesem Keller, und welche finsteren Taten wurden hier über Jahre hinweg verborgen? Die ganze, erschreckende Wahrheit wartet darauf, aufgedeckt zu werden!

Doch je mehr sich herauskristallisierte, desto klarer wurde, dies war kein improvisiertes Register, sondern ein ausgefalltes System. Auf jeder Seite war links ein Buchstabe verzeichnet, gefolgt von einer Zahl. Manche Seiten enthielten rote Markierung, andere schwarze. Die roten markierten offenbar vollständig verwertete Kinder.

Die Schwarzen hingegen solche, die zu schwach waren oder deren Zustand sich es verschlechtert hatte. Und dann war da die dritte Markierung, ein kleines silbernes Kreuz. Es tauchte nur selten auf. Märtens fiel auf. daß jedes dieser Kreuze neben Kindern stand, deren Alter zwischen fünf und sieben Jahren lag. Er wußte nicht warum, doch es ließ ihm das Herz krampfen. Als er gerade die dritte Seite studierte, klopfte es an der Tür.

Eine Wache trat ein, schlamm verschmiert und atemlos. Herr Vogt, wir haben etwas im Wald gefunden. Sie gingen ohne zögern. Hinter dem gut Reichenbach führte ein schmaler Forstweg in ein Gebiet, das die Bauern den alten Wald nannten. Dort zwischen umgestürzten Stämmen und dichtem Unterholz lag ein halb verrotteter Karren.

Das Holz war aufgequollen, doch die Metallstreben waren eindeutig erkennbar, stabil, mit Haken und Ösen versehen. ein Transportmittel, kein gewöhnlicher Karren, sondern ein speziell umgebautes Gefährd, wie es Händler nutzen, wenn sie lebende Tiere transportierten, die sich nicht bewegen durften.

Im Inneren waren Reste von Decken, einige davon mit Blut getränkt und eine zerrissene Kinderjacke aus dunklem Lein. Auf der Innenseite des Karrens fanden sie eingeritzte Zeichen, kleine Striche, Zählmark, fünf Striche nebeneinander, dann ein sechster quer darüber. Es waren viele, viel zu viele. “Wie weit reicht das alles?”, murmelte der Vog tonlos. Die Antwort kam unerwartet.

Einer der Bauern, der den Fund gemeldet hatte, erzählte, er habe vor einigen Wochen einen Wagen gesehen, der spätnachts die Straße Richtung Travemünde hinunterrollte. Keine Laternen. Die Pferde waren schwarz verhüllt, zwei Männer drauf, beide mit dunklen Mänteln. “Haben Sie eines der Gesichter erkannt?”, fragte Mertens. Den vorderen nicht, aber der hintere, wenn ich richtig gesehen habe, trug er ein Abzeichen, ein Wappen.

Königsberger Farben. Ich habe Jahre in Ostpreußen gearbeitet. Ich vergesse so etwas nicht. Mertens Atem stockte. Noch ein Hinweis auf die Universität Königsberg. Die Fäden führten immer wieder dorthin zurück, als wäre dies das Zentrum eines Netzes, das sich über das ganze Land zog. Zurück im Hospital erreichte ihn eine weitere Nachricht.

Elisabeth von Reichenbach verlangte erneut mit ihm zu sprechen. Trotz ihrer Festsetzung war sie erstaunlich gefasst. Ihre Haare, die zuvor streng gebunden gewesen waren, fielen nun wirre über die Schultern, doch in ihren Augen lag eine merkwürdige Klarheit. “Sie haben das Buch gefunden”, sagte sie, kaum dass Märtens die Zelle betrat.

Es ist nicht das einzige. Der fugt verharte. Wie viele gibt es? Drei in unserem Haus, zwei in Königsberg und eines beim Mann mit dem silbernen Stock. Ihr Blick trübte sich, als sie fortfuhr. Sie denken, wir seien die Quelle, aber wir waren nur ein Glied. Ein notwendiges Glied, sagen sie.

Wer ist sie? Elisabeth schwieg lange, dann hob sie den Kopf, als wolle sie sich zu einer letzten Wahrheit durchringen. Die Gesellschaft für angewandte Anatomie. Der Vogt starrte sie an, unfähig sofort zu reagieren. Dieser Name, er hatte ihn schon einmal gehört in medizinischen Schriften, die seit Jahren unter Gelehrten kursierten.

Eine elitäre Verbindung von Ärzten, Forschern und Förderern, die behauptete, den Fortschritt der Wissenschaft über alles zu stellen. Gerüchte besagten, die Gesellschaft sei international mit Anhängern in Preußen, Dänemark, Russland und sogar England. Sie denken, der Mensch sei rohmaterial, flüsterte Elisabeth. Und Kinder, Kinder seien das reinste Material.

Noch während sie sprach, klang draußen das Leuten der Glocke des Hospitals. Eine Nonne rannte den Gang entlang, bleich im Gesicht. Herr Furgt, rief sie, Luise. Luise erinnert sich an einen Namen. Mertens eilte mit ihr in die Kinderstation. Die Zwölfjährige saß aufrecht, die Decke bis zum Hals gezogen, ihre Augen weit geöffnet. “Er hieß Carsten”, wisperte sie.

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