(1876, Spessart) Die Familie Donnelly: Deutschlands verstörendstes genetisches Geheimnis

Eilis ruhigen Atem, Meires erschöpftes Lächeln, Collins wachen Blick, Shames verstocktes Schweigen, Patrick’s brüchige Stimme, Bridgets trockene Tränen und irgendwo vielleicht wenige Straßen entfernt, die unsicheren Schritte eines Jungen, der zu lange auf Gräber gestarrt hatte und nun den Fluss suchte, um darin das Flüstern zum Schweigen zu bringen.

Morgen sagte Brenner in die Stille, beginnt das, was wir Gerechtigkeit nennen. Möge es mehr sein als ein anderes Wort für Ordnung. Die folgenden Tage verwandelten den Fahrhof von Lor in eine Städte der Spannung. Vor den Toren sammelten sich neugierige Dorfbewohner, manche aus Mitleid, manche aus Misstrauen. Gerüchte schossen wie Funken durch die engen Gassen, von toten Kindern, von geheimen Ritualen, von irischen Gesängen, die nachts durch den Spess halten.

Einige schworen, sie hätten im Nebel Gestalten gesehen, die Kreuze trugen. Andere behaupteten, der Fluss habe die Stimme eines Jungen mit sich genommen, der nie zurückkehren würde. Im Zimmer unter dem Dach lag M Säugling. Eiles trank schwach, doch stetig. Ihre Haut bekam einen rosigen Ton. Brenner verbrachte Stunden an ihrer Seite, prüfte Atemzüge, Maßemperatur, notierte sorgfältig jeden Fortschritt.

Er wußte, daß dieses Kind nicht nur ein Leben war, sondern ein Gegenbeweis, lebendig gegen das Schweigen der Kreuze. Colen wich kaum von der Mutter, hielt die Kleine, wenn Mere einschlief, sang leise Lieder, die sie auswendig kannte. In ihren Augen lag noch immer die Müdigkeit der Jahre, aber dazwischen glomm etwas Neues, das Brenner nicht erwartet hatte.

Ein Wille, der nicht in den alten Gesetzen wurzelte, sondern in einer zarten Ahnung von Zukunft. Shames dagegen verharrte wie ein Schatten. Er aß, wenn man es ihm gab. Er sprach fast nie. Nur einmal sah Brenner ihn an einem Fenster sitzen. Die Stirn gegen das Glas, die Lippen formten Silben, die wie Namen klangen. Doch niemand verstand. Von Decklen fehlte jede Spur.

Am Fluss hatte man sein Bündel gefunden, aber keine Gewissheit. Manche sagten, er sei ertrunken, andere er habe sich den älteren Vättern angeschlossen, die noch immer durch den Wald streiften. Brenner wusste, dass er nachts kaum schlief, weil er bei jedem Geräusch hoffte, den humpelnden Schritt des Jungen auf den Flur zu hören. Die Untersuchungen im Tal dauerten an.

Der Amtsarzt führte Protokoll, der Wachtmeister befragte Nachbarn, der Pfarrer notierte Aussagen über nächtliche Gesänge. Immer deutlicher wurde, dass die Donnelys nicht allein gehandelt hatten. Aus verstreuten Gehöften waren Vättern, Cousinen und verschwiegene Verbündete aufgetaucht, die die Idee der Reinheit wie ein verborgenes Feuer weitertrugen.

war kein einzelnes Haus, es war ein Netz, das durch Wälder und Täl gespannt war. Der Richter berief eine Anhörung ein. Im alten Saal des Rathauses saßen Bürger, Beamte, der Pfarrer, der Wachtmeister, Brenner und die Donnelis. Patrick wirkte wie ein Mann, den die eigene Stimme nicht mehr trägt. Bridget starrte auf die Gebetsschnur, als könne sie darin eine Antwort finden.

Meer, bleich hielt das Kind. Colen stand dicht bei ihr, als wolle sie den Schlag abfangen, den die Worte bringen würden. Brenner wurde aufgerufen, seine Beobachtungen darzulegen. Er sprach von den elf Gräbern, von den Geburtsfehlern, die er gesehen hatte, von den Journaleinträgen, die jedes Mal mit demselben Wort endeten.

Er beschrieb Nacht der Geburt, die Stimmen im Wald, den Angriff auf die Hütte. Er beschrieb auch Elis, klein, aber vollständig, lebendig. Ein Gegenbild zu all dem, was zuvor geschehen war. Die Worte halten im Saal nach und für einen Augenblick herrschte eine Stille, die mehr wog als jedes Urteil. Dann meldete sich Patrick zu Wort. Seine Stimme war brüchig, doch er sprach: “Ich tat, was man mir sagte.

Ich bewahrte, was man mir befahl. Wenn das Schuld ist, dann ist es Schuld, die von Vätern zu Söhnen ging. Vielleicht hätte ich nein sagen sollen. Aber wer nein sagt, verliert nicht nur sein Blut, sondern auch seine Ahnen. Ein Raunen ging durch die Reihen. Der Richter hob die Hand. Wer ja sagt, verliert Kinder. Das haben wir gesehen.

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