(1876, Spessart) Die Familie Donnelly: Deutschlands verstörendstes genetisches Geheimnis

Die Donnelies hatten über Generationen hinweg eine Art menschenverachtendes Experiment betrieben, das alles übertraf, was er aus seinen medizinischen Studien über Vererbung kannte. Und dennoch, sie schienen überzeugt, dass sie im Recht waren. Nachdem die Zwillinge begraben waren, führte Brenner weitere Gespräche mit Patrick.

Der Mann, äußerlich gebrochen, sprach mit einer Mischung aus Stolz und Verzweiflung. Mein Urgroßvater Fergis hat geglaubt, daß die ihren durch Armut und Unterdrückung verdorben wurden. Er sagte, wir müsten unser Blut selbst reinigen. Er sah, wie Bauern ihre Pferde und Kühe durch Zucht verbesserten. Und er war überzeugt, das könne auch mit Menschen geschehen. Wir haben es fortgeführt.

Vier Generationen lang hat es funktioniert. Wir haben Kinder hervorgebracht, die schöner und klüger waren als andere, aber der Preis war hoch. zu hoch vielleicht. Brenner hörte ihm zu und notierte jedes Wort. Für ihn war es zugleich ein medizinisches Zeugnis und ein moralischer Abgrund. “Sie haben ihre eigenen Kinder getötet”, sagte er schließlich, “way sie glaubten, sie seien nicht rein genug.

” Patrick schwieg lange, dann nickte er. Es war notwendig. Besser ein kurzer Tod als ein Leben voller Leid und Schande. Das Blut darf nicht verunreinigt werden. Diese Worte halten in Brenner nach, als er später die Gräber hinter der Hütte untersuchte. Kreuze standen dort, alle gleich groß, in regelmäßigen Reihen.

Frische Spuren deuteten darauf hin, dass neue Gräber vorbereitet wurden. Es war keine spontane Trauerstätte, sondern ein systematischer Friedhof, angelegt für Kinder, die niemals eine Chance bekommen hatten. Brenner begann, die Journale der Familie gründlicher zu studieren.

Darin fand er Ahnentafeln, die akribisch geführt waren, Linien von Cousins und Cousinen, die miteinander verheiratet worden waren. Generation für Generation hatte man die Verwandtschaft immer enger gezogen, um die gewünschten Merkmale zu konzentrieren. Blasse Augen, hohe Wangenknochen, auffällige Intelligenz in Mathematik und Sprache. Doch ebenso dokumentiert waren die katastrophalen Folgen.

Kinder mit Wasserkopf, mit fehlenden Gliedmaßen, mit schwacher Lunge, mit geistiger Behinderung. Jedes Mal stand daneben ein kurzer Vermerk, nicht geeignet oder erlöst. Brenner wusste sofort, was hier geschehen war. Die Donnelis waren Opfer ihres eigenen Warns. Sie hatten das Prinzip der Inzucht so weit getrieben, daß sich die verborgenen Schwächen ihrer Gene vervielfachten.

Was sie für Reinheit hielten, war in Wahrheit die Zerstörung ihrer eigenen Linie. Er war hin und hergerissen. Als Arzt hatte er geschworen, Leben zu schützen. Doch was konnte er hier tun? Wenn er die Familie anzeigte, würden sie wegen Kindesmordes vor Gericht gestellt werden. Doch in Bayern desunzehn. Jahrhunderts gab es für solche Fälle kaum Präz.

Würde man ihn überhaupt ernst nehmen oder würde man ihn als Fantasten abtun, der zu viel in wissenschaftlichen Theorien herumstöberte? Und dennoch konnte er nicht schweigen. Als er sich von der Familie verabschiedete, nahm er einige der Aufzeichnungen heimlich an sich.

Er wußte, daß diese Dokumente Beweise waren, vielleicht die einzigen, die die Behörden überzeugen könnten. Die folgenden Wochen verbrachte er damit, Berichte zu verfassen. In nüchterner Sprache beschrieb er die körperlichen Auffälligkeiten der Kinder, die systematische Häufung von Fehlbildungen und die deutlichen Anzeichen geplanter Infantermord.

Er verwies auf seine Kenntnisse aus Wien und Berlin, zitierte die neuesten Veröffentlichungen über Vererbung und zog Vergleiche zu Tierzuchtprogramm, die in Fachkreisen diskutiert wurden. Doch je länger er schrieb, desto schwerer wurde ihm ums Herz. Jede Zeile erinnerte ihn an die Gesichter der Kinder, an Decklens schiefes Lächeln, an Shames stotternde Worte, an Colines abwesende Augen.

Diese Kinder lebten noch und sie waren gezeichnet, nicht nur von den Gen, sondern von der Last der grausamen Regeln ihrer Familie. Brenner ahnte, wenn er jetzt nichts unternahm, würden auch sie irgendwann im Boden hinter der Hütte enden. Eines Abends stand Patrick Donnelley plötzlich in seiner Praxis in Würzburg. Er war alleinekommen mit fiebrigen Augen und fahrigen Bewegungen.

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