(1876, Spessart) Die Familie Donnelly: Deutschlands verstörendstes genetisches Geheimnis

Als er die Hütte erreichte, empfing ihn diesmal kein Widerstand. Patrick wirkte müde, gebrochen und ließ ihn ohne Worte eintreten. Drinnen herrschte ein Zustand, den Brenner später als kontrolliertes Chaos beschrieb. Vorhänge verdunkelten die Fenster. Der Geruch von Blut und Kräutern hing schwer in der Luft.

In einer Ecke lag eine Kiste voller Werkzeuge, die mehr an chirurgische Instrumente erinnerten als an bäuerliche Gerätschaften. Colin, kaum 16, trug Spuren von Schlägen im Gesicht. Mer war im achten Monat schwanger und ihre Augen blickten wie die einer Gefangenen, die ihr eigenes Schicksal kannte. Shames sprach gar nicht mehr. Er wich vor jedem Blick zurück, als hätte er Angst, durch Worte etwas Ungeheures zu verraten.

Decklin dagegen saß am Tisch und zeichnete mit Kohle krude Figuren, deren Gesichter grotesk verzerrt waren. Brenner setzte sich zu Patrick und begann ein Gespräch. “Ihre Kinder sind krank”, sagte er leise. “Sie brauchen Hilfe, sie brauchen frisches Blut, Heirat außerhalb der Familie. Alles andere führt in den Untergang. Patrick starrte ins Leere.

Dann murmelte er: “Uns Väter haben es anders gelehrt. Wir dürfen nicht mischen. Reinheit ist Pflicht.” Seine Stimme war brüchig, doch der Glaube, der dahinter stand, war unerschütterlich. Brenner wagte einen Schritt weiter. Reinheit. Sie nennen es so, aber sehen Sie sich um. Ihre Kinder sind krank. Ihre Frau ist zerbrochen.

Sie haben mehr Gräber als Nachkommen. Ist das ihr Triumph? Zum ersten Mal brach ein Funken Zweifel in Patricks Augen auf. Er presste die Hände vors Gesicht und stöhnte. Vielleicht, vielleicht haben wir uns geirrt. Doch gleich darauf hob er den Kopf und das Fieber des alten Glaubens kehrte zurück.

Aber wenn wir jetzt aufhören, war alles Opfer umsonst. Während dieses Gesprächs wagte sich Meere zu brenner. Mit schwacher Stimme flüsterte sie: “Bitte, Doktor, helfen Sie uns. Ich will nicht, dass mein Kind wie die anderen endet.” Brenner versprach ihr zurückzukehren, wenn die Zeit gekommen sei. In seinem Innern wusste er, diese Geburt könnte der Wendepunkt werden.

Wenn er diesmal eingriff, vielleicht mit Nachdruck, könnte er die Kette des Grauens unterbrechen. In den folgenden Wochen bereitete er sich vor. Er stellte Instrumente zusammen, packte Arzneien, schrieb neue Aufzeichnungen nieder und doch nagte die Angst an ihm. Würde er allein gegen eine ganze Familie bestehen? Würden Sie ihn nicht eher als Feind ansehen, der ihre heilige Pflicht bedrohte? Im Oktober erreichte ihn die nächste Botschaft.

Jakob Hartmann hatte trotz des einsetzenden Herbststurms den gefährlichen Weg genommen, um ihm eine Zeile zu überbringen. Geburt steht bevor. Familie ruft nach ihnen. Etwas stimmt nicht. Kommen Sie schnell. Brenner wusste, jetzt entschied sich alles. Der Oktoberwind fuhr wie ein kalter Atem durch die Schluchten des Spesss, als Dr. Theodor Brenner erneut aufbrach.

Er trug eine Ledertasche mit Verbandszeug, Tinkturen, einer kleinen Metallkanüle, Nadel und Faden und er hatte einen Brief verfairksamt in Würzburg übergeben wollte. eine knappe, unmißverständliche Darstellung dessen, was er gesehen und was er befürchtete. Er war entschlossen, nicht noch einmal Zeuge einer Geburt zu werden, die im Schatten eines Rituals stand, das man mit falscher Heiligkeit umkleidete.

Als er die Hütte erreichte, hing Nebel zwischen den Eichen und Buchen und die nassen Blätter klebten an seinen Stiefeln. Patrick Donnelly stand vor der Tür, die Schultern gesunken, die Hände schmutzig von Erde, als hätte er eben noch etwas vergraben oder ausgegraben. Sein Blick war leer wie der eines Mannes, der nur noch von einer Idee zusammengehalten wird. Ohne ein Wort trat er zur Seite.

Drinnen war es dämmrig. Vor die Fenster hatte man Decken gehängt. Der Raum war ein schweres Kraut und Rauchwerk gehüllt. Auf dem Herd köchelte eine dunkelgrüne Brühe, die nach Engelwurz, Schafgabe und Eisenkraut roch. M lag auf dem Bett. Die Wehen setzten in unregelmäßigen Abständen ein und Coline wusch mit mechanischer Sorgfalltücher in einem Zuber.

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