
Der Riss, der durch Europa geht: Orbáns neue Allianz
Während Macron in Brüssel gedemütigt und in Paris belagert wird, wächst der Einfluss seines Gegenspielers unaufhaltsam. Viktor Orbáns Positionen, die jahrelang als radikale Außenseitermeinung abgetan wurden, finden plötzlich auf dem ganzen Kontinent Gehör. Seine Warnung, dass die EU ihre eigene Wirtschaft für einen immer unpopuläreren Krieg opfert, ist längst nicht mehr nur die Meinung Budapests.
In Warschau und Bratislava nicken die Regierungen zustimmend. In Rom hört man aufmerksam zu. Und selbst in Berlin, dem einstigen Motor der europäischen Einheit, wachsen die Zweifel an dem selbstzerstörerischen Kurs. Eine neue Achse des Realismus bildet sich, eine Allianz derjenigen, die die nationalen Interessen über die Brüsseler Doktrin stellen. Sie sehen in Orbán nicht den Störenfried, sondern den mutigen Vorreiter, der ausspricht, was viele nur zu denken wagen.
Die Demütigung Macrons wird so zum Symbol für eine tektonische Verschiebung der Machtverhältnisse in Europa. Die politische Initiative gleitet von Paris und Berlin unaufhaltsam nach Osten, nach Budapest und Warschau. Die alte Garde, die Europa seit Jahrzehnten nach ihren Vorstellungen formte, verliert die Kontrolle. Ein neues, selbstbewussteres Europa der Vaterländer beginnt sich zu formen, das nicht länger bereit ist, seine Souveränität und seinen Wohlstand auf dem Altar einer gescheiterten Ideologie zu opfern. Orbán setzt die Agenda, er diktiert die Debatten, während Macron nur noch reagieren kann, ein Getriebener im Strudel der Ereignisse.

Das Ende einer Ära
Der 16. September 2025 im EU-Parlament war mehr als nur ein politischer Eklat. Es war ein historischer Moment, der den Beginn vom Ende einer Ära markierte. Die Flucht Emmanuel Macrons war das Eingeständnis, dass das Modell eines zentralistischen, von oben herab regierten Europas gescheitert ist. Es war die Offenbarung, dass die Kluft zwischen den politischen Eliten und den Völkern Europas unüberbrückbar geworden ist.
Viktor Orbán hat an diesem Tag nicht nur eine Rede gehalten; er hat einen Spiegel vorgehalten. Und das Bild, das Europa darin erblickte, war das einer Union, die von inneren Krisen zerfressen, von einer fehlgeleiteten Politik gelähmt und von ihren eigenen Bürgern verlassen ist. Die Demütigung von Paris war ein Fanal, ein Weckruf für alle, die noch an die Zukunft dieses Kontinents glauben. Sie hat gezeigt, dass ein Wandel unausweichlich ist. Die Frage ist nicht mehr, ob er kommt, sondern nur noch, ob er friedlich und geordnet verläuft oder in Chaos und Zerfall mündet. Die alte Weltordnung Europas starb an diesem Tag im Plenarsaal von Brüssel. Eine neue, ungewisse Zukunft hat begonnen.