Friedrich Steinbrecher — Schwängerte seine 5 Töchter und zwang sie die toten Babys zu essen (1927)

Anna spürte, wie ihr Herz sich dehnte, als öffne es eine Tür, die jahrelang verschlossen war. “Dann bleib bei mir”, sagte sie, “solange ich es kann.” Rafael lächelte, “Solange du willst.” Im Kloster bereitete man Anna auf die Abreise vor. Die Nonnen nähten ihr einen kleinen Rucksack, füllten ihn mit Brot, Trockenobst, einem Schal und einem Medaillon, das die ältere Schwester Theodora geschnitzt hatte.

“Es soll dich beschützen”, sagte sie, und daran erinnern, dass du nie allein bist. Am Morgen, als Anna aufbrach, standen alle Schwestern im Hof. Die Sonne ging hinter den Kiefern auf und färbte den Himmel rosafarben. Schwester Magdalena trat vor und legte Anna die Hände auf den Kopf. Mögest du Frieden finden und mögest du zurückkehren, wenn dein Herz verlangt? Anna nickte, die Augen feucht.

Sie drehte sich um, nahm Rafael an der Hand und machte sich mit ihm auf den Weg in die Weite der Heide. Es war ein neuer Anfang, ein stiller Schritt in ein Leben, von dem sie nie zu träumen gewagt hatte. Und die Heide, die so viel Leid gesehen hatte, schien an diesem Morgen ein wenig heller zu sein. Anna und Rafael wanderten mehrere Tage durch die Lüneburger Heide. Die Landschaft veränderte sich langsam.

Die langen offenen Flächen wurden von dichterem Wald abgelöst. die sandigen Wege von festeren Faden. Der Frühling kündigte sich an, zuerst in kleinen Zeichen, dem Duft von feuchtem Moos, den ersten summenden Insekten, den hellgrünen Spitzen an den Kieferzweigen. Für Anna fühlte sich jeder Schritt wie ein Übergang an, ein Weg aus den Schatten ihrer Vergangenheit und hinein in ein Gebiet, das sie nicht kannte.

Sie hatte Angst. Ja, doch. Diese Angst war anders als die, die sie ihr ganzes Leben begleitet hatte. Sie war kein lähmendes Dunkel mehr, sondern ein flackerndes Licht, das zeigte, dass sie lebte. Rafael blieb immer ein paar Schritte neben ihr, ohne sie zu bedrängen. Manchmal sprachen sie, manchmal schwiegen sie stundenlang. Es war ein angenehmes Schweigen, das Raum ließ, statt ihn zu nehmen.

Eines Abends lagerten sie am Rand eines kleinen Dorfes. Sie hatten Brot und Käse gekauft und Rafael entzündete ein kleines Feuer. Anna saß da, eingehüllt in ihren Schal und betrachtete die Flammen. “Ich habe früher Feuer gehasst”, sagte sie plötzlich. Raphael blickte zu ihr wegen seiner Strafen. Anna nickte nur.

Heute ist es nur ein Feuer. Rafael legte einen Ast nach. Und das ist ein Zeichen dafür, dass du frei bist. Anna wusste nicht genau, was Freiheit war, aber sie spürte, dass dieser Moment einer ihrer ersten Schritte dorthin war. Am nächsten Tag erreichten sie eine größere Stadt, Hannover. Für Anna war es wie ein Schlag.

Die Geräusche, die Geschwindigkeit, die Menge der Menschen, das metallische Kreischen der Straßenbahn, das Rufen der Marktschreier. Es war zu viel. Sie erstarrt mitten auf dem Platz. Das Herz hämmerte in der Brust. Ihre Hände wurden kalt. Rafael merkte es sofort. “Wir gehen in eine ruhigere Ecke”, sagte er ruhig und führte sie behutsam durch die Gassen, bis sie in einem kleinen Park ankam, fern vom Lärm. Anna setzte sich auf eine Bank und schloss die Augen.

“Es ist so laut”, flüsterte sie. “Ich weiß, aber du bist hier und niemand wird dir etwas tun.” Nach einigen Minuten atmete Anna ruhiger. Sie öffnete die Augen und sah einem Kind zu, das mit einem Ball spielte. Der Ball rollte zu ihren Füßen. Das Kind lief heran, ein Junge von vielleicht sechs Jahren, und sah sie mit großen Augen an.

Anna hob den Ball auf, reichte in ihm und lächelte schwach. Der Junge grinste und rannte zurück. Rafael sah sie an. Du hast es geschafft. Was? Du hast gelächelt inmitten dessen. Anna senkte den Blick. Ich habe es versucht und das ist genug. Sie blieben einige Tage in Hannover. Rafael zeigte ihr Orte, die ruhig waren. Kleine Museen, Parks, Buchhandlungen.

Anna sprach mit wenigen Menschen, aber sie beobachtete viel. die Art, wie Menschen lachten, wie sie stritten, wie sie ohne Furcht miteinander umgingen. In ihr wuchs ein Gedanke, den sie kaum auszusprechen wagte. Vielleicht kann ich eines Tages dazu gehören.

Related Posts

Our Privacy policy

https://worldnews24hr.com - © 2025 News