Friedrich Steinbrecher — Schwängerte seine 5 Töchter und zwang sie die toten Babys zu essen (1927)

Besonders liebte Anna die Geschichten über die alten Deutschen sagen, von Nixen, die im Wasser wohnten, von Irrlichtern, die Reisende in die Irre führten und vom wilden Jäger, der in stürmischen Nächten durch die Wälder zog. Diese Geschichten zeigen etwas Wichtiges, sagte Refeld eines Tages, dass die Menschen seit Jahrhunderten versuchen, das Dunkle zu erklären und ihm Gestalt zu geben.

Anna verstand: Geschichten waren ein Weg, das Unaussprechliche greifbar zu machen, und vielleicht würde auch ihre Geschichte eines Tages jemandem helfen. Doch trotz des wachsenden Friedens blieb in ihr ein Knoten, der sich nicht löste. ein Knoten aus Schuld, denn egal wie viel sie lernte, wie viel sie lachte, wie sehr sie sich veränderte, der Gedanke an ihre Schwestern ließ sie nicht los, besonders an Karmen.

Manchmal hörte sie im Halbschlaf ihre Stimme, die leise sang, so wie damals, als sie den kleineren Trost spenden wollte. Eines Abends, während eines Gewitters, als die Regentropfen gegen die Fensterscheiben peitschten, öffnete Anna das Paket, das Dinge man ihr vor Monaten gegeben hatte.

Sie las seinen Bericht vollständig, jede Seite, jede Zeile, jede fremde Stimme, die ihr eigenes Leben beschrieb. Sie fühlte sich nicht ohnmächtig, nicht mehr. Stattdessen spürte sie etwas anderes, den Wunsch, ihre eigene Version zu schreiben, nicht als Antwort, nicht als Widerspruch, sondern als Ergänzung, als Stimme, die ihre Schwestern nicht hatten.

Sie nahm den Federhalter, den Rafael ihr geschenkt hatte, setzte sich an den Tisch und begann. Nacht für Nacht schrieb sie über die Spiele, die sie als Kinder erfunden hatten, über das Lachen, das es gab. Bevor das Schweigen sie erstickte, überkam Hände, die immer warm waren, selbst im Winter, über die Angst, über das Überleben und auch über den Morgen, an dem sie den Hof zum letzten Mal gesehen hatte.

Als sie fertig war, stapelte sich vor ihr ein kleines Manuskript, nicht groß, aber ehrlich, ein Zeugnis, ein Leben auf Papier. Rafael fand sie eines Morgens schlafend am Tisch, den Kopf auf den Arm gestützt, den Federhalter noch in der Hand. Er las den ersten Absatz, dann den zweiten, und als er das Heft vorsichtig wieder schloss, strich er die Haare aus dem Gesicht und sagte leise: “Das muss die Welt lesen.” Anna erwachte blinzelnd. “Ich weiß nicht, ob ich das kann.

Du hast es schon getan,” antwortete Rafael. Jetzt muß du noch entscheiden, ob du es teilst. In der Zwischenzeit wuchs auch außerhalb Braunschweigs das Interesse am Fall. Journalisten schrieben Berichte über Dingemanns Dokumentation. Historiker diskutierten über die Ursachen von Steinbrechers Wahnsinn.

Einige sprachen über Aberglauben, andere über Isolation, wieder andere über fehlende staatliche Unterstützung. Doch niemand sprach über die Schwestern als Menschen, nur als Opfer eines Verbrechens. Rafael schrieb einem Verleger in Berlin, den er kannte, und schickte ihm Annas Manuskript in einer versiegelten Mappe.

Einige Wochen später kam die Antwort: “Wir möchten es veröffentlichen.” Anna weinte, als Rafael ihr den Brief vorlaß. “Warum weinse ich?”, fragte sie. Rafael lächelte, “Weil du endlich die Welt berührst. Doch noch bevor die Veröffentlichung beginnen konnte, geschah etwas, das Ennas Leben erneut erschütterte. Diesmal nicht durch Schmerz, sondern durch eine Tür, die sich unerwartet öffnete.

Eines Tages im frühen Sommer traf ein Brief im Kloster ein. Er war adressiert an Anna, aber man hatte ihn dorthineschickt, weil nie jemand ihre neue Adresse im Kloster ersetzt hatte. Schwester Magdalena schickte ihn nach Braunschweig. Anna öffnete ihn amend. Ihre Hände zitterten, als sie sah, wer unterschrieben hatte.

Mit tiefem Respekt Emil Krämer, Ehemi, Pfarrer von Eichenmor, darin stand: “Kind, ich habe viele Monate meiner Schuld ins Gesicht gesehen. Ich verlor mich, als ich euch verlor. Doch ich möchte dich sehen, wenn du es gestattest. Ich möchte dir sagen, was ich niemals gesagt hatte. Ich habe nicht geschwiegen, weil ich blind war. Ich habe geschwiegen, weil ich feige war. Darunter stand eine Bitte.

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