Friedrich Steinbrecher — Schwängerte seine 5 Töchter und zwang sie die toten Babys zu essen (1927)

Niemand sprach laut. Als die Sge langsam in die Erde hinabgelassen wurden, trat Anna, die durch die Schwestern begleitet wurde, einige Schritte vor. Sie trug ein schwarzes Kleid, schlicht und alt. Ein dünner Schleier bedeckte ihr Gesicht teilweise, doch die meisten konnten sehen, wie ihre Lippen leicht bebten.

“Ich bin hier”, sagte sie mit brüchiger Stimme, so leise, dass nur die ersten Reihen sie hörten. “Ich bin hier für euch alle.” Keine Tränen kamen, aber ihre Hände zitterten. Schwester Magdalena legte ihr eine Hand auf den Rücken. Pfarrer Emil sprach ein knappes Gebet, kaum mehr als ein Flüstern.

Als die Erde auf die Särge fiel, hob Anna Blumen auf. Für jede Schwester eine, für jeden der namenlosen Kinder eine. Die Dorfbewohner sahen sie an, viele mit tränenden Augen. Niemand würde jemals begreifen, wie viel Kraft dieser junge zerstörte Mensch aufbringen musste, um dort zu stehen. Es wurde beschlossen, auch Patrizia Hermann ein Denkmal zu setzen, obwohl man ihren Körper nie gefunden hatte.

Ihre Mutter, die wenige Monate nach dem Verschwinden ihrer Tochter gestorben war, hatte noch zu Lebzeiten etwas Geld beiseite gelegt. Die Gemeinde stellte eine kleine graue Steinplatte auf. Darauf stand: “Patrizia Hermann. Sie wollte helfen. Sie wird niemals vergessen sein.

Nach dem Begräbnis begann die langsame Genesung Eichenmors. Der Hof der Steinbrechers wurde einige Tage später abgerissen. Nicht aus Rache, sondern aus dem tiefen Bedürfnis, diesen Ort der Finsternis aus der Landschaft zu entfernen. Die Balken wurden verbrannt, die Steine verschart, der Boden wurde der Heide zurückgegeben. Und doch wußte jeder, die Erde vergißt nicht so schnell.

Wochen wurden zu Monaten und Eichenmor begann langsam wieder einen Alltag zu entwickeln, auch wenn ein Schatten über allem lag. Die Menschen sprachen leiser, achteten aufeinander mehr als zuvor und jedes Geräusch in der Nacht, besonders das Pfeifen des Windes über der Heide, ließ sie innerhalten. Doch sie lebten weiter.

Die Heide blühte, Schafe zogen über die Felder, Kinder spielten wieder auf dem Dorfplatz. Nur an bestimmten Orten blieb die Stille schwer. Auf dem Friedhof, im Pfahrhaus und vor allem im Kloster. Dort lebte Anna nun in stiller Routine, ihre Hände fast immer mit Stoff, Garn oder Holz beschäftigt, alles was ihr half, den inneren Sturm zu bändigen.

Die Nonnen entdeckten, dass sie ein erstaunliches Talent zum Nähen hatte. Bald fertigte sie Altartücher, Vorhänge, kleine Kleider für weisenkinder. Jede Bewegung ihrer Hände war ruhig, präzise, als würde durch das Handwerk ein kleines Stück Frieden in ihr wachsen. Doch die Nächte blieben eine Prüfung.

Manche Nonnen erzählten, dass sie oft Schweiß auf Annas Stirn gesehen hatten, wenn sie beim Morgengebet neben ihr knieten. Manchmal zitterte ihr Körper noch Stunden nach einem Albtraum. Schwester Magdalena blieb immer ihre engste Bezugsperson. Die beiden gingen oft abends durch den Klostergarten zwischen Wacholder und Heideraut, wo die Luft nach Erde und Harz roch.

“Du musst dir Zeit geben, Kind”, sagte Magdalenachmal. Anna nickte dann schweigend. Worte schienen ihr stets teuer zu sein. Währenddessen arbeitete Staatsanwalt Dingemann im Rathaus von Eichenmor weiter. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Wahrheit vollständig zu dokumentieren, nicht aus Sensationslust, sondern aus Verantwortung. Damit so etwas nicht wieder geschieht, sagte er oft.

Viele dieser Nächte verbrachte er allein, über Akten gebeugt, das alte Notizbuch von Steinbrecher neben sich. Die Einträge waren sachlich, klinisch und das war das Erschreckendste daran. Sie enthielten keine Reue, keine Schwäche, nur Daten, körperliche Beschreibungen, verquere religiöse Ansichten. Dingemann kopierte jede Seite, ordnete sie, schrieb Randnotizen.

Gleichzeitig hörte er die Stimmen der Dorfbewohner, interviewte erneut alle, die irgendwann etwas Verdächtiges bemerkt hatten. Die Frau, die Steinbrecher vor Jahren mit einem improvisierten Verband gesehen hatte. die Bäuerin, die bemerkte, daß die Mädchen immer dürrer wurden.

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