Der Höhepunkt dieses Dramas ist Orbáns tatsächliche Reise nach Moskau. Die Bilder dieses Abflugs gleichen einem Staatsbesuch. Als er landet, richten sich alle Kameras auf ihn. Der Händedruck mit Wladimir Putin: fest, gleichberechtigt. Die Botschaft ist unmissverständlich: Ungarn spricht hier als eigenständiger Akteur, nicht als Befehlsempfänger aus Brüssel.
Die Gespräche dauern länger als erwartet. Am Abend tritt Orbán in Moskau vor die Presse: “Wir haben darüber gesprochen, wie sich dieser Krieg beenden lässt. Ich werde diese Ideen nach Europa bringen. Wer Frieden will, muss reden.”
In diesem Moment blickt Brüssel fassungslos auf die Bildschirme. Einer der eigenen Regierungschefs tut exakt das, was die Kommission selbst monatelang verweigert hat. Fotografen fangen Ursula von der Leyen ein, wie sie ihr Büro verlässt – mit einem versteinerten Gesichtsausdruck. Sie ist zur Zuschauerin in einer Szene geworden, die sie nicht mehr kontrolliert.
Viktor Orbán hat de facto die europäische Außenpolitik gekapert. Er hat die Lähmung Brüssels entlarvt und sich selbst als pragmatischen Friedensstifter inszeniert, der mit allen Seiten spricht – mit Moskau und Kiew, mit Washington und Peking. Auf der Suche nach einer realistischen Lösung, die Stabilität über Ideologie stellt. Das Spiel hat sich verändert.