Schäfer-Schwesterns Zuchtscheune—37 vermisste Männer angekettet aufgefunden(als Zuchtbestand benutzt)

Die Zeitung priesen ihn als Symbol des neuen mutigen Journalismus. Doch in den Nächten, wenn er allein in seiner Freiburger Wohnung saß, hörte er manchmal wieder das Summ. dumpf, entfernt, kaum wahrnehmbar wie ein Echo aus einer anderen Welt. Er begann Briefe von Fremden zu erhalten. Manche lobten ihn, andere beschimpften ihn.

Ein Pfarrer aus Konstanz schrieb: “Was Sie gesehen haben, war kein Wahnsinn, sondern Versuchung. Der Mensch fällt, wenn er vergisst, dass das Böse immer menschlich ist.” Ein anderer Brief ohne Absender enthielt nur einen Satz. Sie haben das Nest zerstört, aber die Saat bleibt. Thomas verbrannte den Zettel, doch die Worte brannten sich in ihn ein.

Eines Abends, im Herbst klopfte es an seiner Tür. Ein Mann stand davor, in abgetragener Kleidung, mit einem Gesicht, das von Krankheit und Hunger gezeichnet war. “Ich war einer von ihnen”, sagte er leise. “Sie nannten mich acht. Ich habe gehört sie leben. Ich wollte sehen, ob es wahr ist. Thomas ließ ihn herein, gab ihm Suppe, saß ihm gegenüber.

Der Mann aß schweigend, zitternd. Dann hob er den Kopf. Ich höre sie noch. In meinen Träumen. Sie singen. Und manchmal seine Stimme brach. Manchmal wache ich auf und singe mit. Thomas spürte, wie sich die Luft im Zimmer veränderte. Draußen begann es zu regnen. Leise, stetig.

“Sie sind frei”, sagte er, aber der Mann schüttelte den Kopf. “Nein, niemand ist frei, nicht wenn man’s gehört hat.” Er stand auf, blickte zum Fenster, wo die Tropfen in schmalen Linien hinabglitten. “Ich wollte Ihnen danken, aber vielleicht hätten sie uns lieber im Feuer lassen sollen.” Dann ging er. Thomas lief ihm nicht nach. Er schrieb in jener Nacht nichts.

Stattdessen saß er lange am Schreibtisch, das Gewehr neben sich, die Fotografie der Scheune im Blick. Der Rauch auf dem Bild schien sich zu bewegen, lebendig. Und irgendwo in seinem Inneren regte sich die Frage, ob wirklich alles verbrannt war oder ob im Boden jener Hügel etwas zurückgeblieben war, etwas, das auf einen neuen Frühling wartete.

Im Frühling darauf kam ein Brief von der Gendarmerie. Man hatte in den Ruinen des Schäferhofes gegraben, um die letzten Beweise zu sichern. Man fand Metallreste, Glas und in der Erde unter den Balken einen zweiten verborgenen Kellerraum. Die Männer dort unten sein anders gewesen. Sie lebten nicht, aber sie waren auch nicht tot.

Mehr stand nicht in dem Brief. Kein Name, keine Erklärung, nur das Siegel der Behörde und ein Tintenfleck, der sich über das Papier zog wie ein schwarzer Riss. Thomas legte den Brief unter das Foto auf seinem Schreibtisch. Zum ersten Mal seit Monaten griff er nach der Schreibmaschine und er begann zu schreiben langsam, mit zitternden Fingern. Vielleicht war das Feuer nicht das Ende.

Vielleicht war es nur der Atem zwischen zwei Gebeten. Mit jedem Tag, der verging, wurde Thomas stiller. Die Stadt rauschte um ihn herum, modern, laut, rastlos, Zeitungen, Züge, Stimmen. Doch in ihm blieb nur das Echo des Waldes. Freunde sagten: “E habe sich verändert. Seine Augen sehen Dinge, die niemand sonst sah.

Er lachte selten, sprach wenig. Die Redaktion schickte ihn auf neue Aufträge, aber er brachte keine Artikel mehr zurück. Seine Texte wurden kürzer, dichter, dunkler. Kein Pathos, keine Sensation, nur Beobachtung. Kälte, Wahrheit ohne Trost. Im Sommer 1902 reiste er noch einmal nach Süden, offiziell, um über den Wiederaufbau der Berggemeinden zu schreiben.

Inoffiziell, um dorthin zurückzukehren, wo es begonnen hatte. Der Zug hielt in Trieberg und der Wind roch noch immer nach Harz und feuchtem Holz. Viele der Dorfbewohner, die ihn damals gemieden hatten, waren verschwunden oder alt geworden. Der Gendarm Brot war im Gefängnis, verurteilt wegen Beihilfe durch Unterlassung. Niemand sprach über die Schäferschwestern.

Ihr Name war aus den Kirchenregistern gestrichen worden, als hätte es sie nie gegeben. Thomas ging zu Fuß den alten Pfad hinauf. Der Wald war gewachsen, dichter, dunkler. Der Boden war weich, mit Moos bedeckt. Die Lichtung war kaum wieder zu erkennen. Wo einst der Hof gestanden hatte, lag nun nur eine Klefläche Erde aus der junge Birkensprossen.

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