Ein Mädchen bat einen Fremden nur um eine Rupi. Seine Antwort ließ sie fast den Tränen ausbrechen. An einem kühlen Nachmittag stand ein Mann im Anzug an einer deutschen Straßenbahnhaltestelle, gedanklich noch im Konferenzraum, als plötzlich ein kleines Mädchen vor ihm stehen blieb. Ihre Finger umklammerten den Riemen ihres Schulranzens.
Die Lippen zitterten. “Entschuldigung”, flüsterte sie. “Haben Sie vielleicht eine Rupi?” “Nicht einen Euro, nicht Kleingeld? Eine Rupi?” Seine Stirn legte sich in Falten und Sekunden später standen ihr Tränen in den Augen. Lea war 9 Jahre alt und heute hatte ihre Lehrerin gesagt: “Morgen bringt ihr bitte einen Gegenstand mit, der etwas über eure Familie erzählt.
” Die Kinder hatten sofort von alten Uhren, Fußballtrikots und Familienfotos gesprochen. Lea aber hatte nur an eine kleine glänzende Münze denken müssen, die sie nicht mehr hatte. Ihr Papa war vor zwei Jahren gestorben. Er war im Mumbai geboren, nach Deutschland gezogen, hatte ihr einmal eine indische Rupi in die Hand gelegt und gesagt: “Wenn du die anschaust, denk daran.
Du gehörst zu zwei Welten. Kurz danach war er krank geworden und irgendwann war die Münze verschwunden zwischen Umzugskartons und Krankenhausbesuchen.” “Frag doch deine Lehrerin, ob ein Foto reicht”, meinte ihre Mutter müde am Abendbrautisch. Doch lea schüttete den Kopf. Sie wollte keine Kopie. Sie wollte wieder eine echte Rupi, etwas, das sich kalt und auch warm in der Hand anfühlt.
Ri stand an derselben Haltestelle, die Aktentasche an der Seite, das Handy in der Hand. Der Arbeitstag war lang gewesen. Präsentation in einem Glasbüro, Zahlen, Diagramme, höfliche Lacher. Seit Jahren arbeitete er in Deutschland als Berater, wohnte in einer mittelgroßen Stadt, aß mittags in denselben Caféses, vorabends mit denselben Bahnen.

Seine Mutter schickte ihm wöchentlich Sprachnachrichten aus Indien. “Wann kommst du mal wieder? Dein Vater fragt immer nach dir. Den Nachrichten hörte man an, daß der Vater schwächer wurde. Hai, hörte sie, nickte, legte das Handy weg, machte weiter. Bald, sagte er sie seit 5 Jahren. Heute war einer dieser Tage, an denen ihm alles hohl vorkam.
Der Bonus, das neue Auto, die Hotelzimmer mit weißen Len. Er starrte auf das Schienennetz vor ihm, als würde es eine Richtung zeigen, die nicht im Fahrplan stand. Entschuldigung. Das leise Wort ließ ihn aus seinen Gedanken aufschrecken. Vor ihm stand leer, die Zöpfe etwas schiefgebunden, die Augen groß und unsicher.
“Hast du dir verlaufen?”, fragte Riv automatisch. Sie schüttete den Kopf. “Ich Ich brauche nur eine Rupi.” “Eine indische? “Haben Sie vielleicht eine?” Er blinzelte. “Eine Rupi”. Warum das denn? Elas Blick huschte zu seiner braunen Haut, seinem schwarzen Haar, dann schnell wieder weg. Mein Papa war aus Indien”, sagte sie hastig.
“Ich soll morgen was mitbringen, was zu meiner Familie pasßt. Er hatte mir eine Rupi geschenkt, aber ihre Stimme brach.” Ich habe sie verloren. Einen Moment lang sagte Riv nichts. In seinem Portemonnae steckte Euro, ein paar Karten, eine Fahrkarte und ganz hinten unscheinbar eine einzige Rupi, die sein Vater ihm am Flughafen zugesteckt hatte, bevor er nach Deutschland ging.
“Damit du uns nicht vergisst”, hatte er damals gesagt. Riv griff langsam in seine Jackentasche, zog das Portemonnaie heraus und öffnete es, als würde er eine alte Wunde aufmachen. Sein Finger glitt über das Leder, über Kreditkarten, bis ganz hinten die dünne, fremde Münze spürbar wurde. Er hielt inne.
Diese Rupi war sein letzter kleine Anker an Zuhause. Etwas, das er nie aus der Hand gegeben hatte, auch wenn er sie kaum ansah. Leas Augen folgten jeder seine Bewegungen, voller Hoffnung und gleichzeitig mit der Angst, zu viel zu verlangen. “Weißt du”, begann er leise. “Mein Vater hat mir diese Rupi gegeben, als ich hierhergezogen bin.
Ich habe sie nie benutzt. Sie war mein Stück Heimat.” Lea senkte den Blick. Es ist okay. Ich ich hätte nicht fragen sollen”, flüsterte sie und wollte schon zurücktreten. Hajiv atmete tief ein, dann kniete er sie vor ihr hin, legte die Münze in ihre offene Hand und schloss sanft ihre Finger darum. “Aber heute braucht jemand anderes mehr als ich.
” Lea starrte auf ihre geschlossene Hand, als konnte sie nicht glauben, was gerade passiert war. “Aber das ist doch wichtig für sie”, stammelte sie. Hai lächelte müde, aber warm. Manchmal merkt man erst, was wirklich wichtig ist, wenn man etwas losl”, sagte er. “Darf ich dich um etwas bitten? Wenn du morgen in der Schule von deinem Papa erzählst, dann sag ihnen auch, dass irgendwo ein seine Heimat zurück in sein Herz gelassen hat, weil ein Mädchen ihn daran erinnert hat.
” Ihre Augen fühlten sich mit Tränen, doch diesmal waren es andere Tränen, gemischt auf Verlust, Dankbarkeit und einem seltsamen Gefühl von Verbundenheit. “Ich verspreche es”, flüsterte sie. Die Bahn fuhr ein, quietzte kurz. Lea stieg mit ihrer Mutter ein, die das Ganze aus einiger Entfernung beobachtet hatte und Riv beim Einsteigen einen langen, dankbaren Blick zuwarf.
Hai blieb stehen, das Handy noch in der Hand, das Herz plötzlich schwer und gleichzeitig leichter. Er scrollte durch seine Nachrichten, tippte auf Mama. Diesmal wählte er nicht nur ab. “Ma”, sagte er, als Ranging. “Ich komme bald. Wirklich? Und Papa, kannst du ihm sagen, dass ich unsere Rupi weitergegeben habe? Am nächsten Tag hielt Lea die kleine Münze vor ihrer Klasse hoch und erzählte von einem Papa, den sie liebte, und einem Fremden, der sich plötzlich nicht mehr fremd anfühlte.
Manchmal kostet es nur eine einzige Frage, um zwei Welten wieder zu verbinden. Wenn die solche leisen echten Wunder berühren, dann kommt zurück zu Sesal Theoss. Dort werden aus kleinen Gästen große Geschichten.