Sie parkte das Auto und ging auf die Kirche zu, den Mantelkragen gegen den Regen hochgezogen. Die schweren Holztüren knarten in ein schwach beleuchtetes Heiligtum, das nach altem Stein und Bienenwachs roch. Dort, auf einer einfachen Holzbank nahe dem Altar, saß Lukas. Er spielte nicht ihre Ganerie, sondern eine einfache, dunkle Geige, die alt aussah, aber liebevoll gepflegt wurde.
Er spielte für ein Publikum von einem einen älteren Priester, der mit geschlossenen Augen zuhörte. Er hörte auf zu spielen, als er sie sah. Sein Körper spannte sich an, als er einen Schlag erwartete. Der Priester schenkte ihr ein sanftes, wissendes Lächeln und schlich sich leise davon, sie allein lassend. Das einzige Geräusch war der Regen, der gegen die Buntglasfenster peitschte.
“Ich habe das in einem Pfandhaus gefunden”, sagte Lukas leise, seine Stimme heiser, mit der Geige gestikulierend. Ich habe hier nachmittags gespielt für Essen und einen Platz, um der Kälte zu entgehen. Ich wollte versuchen, einen Weg zu finden, mich zu entschuldigen. Isolde schüttelte den Kopf und machte einen zögernden Schritt näher.
Die Machtdynamik zwischen ihnen hatte sich völlig umgekehrt. In ihrer sterilen Villa war sie die Königin gewesen. Hier in diesem bescheidenen heiligen Raum war sie die Eindringling. “Nein”, sagte sie, ihre Stimme zitterte leicht. Ich bin es, die sich entschuldigen sollte, was ich getan habe, was ich gesagt habe, es war unverzeihlich.
Sie stand vor ihm, ihrer Unternehmensrüstung beraubt. In dieser Nacht hast du nicht nur Geige gespielt, du hast meinem Leben einen Spiegel vorgehalten. Und was ich sah, war nichts nur ein leeres, hohes Ding. Deine Musik, sie hat etwas in mir geweckt, etwas, dass ich längst für tot gehalten hatte. Tränen stiegen Lukas in die Augen.
Mein Vater sagte immer Musik könne heilen flüsterte er. Ich habe nur nie geglaubt, dass es bei jemandem wirken könnte, der nicht zuhörte. Isolde gelang ein schwaches, wässriges Lächeln. Er hatte recht. Sie atmete tief ein. Die Luft in ihren Lungen fühlte sich sauber und neu an. Die Worte kamen nicht als Befehl oder Vorschlag, sondern als demütige Bitte. Lukas.
Meine Herausforderung in jener Nacht war ein grausamer Scherz, geboren aus Arroganz. Aber dein Mut, sie anzunehmen, er hat mich verändert. Ich verdiene deine Vergebung nicht, aber ich möchte den Rest meines Lebens damit verbringen, sie zu verdienen. Ich habe eine Stiftung gegründet, die von Bergstiftung für Musikkünste. Ihre Mission ist es, junge kämpfende Musiker zu fördern, Instrumente und Stipendien bereitzustellen, damit niemand mit einem Talent wie einem jemals im Stich gelassen wird.
Sie sah ihn an, ihre Augen flehend. Ich weiß nicht, wie man sie führt. Ich weiß nur, wie man Dinge erwirbt. Du weißt, wie man sie aufbaut. Bitte hilf mir. Jahre später wurde der Name Isolde von Berg nicht mehr mit Furcht und Groll in den Vorstandsetagen Münchens ausgesprochen, sondern mit Respekt und Bewunderung in seinen Konzertseelen und Musikschulen.
Die Stiftung florierte und wurde zu einem Leuchtturm der Hoffnung für Künstler in ganz Deutschland. Isolde war immer noch eine brillante Geschäftsfrau, aber ihr rücksichtsloser Ehrgeiz war nun von einem tiefen Sinn für Zweckmäßigkeit gemildert und an ihrer Seite nicht als Spektakel oder Projekt, sondern als ihr Partner und schließlich ihr Ehemann war Lukas.
Er wurde der künstlerische Leiter der Stiftung, ein verehrter Mentor, der Genie an den unwahrscheinlichsten Orten entdecken konnte. Sie waren ein seltsames Paar, die Frau aus Eisen und Glas und der Mann aus Holz und Seele. Aber ihre Liebesgeschichte entstand nicht aus einem spöttischen Antrag. Sie wurde Note für Note aufgebaut, auf einem Fundament aus gegenseitigem Respekt, geteiltem Zweck und der bleibenden Erinnerung an Nacht, in der eine einzige herzzerreißende Melodie einen Raum voller Stolz zum Schweigen brachte und zwei Herzen erweckte. Bei jeder
Stiftungsgala spielte Lukas und die Solde saß in der ersten Reihe nicht als Mädzenin, sondern als Gläubige, ihre Augen voller Tränen, für immer in Ehrfurcht vor dem obdachlosen Mann, dessen Musik der Millionärin das Leben gelehrt hatte.