Teil 1: Die Ankunft des Omen. Was würdest du tun, wenn eine scheinbar unschuldige Kreatur die Dunkelheit in dein Dorf bringt? Im friedlichen Wolfshain markiert die Ankunft eines weißen Hundes mit einer blutroten Nase den Beginn einer schrecklichen Zeit. Beginnend mit Kleinigkeiten, schleichen sich Misstrauen und Zwietracht ein und säen Angst in jedes Herz. Ist dies nur ein verirrtes Tier oder das Omen eines erwachenden, uralten Fluchs?

Teil 1: Die Ankunft des Omen

 

Tief in den Falten eines vergessenen Tals, umgeben von einem undurchdringlichen Ring aus nebelverhangenen Wäldern, lag das Dorf Wolfshain. Es war ein Ort außerhalb der Zeit, ein Relikt aus einer Ära, in der die Welt noch von Flüstern und alten Mächten regiert wurde. Die Bewohner von Wolfshain lebten nach den Rhythmen der Natur und den Gesetzen ihrer Ahnen. Ihr Glaube war so tief wie die Wurzeln der alten Eichen, die ihr Dorf bewachten, und ihr Aberglaube so dicht wie der Nebel, der jeden Morgen aus dem Moor aufstieg.

Der Frieden in Wolfshain war jedoch ein brüchiger. Es war ein Frieden, der auf dem ungeschriebenen Pakt beruhte, die Dunkelheit des Waldes nicht zu stören und die Geister der Vergangenheit ruhen zu lassen. Jeder wusste, dass die Stille des Tals ihren Preis hatte, und dieser Preis war Wachsamkeit. Doch mit der Zeit wurde die Wachsamkeit zur Gewohnheit und die Angst zu einer leisen Melodie im Hintergrund ihres Lebens.

 

An einem Tag, als der Herbst das Land mit einem Teppich aus Gold und Rost überzog, geschah etwas Seltsames. Ein Junge namens Emil, dessen Herz so rein war wie das Quellwasser, das von den Bergen floss, fand am Waldrand eine Kreatur, wie er sie noch nie gesehen hatte. Es war ein Hund von der Farbe frisch gefallenen Schnees. Sein Fell war makellos weiß, ein leuchtender Fleck in der Dämmerung des Waldes. Doch es war seine Nase, die den Jungen innehalten ließ. Sie war von einem tiefen, unnatürlichen Rot, als hätte jemand einen Rubin in das Gesicht des Tieres gesetzt oder als wäre sie mit frischem Blut befleckt.

 

Der Hund schien weder wild noch aggressiv zu sein. Er saß still da, seine Augen wie zwei polierte Bernsteine, und blickte Emil mit einer unergründlichen Traurigkeit an. Der Junge, dessen Mitleid größer war als seine Furcht, näherte sich langsam und bot dem Tier ein Stück Brot an, das er in seiner Tasche hatte. Der Hund nahm es sanft aus seiner Hand, und in diesem Moment war das Schicksal von Wolfshain besiegelt.

 

Emil, überzeugt davon, einen verlorenen Freund gefunden zu haben, nannte ihn “Schneeflocke” und führte ihn ins Dorf. Die Ankunft des weißen Hundes spaltete die Gemeinschaft. Die Kinder waren von seiner einzigartigen Erscheinung fasziniert, und einige der jüngeren Dorfbewohner sahen in ihm nur ein verirrtes Tier, das Schutz suchte. Doch die Älteren, deren Augen die Muster der Vergangenheit lesen konnten, spürten ein tiefes Unbehagen.

 

Elara, die weise Frau des Dorfes, deren Gesicht eine Landkarte aus Falten war, trat aus ihrer Hütte, als sie die Nachricht hörte. Ihr Blick fiel auf den Hund, und ein Schauder durchlief ihren alten Körper. “Das ist kein gutes Omen”, flüsterte sie mit einer Stimme, die wie das Rascheln trockener Blätter klang. “Weiß ist die Farbe des Geistes und Rot die Farbe des Blutes. Diese Kreatur ist ein Bote, ein wandelndes Zeichen. Ihr habt eine Tür geöffnet, die besser verschlossen geblieben wäre.”

Der Dorfvorsteher, ein pragmatischer und stämmiger Mann namens Konrad, lachte ihre Worte weg. “Alter Aberglaube, Elara. Es ist nur ein Hund. Er wird niemandem schaden.” Er erlaubte Emil, das Tier vorerst zu behalten, eine Entscheidung, die er bald bitter bereuen würde.

In den folgenden Tagen begann sich ein subtiles Gift in das Leben von Wolfshain einzuschleichen. Es begann mit kleinen Dingen. Die Milch in den Kannen wurde über Nacht sauer. Das Vieh auf den Weiden wurde unruhig und krank. Die Nächte wurden kälter als gewöhnlich, und die Dorfbewohner wurden von Albträumen geplagt, in denen sie von einem weißen Schatten mit glühend roten Augen verfolgt wurden. Der Hund selbst tat nichts. Er wanderte still durch die Gassen, sein weißes Fell ein stummer Vorwurf in der dörflichen Idylle. Er bellte nie, knurrte nie. Er beobachtete nur. Seine Anwesenheit war wie ein leises, unaufhörliches Summen, das die Nerven bis zum Zerreißen spannte.

 

Die Zwietracht begann zu keimen. Ein Bauer beschuldigte seinen Nachbarn, seine Brunnen vergiftet zu haben. Eine Frau behauptete, die Frau des Bäckers habe ihre Kinder verhext. Alte Feindseligkeiten, die lange unter der Oberfläche geschlummert hatten, brachen wieder auf. Misstrauen kroch wie ein kalter Nebel in die Herzen der Menschen. Und immer, wenn ein Streit ausbrach, schien der weiße Hund in der Nähe zu sein, ein stiller Zuschauer, dessen rote Nase in der Dämmerung wie ein Tropfen Blut leuchtete.

 

Konrad versuchte, die Ordnung aufrechtzuerhalten, aber seine pragmatische Weltanschauung zerbröckelte angesichts des schleichenden Wahnsinns. Er sah, wie die Gemeinschaft, die er sein Leben lang gekannt hatte, von innen heraus zerfraß. Elaras Warnungen hallten ihm in den Ohren.

 

Der Wendepunkt kam während des Erntefestes, das eigentlich ein Fest der Einheit und des Dankes sein sollte. In dieser Nacht, unter dem blassen Licht eines kränklichen Mondes, brach in der größten Scheune des Dorfes ein Feuer aus. Die Flammen schlugen gierig in den Himmel und verschlangen die Ernte eines ganzen Jahres. Die Dorfbewohner rannten in Panik umher, ihre Schreie mischten sich mit dem Knistern des Feuers. Doch es war nicht der Verlust der Ernte, der ihnen das Blut in den Adern gefrieren ließ.

Als das Dach der Scheune in einem Funkenregen einstürzte, sahen sie ihn. Auf einem nahegelegenen Hügel, scharf abgezeichnet gegen die lodernden Flammen, saß der weiße Hund. Er rührte sich nicht. Er saß einfach da, sein Kopf leicht geneigt, und beobachtete die Zerstörung. Das Feuer spiegelte sich in seinen Augen, und seine rote Nase schien in der Dunkelheit zu pulsieren, ein bösartiges, schlagendes Herz. In diesem Moment verstanden sie alle. Dies war kein Hund. Es war der Teufel selbst, gekleidet in die Haut der Unschuld. Es war Quỷ Cẩu, der Dämonenhund. Und sein Werk in Wolfshain hatte gerade erst begonnen.

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