2. Infrastruktur und die Gefahr der Sondervermögen
Auch beim notwendigen Ausbau von Straßen, Brücken und Gleisen lehnt Chrupalla die gewählte Finanzierungsstruktur ab. Er befürwortet zwar die Infrastrukturmaßnahmen, lehnt aber die Ausgliederung in Sondervermögen ab, da diese außerhalb der normalen Haushaltskontrolle des Parlaments liegen.
Für ihn ist dies ein Prinzip: Alle Ausgaben müssen im normalen Haushalt abgebildet werden, um unter der Kontrolle des Parlaments zu stehen. Dieses Argument dient dazu, die Regierung als Akteur darzustellen, der versucht, sich der parlamentarischen Kontrolle zu entziehen, während die AfD die Hüterin der demokratischen Haushaltsdisziplin sei.
V. Schlusswort: Die Demokratie im Zeitalter des Verdachts
Die politische Auseinandersetzung im ZDF-Morgenmagazin wird von den Begleitstimmen im Video als ein tiefgreifendes Problem der Debattenkultur identifiziert. Der moralische Vorwurf des Moderators, der in der Unterstellung „Hast du was an der Rübe!?“ gipfelt, sei ein gefährlicher Sprung über einen Abgrund. Er diene nicht der Aufklärung, sondern der moralischen Abwertung des politischen Gegners.
Wie der Sprecher im Video schlussfolgert: „Statt Argumente zu widerlegen, wird das Gegenüber moralisch disqualifiziert.“
Dieser Mechanismus erzeugt ein Klima des Misstrauens, in dem jede Abweichung vom politischen Mainstream reflexhaft als fremdgesteuert oder krude dargestellt wird. Unabhängig von der Bewertung der AfD-Positionen zur Außenpolitik, geht es um die Grundfesten der Demokratie. Wer jede unbequeme Position reflexhaft mit ausländischer Einflussnahme erklärt, beraubt sich der Fähigkeit, ernsthaft zu debattieren, verliert den Respekt vor dem politischen Gegner und untergräbt so das Fundament der Debattenkultur.
Die zentrale Lehre aus Chrupallas Lektion, so lautet die Schlussfolgerung, ist: Demokratie ist stark, wenn sie streitet. Sie wird schwach, wenn sie den Streit ersetzt durch Verdacht.
Tino Chrupalla mag mit seinen Positionen polarisieren, doch im ZDF-Studio lieferte er einen Lehrbuchfall dafür, wie man sich gegen Diffamierung wehrt und gleichzeitig die Kernbotschaften der eigenen Partei – Friedenssehnsucht, Haushaltsdisziplin, deutsche Interessen zuerst – in den Vordergrund stellt. Der „Schuldenorgie“ der Regierung stellt er nicht nur eine Sparliste gegenüber, sondern eine philosophische Haltung: Die Notwendigkeit der Entspannungspolitik in einer gefährlichen Welt, finanziert durch die Rückbesinnung auf die eigenen Bürger.