Es gibt Bilder, die sich in das kollektive GedĂ€chtnis einer Nation einbrennen. Sie sind selten klar, dafĂŒr aber umso beunruhigender, weil sie die beinahe greifbare NĂ€he zur Wahrheit zeigen, wĂ€hrend das letzte Puzzleteil noch fehlt. Ein solches Bild wurde in der ZDF-Sendung âAktenzeichen XY ungelöstâ prĂ€sentiert: ein unscharfes, verwackeltes Handyfoto, aufgenommen am Tag von Fabians Verschwinden, genau am Fundort der spĂ€teren Leiche. Im Zentrum des Bildes: dichter, weiĂer Rauch, der aus dem GebĂŒsch steigt. Am Rande: eine dunkle, verschwommene Struktur, die die Ermittler elektrisiert hat und von der sie nun mutmaĂen: Könnte es sich hierbei um den TĂ€ter selbst handeln? Ăber dieses mysteriöse Foto, die schockierende Zeugin, die es aufgenommen hat, und die fĂŒnf unbekannten SpaziergĂ€nger, die zur Tatzeit dort waren, reden wir heute. Das ist nicht irgendein BeweisstĂŒck â das könnte der langersehnte âDurchbruchâ sein, auf den alle gewartet haben.

Das brisante Beweismittel: Eine Momentaufnahme des Verbrechens
Das Foto, das auf den ersten Blick unspektakulĂ€r wirkt, ist in Wahrheit ein seltenes, forensisches Geschenk. Es entstand am abgelegenen TĂŒmpel bei Klein Upahl (Mecklenburg-Vorpommern), an dem der Körper des achtjĂ€hrigen Fabian vier Tage spĂ€ter gefunden wurde. Entscheidend ist der Zeitpunkt: Die Zeugin stand dort nach bisherigen Angaben genau in jenem Zeitraum, den die Ermittler als Tatzeit identifiziert haben â zwischen 11:00 und 15:00 Uhr.
Man muss sich die unfassbare Konstellation vergegenwĂ€rtigen: Innerhalb dieses engen, vierstĂŒndigen Zeitfensters muss der TĂ€ter Fabian getötet, den Körper transportiert und schlieĂlich versucht haben, ihn durch Feuer unkenntlich zu machen. Und genau in diesem kritischen Moment befand sich eine Zeugin mit ihrem Handy nur wenige Meter entfernt und hat das Geschehen dokumentiert, ohne es zu wissen.
Im Zentrum der Aufnahme sieht man weiĂen, dichten Rauch, der frisch wirkt, als wĂŒrde gerade etwas verbrennen oder wĂ€re ein Brand gerade erst erloschen. Die Ermittler sagen ganz klar, dass die Leiche verbrannt wurde, um Spuren zu verwischen. Das bedeutet, dass der Rauch, den die Zeugin festhielt, der Endpunkt der Tat war â der Versuch des TĂ€ters, seine Spuren zu beseitigen. Der TĂ€ter glaubte, an diesem abgelegenen Ort unbemerkt zu sein, doch er unterschĂ€tzte, wie viele Augen selbst an scheinbar verlassenen PlĂ€tzen unterwegs sein können.
Die unschuldige Zeugin: Zufall als SchlĂŒssel zur Wahrheit
Die Frau, die dieses potenziell entscheidende Foto machte, war keine Journalistin, kein Ermittler. Es war eine ganz normale Frau, die an diesem Tag einfach spazieren gehen wollte. Laut Staatsanwaltschaft hat sie keinen Bezug zu Fabian oder seiner Familie. Sie war nicht emotional involviert und hatte keinen Grund, irgendetwas zu dramatisieren. Gerade das macht ihre Aussage so wertvoll.
Sie sah etwas, das sie irritierte â ungewöhnlichen Rauch im Wald â und dokumentierte es instinktiv mit ihrem Handy. Kein inszeniertes Bild, keine Absicht dahinter, nur eine spontane Reaktion auf eine ungewöhnliche Situation. Sie ahnte nicht, dass sich vielleicht nur wenige Meter von ihr entfernt der Tatort eines brutalen Mordes befand. Erst spĂ€ter, als der Fall öffentlich wurde und die Ermittler das Foto zur Fahndung freigaben, wurde ihr bewusst, wie bedeutend dieser Moment sein könnte.
Doch die Zeugin berichtete noch etwas anderes, etwas, das die Ermittler sofort elektrisierte und das eigentliche RĂ€tsel des Falles vertieft: Sie sprach von mehreren Menschen, die sie an diesem Tag in der NĂ€he des TĂŒmpels gesehen haben will.
Das Phantom der fĂŒnf Unbekannten: Der wahre Durchbruch?
Laut ihren Angaben sollen sich in diesem kritischen Zeitraum fĂŒnf Personen in rĂ€umlichem Zusammenhang nahe des TĂŒmpels aufgehalten haben. Nicht gleichzeitig, aber als Wanderer oder SpaziergĂ€nger. Und genau diese fĂŒnf Personen sind bis heute nicht gefunden.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es sich mutmaĂlich um Urlauber handeln könnte, die möglicherweise kein Fernsehen schauen oder bereits wieder abgereist sind, ohne zu wissen, dass ihre Beobachtung den Fall völlig verĂ€ndern könnte.
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FĂŒnf Menschen waren zur Tatzeit am Tatort, und keine einzige dieser Personen hat sich bisher gemeldet. Das ist das frustrierendste Element in diesem Fall.
Diese Menschen könnten zufĂ€llige Beobachtungen gemacht haben, die den Fall lösen können: Ein fremdes Nummernschild, eine Person, die nicht dorthin passte, ein Auto, das zu schnell den Waldweg verlieĂ. Die Zeugin, die das Foto machte, sah diese Menschen. Das beweist, dass der TĂ€ter nicht allein in völliger Abgeschiedenheit gehandelt hat. Es bedeutet, dass er entweder sehr sicher war oder sehr unvorsichtig.
Die Ermittler wissen, dass der wahre SchlĂŒssel nicht unbedingt das Foto selbst ist, sondern die Informationen, die einer dieser fĂŒnf verschwundenen Zeugen besitzt. Man sucht sie verzweifelt.
Das RĂ€tsel der dunklen Gestalt: Pareidolie oder TĂ€ter?
Aber das eigentliche GesprĂ€chsthema, das die sozialen Medien nach der XY-Sendung explodieren lieĂ, ist die dunkle, verschwommene Struktur am Rand des Fotos.
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Auf den ersten Blick wirkt es wie ein Busch oder Unterholz.
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Auf den zweiten Blick hat diese Struktur jedoch etwas Menschliches â eine Form, ein Schatten, eine Silhouette.
Seit der Ausstrahlung kursieren im Internet zahllose Diskussionen. Einige Zuschauer sind ĂŒberzeugt, dass man dort den TĂ€ter in flagranti erkennen kann â am Tatort beim Versuch, Spuren zu verwischen. Andere glauben, dass es eine der fĂŒnf gesuchten SpaziergĂ€nger ist, die stehen geblieben sind, um den Rauch zu sehen. Wieder andere sind sicher, dass es nichts weiter als Blattwerk ist, eine optische TĂ€uschung, verstĂ€rkt durch den Rauch, das Licht und die Erwartungshaltung.
Die Ermittler haben öffentlich nicht gesagt, dass dort eine Person zu sehen ist. Sie haben auch nicht gesagt, dass es nur ein Busch ist. Sie haben das Foto fĂŒr sich sprechen lassen. Und genau diese Entscheidung ist bemerkenswert.
Die Strategie der Polizei: Wenn etwas eindeutig erkennbar wĂ€re, hĂ€tte man es gesagt. Dass man es nicht sagt, lĂ€sst nur zwei SchlĂŒsse zu: Entweder man weiĂ es nicht sicher, oder man weiĂ es und möchte nicht riskieren, den TĂ€ter zu warnen. Die Ermittler nutzen die Spekulationen bewusst, um den Fahndungsdruck zu erhöhen und die abgebildete Person â falls sie unschuldig ist â dazu zu bringen, sich freiwillig zu melden.
Die Kriminaltechnik steht vor einer gewaltigen Aufgabe: Sie muss prĂŒfen, aus welchem Winkel das Foto aufgenommen wurde, wie hoch die Flammen waren, wie dicht der Rauch war und welche Windrichtung herrschte. Aus diesen Informationen kann man ableiten, wie lange das Feuer bereits brannte und ob es kontrolliert wirkte oder panisch entzĂŒndet wurde. Auch die Frage, ob an der Stelle, an der die Silhouette steht, tatsĂ€chlich FuĂspuren erkennbar sind oder Ăste abgeknickt waren, wird geprĂŒft.
Der TĂ€ter-Fehler: Das Auto und der logistische Engpass
Die Ermittler gehen davon aus, dass der TĂ€ter Fabian nicht zu FuĂ zum Fundort gebracht haben kann, da dieser zu weit von GĂŒstrow entfernt liegt. Sie sagten erstmals öffentlich in âAktenzeichen XYâ, dass sie von einem Fahrzeug ausgehen.
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Der logistische Engpass: Die Tat, der Transport des Körpers und die Verbrennungsversuche mussten in nur vier Stunden stattfinden. Dies lĂ€sst dem TĂ€ter kaum Spielraum fĂŒr Fehler.
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Der Beweis der Unvorsichtigkeit: Das Foto beweist, dass der TĂ€ter seine letzte, riskanteste Handlung â das AnzĂŒnden des Feuers â nicht im Schutz völliger Abgeschiedenheit vornahm. Er musste gewusst haben, dass er entdeckt werden könnte, was auf einen TĂ€ter schlieĂen lĂ€sst, der den Ort entweder sehr gut kannte oder panisch und improvisiert handelte.
Vielleicht hat einer der fĂŒnf SpaziergĂ€nger dieses Auto gesehen, ohne zu ahnen, wie wichtig diese Beobachtung sein könnte. Die Zeugin, die das Foto machte, sah Menschen in der NĂ€he. Das bedeutet, dass der TĂ€ter nicht allein handelte oder bewusst das Risiko der Entdeckung einging.
Fazit und Appell: Die Gerechtigkeit fĂŒr Fabian
Die Bedeutung dieses Fotos wĂ€chst mit jedem Tag, der vergeht. Nicht nur wegen des Rauchs, nicht nur wegen des Zeitpunkts, sondern wegen der Tatsache, dass die Zeugen und die fĂŒnf unbekannten SpaziergĂ€nger zur selben Zeit dort waren. Das ist keine zufĂ€llige Konstellation in einem Mordfall.
Der wahre Durchbruch, von dem die Ermittler sprechen, ist die Hoffnung, dass die fĂŒnf Menschen gefunden werden, die zur Tatzeit am entscheidenden Ort waren und die Information besitzen, die bisher fehlt. Ein Auto, eine Silhouette, eine Stimme, ein GerĂ€usch. Jede Aussage kann den entscheidenden Unterschied machen.
Das Foto, das nun die gesamte Nation beschĂ€ftigt, ist somit weniger ein direkter Beweis, als vielmehr ein Katalysator fĂŒr die Suche nach den SchlĂŒsselzeugen. Es spiegelt die gesamte Ermittlung wider: Es kann alles bedeuten oder gar nichts. Es kann ein Durchbruch sein oder ein Zufall. Es kann zeigen, dass jemand dort war, der eine Rolle spielt, oder einfach einen Moment festhalten, der niemanden entlastet und niemanden belastet.
Die kommenden Wochen werden zeigen, ob dieses Foto wirklich hĂ€lt, was es zu versprechen scheint. Ob die fĂŒnf SpaziergĂ€nger gefunden werden, ob sich jemand von ihnen als entscheidender Zeuge herausstellt und ob die verschwommene dunkle Silhouette wirklich der SchlĂŒssel zur Gerechtigkeit fĂŒr Fabian ist.