(1898, Unterfranken) Die makabre Geschichte der Erbinnen Blum: Schwestern als Geliebte ihres Vaters

Der Amtsmann senkte das Kinn. “Man muss die Wahrheit aufnehmen”, sagte er schließlich, “ها auch wenn sie das Brot hart macht.” Margarete widersprach nicht, bat nicht, weinte nicht. Sie stand da, als habe sie zwei Leben hinter sich und wolle keines davon behalten. Man legte ihr Hände an Handgelenke, die weder flohen noch kämpften.

Klara machte einen Schritt nach vorn, doch ihr Fuß rutschte auf dem Dielenrand und sie blieb stehen, als hätte der Boden sie ermahnt. Agnes erhob sich, wischte mit der Hand über die Augen, nicht um Tränen zu vertreiben, sondern um die Welt klarer zu sehen, die durch sie hindurchging, wie durch dünnes Glas. Warum?”, fragte der Schreiber mehr zu sich als zu ihr.

Margarete antwortete: “Weil ein Haus kein Altar für Unrecht ist. Weil Reinheit nicht betet, sondern handelt, wenn niemand betet.” Der Pfarrer fuhr zusammen, als hätte ihn jemand bei der Kehle gepackt. Das Wort Reinheit klang in der Stube, als sei es ein Messer, das noch einmal glänzen wollte. Man führte Margarete hinaus.

Der Schnee nahm den Abdruck ihrer Schritte wie eine Pflicht an. Die Nachbarn standen unter Bäumen und taten so, als wären es sie, die den Schatten werfen. Ein Kind fragte, was geschehen sei, und die Mutter legte ihm die Hand auf den Mund. Sanft, aber bestimmt. In Unterfranken lernt man früh, daß manche Fragen das Licht nicht vertragen.

Klara und Agnes blieben im Haus zurück, als hätte man ihnen je eine Entscheidung gelassen. Der Hund folgte auf halber Strecke, blieb dann die Pfoten gespreizt und jaulte einmal lang, als rissse ihm jemand den Mond aus dem Maul. In der Küche saßen die Mägte nebeneinander, die Schürzen über den Knien. und hielten sich an den Rändern der Stühle fest, als wären Stühle Bote.

Der Amtsmann ordnete ein, was sich ordnen ließ. Ein Siegel an der Speisekammer, eine Liste der Dinge, die der Wahrheit in die Hände spielten. “Eine Wache für die Nacht. Morgen kommen die Herren aus der Stadt”, sagte er, mit Fragen, die sie in Büchern gelernt haben. Er klopfte dem Hund gegen den Hals, vorsichtig und verließ den Raum, als trüge er ein Glas bis zum Rand gefüllt.

Am Abend saßen Klara und Agnes in der Stube, die jetzt zu groß war. Das Damasuch war fort, der Tisch nackt, das Holz roh. Die Kerzen flackerten, als wollten sie davon laufen. Klara sprach zuerst flüsternd: “Es war!” Sie brach ab. Worte wie diese ließen sich nicht über den Tisch schieben, ohne zu zerbrechen.

Agnes legte die Hand auf ihre eigene Kehle, als spüre sie dort den Faden, an dem die Nacht sie geführt hatte. Was wir sagten war nie ein Gebet”, murmelte sie. “Was wir taten, war nie Liebe.” Klarer fuhr herum, als hätte sie einen Schlag bekommen. Und doch nickte sie, klein, kaum sichtbar. Manchmal ist Zustimmung der erste Stein, den man aus der Mauer zieht.

Im Dorf machte man Feuer mit Wacholder und sprach von den Raunächten, die vorüber seien und doch Spuren hinterlassen hätten. Alte Frauen erzählten, man dürfe in solchen Zeiten keine Spindeln laufen lassen, sonst verhäderten sich die Fäden mit den Atemzügen der Toten. Junge Männer taten groß und sagten, sie würden am nächsten Tag zum Hof gehen und sehen, ob der Hund noch heult. Keiner ging.

In der Nacht, als der Wind sich legte, hörte man vom Hof her einen Ton, der nicht einzuordnen war. Kein Heulen, kein Singen, eher ein Seufzen, das durch Holz wanderte. Die Balken knarrten, als redeten sie miteinander. Die Treppe antwortete leise.

Wer wach lag, drehte sich um, legte die Hand auf die Brust und wartete, ob das Herz ruhiger wurde. Es wurde es nicht. Am nächsten Morgen kam ein Schlitten aus der Stadt. Männer in dunklen Mänteln stiegen ab, trugen Bücher, Siegel, Kisten mit Schlüsseln und Fragen. Sie wiesen Räume zu, begutachteten, schrieben, stellten ihr Warum, anders als der Schreiber es getan hatte.

Kühler, eifriger, hungriger. Klara antwortete, als gelte es, eine Rolle zu bestehen. Agnes antwortete, als bete sie endlich. Und das Haus, das so viel gesehen hatte, hielt inne und ließ kein Flüstern durch, das nicht schon lange in seinen Fugen wohnte. Margarete wurde im Amtszimmer gefragt, ob sie Reue kenne.

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