(1898, Unterfranken) Die makabre Geschichte der Erbinnen Blum: Schwestern als Geliebte ihres Vaters

Es muß bezahlt werden, sagte sie einmal. Nicht nur er, auch wir. Klara erschrag, griff nach ihr, doch Agnes entzog sich sanft wie ein Schatten, den man nicht fassen kann. In einer besonders kalten Nacht hörten beide ein Geräusch aus der Speisekammer. Kara nahm eine Kerze, öffnete die Tür, nichts als Gläser, ordentlich aufgereiht.

Doch zwischen den Gläsern lag ein Stück Damast zerknüllt, als sei es zurückgekehrt. Klara stieß die Tür zu, presste die Hand an die Brust und flüsterte. Er kommt zurück. Agnes sah sie lange an und antwortete: “Nicht er. Am nächsten Sonntag beim Kirchgang mieden die Leute ihre Blicke.

Kinder hielten sich an den Händen der Eltern fest, als fürchteten sie angesteckt zu werden. Der Pfarrer predigte von Versuchung und Reinheit. Seine Stimme bebte und jeder wusste, er sprach nicht von der Wüste, sondern vom Hof Blum. Als die Schwestern heimkehrten, wehte Wind durch die Flure, obwohl alle Fenster geschlossen waren. Klara setzte sich an den Tisch, schlug die Hände vors Gesicht und weinte lautlos.

Agnes stellte sich daneben, legte die Finger auf die Tischplatte und sprach leise, fast zärtlich. Es hört nicht auf. Es hat erst angefangen, und in diesem Augenblick, so erzählte man später, habe eine der Kerzen im Haus von selbst Feuer gefangen, nicht am Docht, sondern mitten im Wachs.

Sie brannte von innen heraus, als wolle sie beweisen, dass manche Flammen nicht gezündet, sondern geboren werden. Der Februar brachte Tauwetter, doch es war kein Frühling, nur ein mattes Tropfen von den Dächern, das wie weinndende Stimmen klang. Der Hofblum stand in braunem Schnee und die Wege wurden zu schlamm. Der Stiefel sog und Schritte verschluckte. Klara versuchte den Alltag zurückzubringen.

Sie ließ die Pferde vor den Wagen spannen. Sie schickte die Mägle auf den Markt. Sie strich die Fensterrahmen mit Leinöl. Aber in allem, was sie tat, war ein Zittern, als sei sie nicht Herrin, sondern nur eine Schauspielerin, die eine Herrin spielt. Agnes dagegen zog sich tiefer zurück. Sie suchte die Kapelle häufiger auf. Manchmal blieb sie dort stundenlang, knend, schweigend.

Man erzählte sich im Dorf, sie habe im Dunkeln gesungen, ohne Kerzen, und ihre Stimme habe geklungen, als komme sie nicht aus der Brust, sondern aus den Wänden. Manche sagten: “Sie suche Vergebung, andere sie rufe etwas herbei.” Die Mägte hielten nicht mehr lange aus. Zwei packten in der Nacht ihre Sachen und flohen ins Nachbardorf. Eine blieb, doch sie schlief in der Scheune, weil sie behauptete, das Haus atmet zu laut.

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Kara Schal sie befahl ihr zu bleiben, doch ihre Stimme brach mitten im Satz und die Markt tat, als habe sie es nicht gehört. Im Dorf war der Hof zum Fluch geworden. Kinder wagten nicht mehr, im Obstgarten Äpfel zu stehlen. Selbst die Bettler mieden das Tor. In der Schenke erzählte man sich: Nachts habe man auf dem Dach Schritte gehört, schwer wie von einem Mann, der nicht mehr lebt.

andere schworen. Eine Gestalt habe am Brunnen gestanden. Eine Frau still, das Gesicht im Schatten. Und jedes Mal, wenn das Gespräch zu laut wurde, legte einer den Finger auf die Lippen, als könne allein das Reden das Böse herbeiholen. Eines Abends, als Regen gegen die Fenster schlug, setzte Kara sich an das Chembalo im Flur.

Ihre Finger fanden eine Melodie, die sie in der Jugend gelernt hatte, ein Tanzstück. Leicht, hell, beinahe fröhlich. Doch die Töne klangen schief, als wären die Seiten verstimmt. Agnes trat hinzu, legte die Hand auf die Schulter der Schwester und flüsterte: “Das Haus will keine Freude.” Klara schlug härter an, als wolle sie dem Haus trotzen, doch die Töne zerbrachen unter ihren Fingern.

Schließlich schloss sie den Deckel und die Stille danach war schlimmer als die falsche Musik. In jener Nacht sah Kara einen Traum. Sie stand am großen Tisch. Das Damasuch lag darauf weiß, makellos. Doch aus der Mitte wuchs ein roter Fleck, der sich ausbreitete, bis er wie ein zweiter Stoff wirkte.

Agnes stand daneben, lächelte traurig und hinter ihr trat Margarete hervor. Die Hände leer, die Augen voller Kälte. Es endet nicht”, sagte die Mutter im Traum, bis das Haus selbst bezahlt. Klara erwachte Schweiß gebadet, tastete nach Agnes, die im Bett neben ihr lag, und fand sie wach, die Augen offen.

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