(1898, Unterfranken) Die makabre Geschichte der Erbinnen Blum: Schwestern als Geliebte ihres Vaters

” In dieser Nacht träumten beide von Margarete. Sie stand am Fenster, das Haar streng zurückgebunden, die Augen kalt. “Ihr habt nichts beendet”, sagte sie. Ihr habt nur angefangen. Als Kara erwachte, war ihr Kissen feucht von Tränen. Agnes lag neben ihr, reglos, mit offenen Augen, als hätte sie nicht geschlafen. Das Dorf miet den Hof nun völlig fnunen.

Nur der Pfarrer wagte sich ein letztes Mal, klopfte an die Tür, erhielt keine Antwort, hörte aber Stimmen drin, viele, nicht nur zwei. Er wich zurück, bekreuzigte sich und sagte später: “Das Haus hat seine eigenen Bewohner.” Und so begann die letzte Phase, die niemand mehr stoppen konnte. Das Haus Blumen war kein Haus mehr, sondern ein Gefäß.

Ein Gefäß für etwas, das größer war als Schuld, tiefer als Trauer, stärker als die Furcht. Der März brachte Tau und Sonne, doch am Hofblum wurde es nicht heller. Das Dach glänzte nass, die Wege waren voller Schlamm und doch blieb die Luft schwer, als hinge Rauch darin. Die Leute im Dorf sagten, der Winter sei dort nicht gegangen. Manche behaupteten, sie hätten nachts noch immer Schnee gesehen, nur über diesem einen Haus.

Klara war blasser geworden, ihre Bewegungen fahrig, doch sie hielt an der Ordnung fest. Jeden Morgen stellte sie Brot und Wasser auf den Tisch, auch wenn niemand aß. Jeden Abend entzündete sie Kerzen, auch wenn sie allein niederbrannten. Agnes hingegen verlor sich immer mehr. Sie sprach kaum noch, murmelte nur Sätze, die wie Fragmente klangen.

Es atmet, es sieht, wir gehören. Klara rüttelte sie, flehte sie an, zur Vernunft zu kommen, doch Agnes Blick ging durch sie hindurch. Eines Nachts hörten beide wieder Schritte im Flur. Klara griff nach einer Kerze, doch Agnes hielt sie zurück. “Nicht sehen”, flüsterte sie. “Sehen macht es stärker.

” Also blieben sie im Dunkeln, das Herz im Hals und lauschten, wie jemand langsam durch die Dielen ging, den Atem schwer, wie ein Körper, der schon lange nicht mehr lebt. Die Schritte endeten vor ihrer Tür, dann stille. Doch am Morgen lag ein Abdruck im Staub, groß, schwer, der Abdruck eines Stiefels, den sie alle kannten. Klara weinte, kniete nieder, wischte mit den Händen über den Boden, bis ihre Finger wund waren.

Agnes aber berührte den Abdruck zärtlich, als sei es ein Relikt. Er kommt nicht”, sagte sie leise. “Er ist das Dorf miet nun auch den Weg am Hof vorbei. Kinder wurden gewarnt, nicht zu spielen. Frauen machten Umwege zum Brunnen.” Männer sprachen nicht mehr darüber. Es hieß: “In der Nacht sehe man ein Licht in den oberen Fenstern, nicht wie Kerzenlicht, sondern kalt, blau, als käme es aus Stein.” Ein alter Mann schwor: “Er habe Musik gehört.

Ein Chembalo, verstimmt, doch gespielt mit einer Innbrunst, die keinen lebenden Händen mehr gehörte.” Klara klammerte sich an die Idee der Flucht. “Wir gehen”, sagte sie eines Morgens. “Wir lassen alles zurück. Wir beginnen neu. Agnes schüttelte den Kopf. Es lässt uns nicht. Wir tragen es in uns. Der Hof ist nicht die Mauern. Der Hof sind wir.

Klara schlug sie zum ersten Mal im Leben und brach dann zusammen, weinend, beend. Agnes hielt sie, streichelte ihr Haar und ihre Stimme war tröstend und grausam zugleich. Es ist gerechter so. Wir zahlen. In dieser Nacht saßen sie nebeneinander am Tisch, das Damasuch über die Schultern gelegt wie ein Mantel. Klara zitterte. Agnes war seltsam still. “Es muss enden”, flüsterte Klara.

“Wir dürfen nicht warten.” Agnes nickte, doch ihr Blick war fern. Sie erhob sich, nahm das Messer, das noch immer auf der Anrichte lag, als hätte es dort auf diesen Moment gewartet. “Nein!”, rief Kara, griff nach ihr, doch Agnes lächelte, traurig und weich. Mutter hat angefangen, wir vollenden. Da erloschen alle Kerzen auf einmal.

Das Zimmer versank in Dunkelheit. Nur draußen heolte der Wind und von der Kapelle her schlug die Glocke. Einmal, obwohl niemand sie berührt hatte. Am nächsten Morgen sah man Rauch über dem Hof aufsteigen. Nicht viel, nur ein dünner Faden als brenne Stoff oder Haar. Doch niemand wagte, näher zu gehen. Man sagte später, man habe zwei Stimmen gehört.

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