(1899, Schwarzwald) Der Zuchtkeller der Schwestern Weber – 28 Männer verschwunden

Willkommen zu einer weiteren verstörenden Geschichte. Kommentieren Sie, von wo aus Sie zuschauen und wann genau Sie diese Geschichte hören. Im Frühjahr 1899 zählte der Förster Heinrich Bachmann die Baumbestände im nördlichen Teil des Schwarzwaldes in der Nähe des abgelegenen Dorfes Schönmünszach, was als routinemäßige Bestandsaufnahme begann, führte zu einer der verstörendsten Entdeckungen der deutschen Kriminalgeschichte. “Ich bemerkte zunächst den Geruch.

” schrieb Bachmann in seinem Amtsbericht vom X. April 1899. Ein ungewöhnlicher, beißender Geruch, der nicht zum Wald gehörte. Ich dachte an ein verendetes Tier, vielleicht ein Reh oder Wildschwein. Doch was der Förster fand, als er dem Geruch folgte, war kein totestier. In einer Senke, versteckt hinter dichtem Unterholz und überwuchert von Fahren, entdeckte er einen halbverfallenen Holzschuppen.

Die Tür war mit einem rostigen, aber neuen Vorhängeschloss gesichert, ein seltsamer Anblick in diesem verlassenen Teil des Waldes. Ich rief mehrmals, erhielt jedoch keine Antwort. Das Schloss schien nicht zum Alter des Schuppens zu passen, notierte Bachmann weiter. Der Förster informierte die örtliche Gendarmerie.

Zwei Tage später kehrten sie zurück, brachen das Schloss auf und fanden nichts. Der Schuppen war leer, aber der Boden wies Spuren auf, dunkle Flecken, die in das Holz eingezogen waren und in einer Ecke halb vergraben unter Erde und Laub. Ein abgenutztes Ledernotizbuch. Im Kreisarchiv von Freudenstadt liegen heute noch die Aufzeichnungen des damaligen Untersuchungsbeamten Gerhard Weber, nicht verwandt mit den später identifizierten Schwestern.

Er schrieb: “Das Notizbuch enthielt eine Liste, Namen, alle männlich, mit Daten versehen.” Der letzte Eintrag datierte vom 17. März 18999. Neben jedem Namen standen Notizen: Kräftig, gesund, gute Zähne, starke Hände. Bei einigen Namen fanden sich rote Kreuze, bei anderen Kreise. Die Bedeutung dieser Zeichen blieb zunächst unklar. Was die Ermittler besonders beunruhigte, alle Namen auf der Liste gehörten zu Männern, die in den vergangenen drei Jahren als vermisst gemeldet worden waren. Männer aus verschiedenen Dörfern und Städten im Schwarzwald, zwischen 18

und 40 Jahren alt, alle unverheiratet, die meisten Wanderarbeiter oder Handwerker auf der Durchreise. Die Gendarmerie nahm die Untersuchung auf, aber der Fall schien zunächst aussichtslos. Der Schuppen selbst gab kaum Hinweisepreis, keine weiteren persönlichen Gegenstände, keine Werkzeuge, nichts, was auf die Identität des Notizbuchbesitzers hindeutete.

Doch was die Beamten übershen, war die Tatsache, dass der Boden des Schuppens ungewöhnlich hoch über dem Waldboden lag, fast einen halben Meter, als wäre er auf etwas gebaut worden. Die wahre Entdeckung sollte erst sechs Wochen später erfolgen, als heftige Regenfälle den Boden um den Schuppen aufweichten und ein Teil des Erdreichs nachgab.

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Was darunter zum Vorschein kam, veränderte die Untersuchung grundlegend. Unter dem Schuppen befand sich ein Eingang, ein schmaler Schacht, der tief in die Erde führte. Und dieser Schacht war nur der Anfang einer Entdeckung, die bis heute in den Archiven der deutschen Kriminalgeschichte als einer der verstörendsten Fälle geführt wird.

Der Fall der Schwestern Weber. Das Dorf Schönmünzach, eingebettet zwischen den dunklen Tannen des nördlichen Schwarzwalds, war um 1899 eine Gemeinde von kaum 300 Einwohnern. Die Häuser, meist aus dunklem Holz, drängten sich entlang des gleichnamigen Flusses, der sich durch das enge Tal schlängelte. Ein Ort, wo jeder jeden kannte oder zumindest zu kennen glaubte.

Am westlichen Rand des Dorfes, etwa einen Kilometer entfernt vom letzten Haus, stand ein zweistöckiges Steingebäude. Es war älter als die meisten Häuser im Dorf mit dicken Mauern und kleinen tief in der Fassade liegenden Fenstern. Erbaut worden war es einst als Mühle, doch seit dem großen Hochwasser von 1876 hatte es seinen ursprünglichen Zweck verloren.

Das Mühlrad war längst verschwunden, der Wasserzulauf verschüttet. Seit 1890 bewohnten die Schwestern Weber dieses Gebäude. Johanna Weber, die Ältere, war zu diesem Zeitpunkt 3 Jahre alt, ihre Schwester Margarete 38. Über ihre Herkunft wussten die Dorfbewohner wenig. Die Schwestern hatten angegeben, aus Pforzheim zu stammen und das Gebäude von einem entfernten Verwandten geerbt zu haben.

Die Weberschwestern hielten sich meist für sich, erinnerte sich später Martha Schneider, die damals als junge Frau im Dorfladen arbeitete. Ihr Bericht wurde 1957 von dem Lokalhistoriker Franz Müller aufgezeichnet. Sie kamen etwa einmal pro Woche ins Dorf, um Vorräte zu kaufen. Johanna, die Große mit dem strengen Gesicht, erledigte die Einkäufe, während Margarete, die kleinere und rundlichere, meist draußen wartete. Sie sprachen wenig, grüßten höflich, aber distanziert.

Was die Dorfbewohner an den Schwestern befremdete, war nicht ihre Zurückgezogenheid. Eigenbrötler gab es viele in den abgelegenen Tälern des Schwarzwalds. Es war viel mehr die Tatsache, dass sie offenbar über beträchtliche finanzielle Mittel verfügten, ohne einer erkennbaren Beschäftigung nachzugehen. Sie bezahlten stets in Bar mit neuen Münzen, berichtete Martha Schneider weiter.

Manchmal kauften sie ungewöhnlich große Mengen an Mehl, Zucker und Konserven mehr als zwei Frauen allein verbrauchen konnten. Als ich einmal fragte, ob sie Besuch erwarteten, lächelte Johanna nur und sagte: “Wir bereiten uns auf den Winter vor. Im Schwarzwald weiß man nie, wie lang und hart er wird.

” Die ehemalige Mühle war von einem verwilderten Garten umgeben, in dem die Schwestern Gemüse anbauten. Hinter dem Haus, versteckt von hohen Hecken, hielten sie einige Hühner und Kaninchen. Ein schmaler Pfad führte von der Rückseite des Grundstücks in den Wald, jenen Wald, in dem der Förster Bachmann später den verhängnisvollen Schuppen entdecken sollte.

Was die Dorfbewohner nicht wußten, im Keller der alten Mühle, dort, wo einst die Mühlenmechanik installiert gewesen war, hatten die Schwestern Weber umfangreiche Veränderungen vorgenommen. Der große, feuchte Raum war in mehrere kleinere Kammern unterteilt worden. Die dicken Steinmauern schluckten jedes Geräusch.

Im Nachhinein erscheint es seltsam, dass niemand die Bauarbeiten bemerkt hatte, schrieb Untersuchungsbeamter Weber in seinem Bericht. Aber die Arbeiten müssen über längere Zeit und sehr diskret durchgeführt worden sein. Vermutlich nachts und von den Schwestern selbst.

Es gab allerdings einen Mann im Dorf, der mehr über die Weberschwestern wußte als die anderen. Karl Hoffmann, der Schmied hatte im Sommer 1897 einen Auftrag von ihnen erhalten. Er sollte mehrere schwere Eisentüren und Beschläge anfertigen, angeblich für einen neuen Lagerkeller, in dem die Schwestern haltbare Lebensmittel aufbewahren wollten. “Johanna Weber zahlte im Voraus und in Bar”, sagte Hoffmann später aus. “Sie bestand darauf, dass ich die Arbeit allein ausführe.

und niemandem davon erzähle. Sie sagte, es sei eine Überraschung für ihre Schwester. Ich dachte mir nichts dabei. Viele Leute im Dorf schätzen ihre Privatsphäre. Der Schmied lieferte die fertigen Türen und Beschläge, installierte sie jedoch nicht. Die Schwestern bestanden darauf, daß ein Freund der Familie diese Arbeit übernehmen würde.

In den folgenden Monaten beobachteten einige Dorfbewohner, dass gelegentlich fremde Männer bei den Schwestern Weber zu Besuch waren. Meistens blieben sie nur eine Nacht, manchmal auch zwei oder drei. Die Schwestern erklärten, es handelte sich um entfernte Verwandte oder Geschäftspartner.

Einmal sah ich, wie ein junger Mann mit einem Koffer zur Mühle ging, erinnerte sich der damals-Jährige Friedrich Bauer, dessen Aussage 1952 von seinem Sohn, dem Kreisarchiv, übergeben wurde. Es war im Herbst 1898. Er trug gute Kleidung, wirkte wie ein Stäter. Er grüßte freundlich, fragte nach dem Weg zur Webermühle. Drei Tage später sah ich, wie die Schwestern mit einer Schubkarre in den Wald fuhren.

Der junge Mann war nicht mehr zu sehen. Als Friedrich seine Mutter auf den verschwundenen Besucher ansprach, wies sie ihn zurecht. “Misch dich nicht in die Angelegenheiten anderer Leute ein”, sagte sie. Die Weberschwestern sind anständige Frauen, die ihre Ruhe haben wollen.

Die Ruhe des Dorfes Schönmünzach, die trügerische Normalität des Alltags, sie sollte bald ein Ende finden. Die ersten vermissten Berichte, die später mit den Schwestern Weber in Verbindung gebracht wurden, stammten bereits aus dem Jahr 1895. Anton Müller, einzigjähriger Tischlergeselle aus Freudenstadt, war auf dem Weg nach Badenbaden verschwunden.

Seine letzte bekannte Station, das Gasthaus zum Hirschen in Schönmünzach. Der junge Mann aß zu Abend und trank ein Bier, protokollierte der Wirt Jakob Meierer. Er fragte nach einer günstigen Übernachtungsmöglichkeit, da er sein Geld sparen wollte. Ich sagte ihm, dass alle Zimmer belegt sein, aber er könnte in der Scheune schlafen, wenn er wolle. Er lehnte dankend ab und meinte, er würde weitergehen.

Es war gegen Uhr abends, was damals niemand wusste. Kurz nach Verlassen des Gasthauses wurde Anton Müller von Johanna Weber angesprochen. Sie bot ihm eine günstige Übernachtungsmöglichkeit in der alten Mühle an, ein Angebot, das der sparsame Handwerker nicht ablehnen konnte.

Die eigentliche Wende im Fall kam jedoch erst im Winter 18899, als die Zahl der Vermissten im Schwarzwald auffällig anstieg. Innerhalb von drei Monaten wurden sieben Männer als vermisst gemeldet, alle mit ähnlichem Profil. Alleinreisend zwischen 20 und 40 Jahren alt, meist Handwerker oder Tagelöhner.

Der Fall, der schließlich die Aufmerksamkeit der Behörden erregte, war das Verschwinden von Dr. Hermann Schäfer. einemjährigen Arzt aus Karlsruhe. Im Gegensatz zu den anderen vermissten war Schäfer wohlhabend und angesehen. Er war anfang März 1899 zu einer Wanderung in den Schwarzwald aufgebrochen und nie zurückgekehrt. Dr. Schäfer hatte einen präzisen Reiseplan hinterlassen, notierte der Untersuchungsbeamte.

Seine letzte geplante Station vor seiner Rückkehr nach Karlsruhe war Schönmünzach, was die Ermittlungen erschwerte. Es gab keine Zeugen, die Dr. Schäfer in Schönmünsach gesehen hatten. Niemand erinnerte sich an einen gut gekleideten Herrn, der das Dorf besucht hätte. Nur der Postbote August Klein berichtete später, er habe am 17.

März, dem Datum des letzten Eintrags im gefundenen Notizbuch, einen Fremden gesehen, der in Richtung der alten Webermühle gegangen sei. Er trug einen dunklen Mantel und einen Hut, sagte klein aus. Ich dachte, er sei vielleicht ein Arzt, weil er eine Ledertasche trug, wie Ärzte sie für ihre Instrumente verwenden. Dr. Schäfer wurde nie wieder gesehen.

Seine goldene Taschenuhr und sein Siegelring jedoch tauchten einen Monat später in einem Pfandhaus in Stuttgart auf. Der Pfandleier erinnerte sich, eine große Frau mit strengem Gesicht hatte die Wertsachen verpfendet. Sie nannte sich Frau Dr. Weber und gab an, die Gegenstände von ihrem verstorbenen Mann geerbt zu haben.

Als Förster Bachmann den Schuppen im Wald entdeckte und die Gendarmerie das Notizbuch mit den 28 Namen fand, war Dr. Schäfer bereits seit sech Wochen vermisst. Sein Name stand an letzter Stelle auf der Liste. Die Notiz dahinter lautete: Exzellente Konstitution, gebildet 100 Windwum bepimtig Zint. Besonders kräftige Hände. Blutgruppe A.

Die Entdeckung des Notizbuches löste eine umfassende Untersuchung aus. Die Gendarmerie begann, die Namen auf der Liste mit bekannten Vermissten abzugleichen. Das Ergebnis war erschreckend. Alle 28 aufgelisteten Männer waren als vermisst gemeldet worden und bei allen führte die letzte bekannte Spur nach Schönmünzsach oder in die unmittelbare Umgebung.

Nach dem Fund des Eingangs unter dem Schuppen ordnete der leitende Beamte eine sofortige Durchsuchung an. Was die Beamten in dem unterirdischen Gang entdeckten, ließ sie zunächst an einen schlechten Scherz glauben. Der schmale Tunnel führte über fast 800 m durch den Wald, direkt zum Keller der alten Webermühle. Als die Gendarmerie am 6. Juni 1899 die Mühle umstellte, um die Schwestern Weber zu verhaften, fanden sie das Gebäude verlassen vor.

Die Schwestern waren verschwunden, offenbar überstürzt, denn sie hatten viele persönliche Gegenstände zurückgelassen. Im Haus herrschte Unordnung, heißt es im offiziellen Protokoll. Schränke standen offen, Kleidungsstücke lagen auf dem Boden. Im Kamin fanden wir die Reste verbrannter Papiere.

Doch was die Beamten im Keller der Mühle fanden, übertraf ihre schlimmsten Befürchtungen. Als die Nachricht von der Entdeckung im Keller der Webermühle und dem Verschwinden der Schwestern das Dorf Schönmüntsach erreichte, reagierten die Bewohner mit Unglauben. Für viele war es undenkbar, dass die zurückhaltenden, wenn auch eigenbrötlerischen Frauen, in ein so abscheuliches Verbrechen verwickelt sein könnten.

Die Schwestern waren immer höflich, betonte Bürgermeister Wilhelm Kräer in seiner Aussage. Sie zahlten ihre Steuern pünktlich, nahmen an den wichtigsten Dorffesten teil, wenn auch nur kurz. Sie spendeten sogar für die Reparatur des Kirchendachs im letzten Winter.

Die erste offizielle Erklärung, die die Behörden der Öffentlichkeit präsentierten, war bewusst Waage gehalten. Man sprach von ungewöhnlichen Funden im Keller der alten Mühle und einer möglichen Verbindung zu mehreren Vermissten. Die grausamen Details wurden zunächst zurückgehalten, zum Teil aus Ermittlungsgründen, zum Teil aber auch, um eine Massenpanik zu verhindern.

In den Tagen nach der Entdeckung kursierten im Dorf die wildesten Gerüchte. Die Weberschwestern seien in Wahrheit Männer gewesen, die sich als Frauen verkleidet hätten. Sie hätten einen Hexenzirkel geleitet, sie seien Spioninnen im Auftrag der Franzosen. Jede Spekulation schien plausibler als die Wahrheit.

Die lokale Zeitung der Freudenstädter Bote berichtete am 10. Juni 1899 zurückhaltend. In Zusammenhang mit mehreren Vermissten im Schwarzwaldgebiet haben die Behörden zwei Frauen zur Fandung ausgeschrieben. Die Schwestern J und M. Weber werden gebeten, sich bei der nächsten Gendarmeriestation zu melden, um bei der Aufklärung mehrerer ungeklärter Fälle zu helfen. Der Artikel erwähnte weder den unterirdischen Gang noch die Funde im Keller der Mühle.

Diese Informationen blieben vorerst der Öffentlichkeit verborgen. Für viele Dorfbewohner war die naheliegendste Erklärung, dass die Schwestern Weber Opfer eines Verbrechens geworden waren. Jemand hatte sie entführt oder ermordet und den Keller ihrer Mühle für finstere Zwecke missbraucht.

Diese Theorie wurde besonders von jenen vertreten, die regelmäßigen Kontakt mit den Schwestern gehabt hatten. Sie waren anständige Frauen beharrte Martha Schneider, die Verkäuferin im Dorfladen. vielleicht ein wenig seltsam, aber nicht bösartig. Wenn etwas Schreckliches in ihrem Keller geschehen ist, dann waren sie nicht die Täterinnen, sondern die Opfer. Diese Sichtweise fand Unterstützung beim örtlichen Pfarrer Theodor Kleinschmidt, der die Schwestern als gottesfürchtig und bescheiden beschrieb. Sie besuchten zwar selten den Gottesdienst, erklärten aber zu Hause zu beten. Ich kann mir

nicht vorstellen, daß christliche Frauen zu solchen Taten fähig wären. Die Behörden hingegen verfolgten eine andere Spur. Die Tatsache, dass die Schwestern kurz vor der Entdeckung des unterirdischen Ganges verschwunden waren, sprach gegen die Theorie, dass sie Opfer waren. Hinzu kamen die verpfendeten Wertsachen von Dr.

Schäfer und mehrere Augenzeugen, die die Schwestern mit verschiedenen später vermissten Männern gesehen hatten. Eine Woche nach der Entdeckung gab Untersuchungsbeamter Weber eine offizielle Pressekonferenz. Ohne alle Details preis zu geben, bestätigte er, dass im Keller der Webermühle mehrere modifizierte Räume gefunden worden sein, die offenbar der vorübergehenden Unterbringung von Personen dienten.

Die Räume seien mit schweren Eisentüren gesichert gewesen, die nur von außen zu öffnen waren. Wir haben Grund zu der Annahme, dass die Schwestern Weber an der Entführung und möglicherweise Tötung mehrerer Männer beteiligt waren, erklärte Weber. Die Fandung nach den beiden Frauen läuft auf Hochtouren.

Die Pressekonferenz löste eine Welle der Bestürzung aus, die weit über den Schwarzwald hinausreichte. Mehrere überregionale Zeitungen griffen die Geschichte auf, allerdings mit stark sensationalistischen Übertreibungen. Die Berliner Morgenpost titelte: “Schwarzwaldhexen locken 28 Männer in den Tod. In Schönmünsch selbst setzte ein Prozess kollektiver Verdrängung ein.

Viele Dorfbewohner begannen ihre Erinnerungen an die Schwestern Weber umzudeuten. Plötzlich waren sie immer schon unheimlich und abstoßend gewesen. Niemand wollte zugeben, ihr freundliche Worte mit ihnen gewechselt zu haben. “Es ist ein bekanntes Phänomen,” notierte der Psychologe Dr.

Richard Fogt, der 1952 eine Studie über den Fall durchführte. Wenn eine Gemeinschaft mit einer so erschütternden Wahrheit konfrontiert wird, neigen die Menschen dazu, ihre eigenen Erinnerungen zu verfälschen, um sich von den Tätern zu distanzieren. Besonders betroffen waren jene Dorfbewohner, die den Schwestern direkt oder indirekt geholfen hatten.

Der Schmied Karl Hoffmann, der die Eisentüren angefertigt hatte, geriet unter Verdacht, ein Komplize zu sein, obwohl die Untersuchungen ergaben, dass er nichts von den wahren Absichten der Schwestern gewusst hatte. wurde er im Dorf gemieden und verließ Schönmünzach noch im selben Jahr. Die bequeme Erklärung, dass die Schwestern Weber einfach böse oder wahnsinnig gewesen sein, reichte jedoch nicht aus, um das volle Ausmaß dessen zu erfassen, was in der alten Mühle geschehen war.

Als die ersten forensischen Untersuchungen abgeschlossen waren, mußten sich die Ermittler mit einer viel komplexeren und verstörenderen Wahrheit auseinandersetzen. Im Keller der Mühle fanden sich nicht nur Gefängniszellen, sondern auch ein improvisiertes Labor mit medizinischen Instrumenten und seltsamen Apparaturen.

Und in einem versteckten Raum, zugänglich nur durch eine Falltür unter einem schweren Schrank, entdeckten die Beamten Dutzende von Glasgefäßen mit konservierten organischen Materialien sowie umfangreiche handschriftliche Aufzeichnungen. Diese Aufzeichnungen, die später als das Weberprotokoll bekannt wurden, enthielten detaillierte Berichte über Zuchtversuche mit menschlichen Subjekten.

Die wahre Natur der Verbrechen, die in der alten Mühle stattgefunden hatten, übertraf die schlimmsten Vorstellungen der Ermittler. Nach der Entdeckung im Sommer 1899 stand die alte Webermühle leer. Die Behörden versiegelten das Gebäude, nachdem alle Beweise gesichert waren. Niemand im Dorf wollte das Haus kaufen oder auch nur betreten.

Es wurde zu einem Ort, den die Dorfbewohner mieden, ein dunkler Fleck in der Landschaft, den man beim Vorbeigehen nicht ansah. Die Mühle begann zu verfallen, erinnerte sich der Förster Bachmann, der Jahre später seine Erfahrungen niederschrieb. Die Fenster waren mit Brettern vernagelt, aber der Wind riss sie immer wieder los. In stürmischen Nächten konnte man hören, wie die losen Bretter gegen die Steinmauern schlugen.

Ein rhythmisches Klopfen, wie ein unregelmäßiger Herzschlag. In den Monaten nach der Entdeckung herrschte im Dorf Schönmünzach eine bedrückende Atmosphäre. Die Bewohner sprachen kaum noch über die Schwestern Weber, als könnten sie durch das bloße Aussprechen ihrer Namen zurückgerufen werden.

Doch das Schweigen war nicht gleichbedeutend mit vergessen. Die Erinnerung lastete schwer auf der Gemeinde. Die Menschen veränderten sich, notierte Pfarrer Kleinschmidt in seinem Tagebuch, das 1963 im Nachlass seiner Tochter gefunden wurde. Sie wurden misstrauischer, verschlossener. Sie begannen ihre Türen nachts abzuschließen. etwas, was in unserem kleinen Dorf nie üblich gewesen war.

Und sie beobachteten Fremde mit unverhoenem Arkwohn. Besonders betroffen waren jene, die in der Nähe der Webermühle lebten. Die Familie Bauer, deren Hof am nächsten an der Mühle lag, berichtete von seltsamen Geräuschen in der Nacht. “Ein Wimmern wie von einem verwundeten Tier”, beschrieb Friedrich Bauer, der inzwischen 15 Jahre alt war.

Manchmal auch ein Kratzen, als würde jemand versuchen, durch die Erde zu graben. Die Erklärungen der Erwachsenen, Marder im Dachgebelk, der Wind in den alten Schornsteinen, beruhigten den Jungen nicht. Er begann Albträume zu haben, in denen er durch enge dunkle Tunnel kroch, verfolgt von unsichtbaren Gestalten.

Die Gemeinschaft von Schönmünsach versuchte zur Normalität zurückzukehren, doch der Schatten der Ereignisse blieb. Das jährliche Dorfffest im Herbst wurde abgesagt, offiziell wegen schlechter Ernte. In Wahrheit jedoch, weil niemandem nach Feiern zumute war. In der Zwischenzeit ging die Fandung nach den Schwestern Weber weiter.

Ihr Bild wurde in Zeitungen in ganz Deutschland veröffentlicht, später auch in der Schweiz, in Frankreich und Österreich. Es gab zahlreiche Hinweise, aber keiner führte zu den flüchtigen Frauen. “Die Suche nach den Weberschwestern glich der Jagd nach Phantom”, schrieb Kommissar Berger, der die überregionale Fahung leitete, in seinem Bericht vom Dezember 1899.

Sie scheinen sich in Luft aufgelöst zu haben. Während die Schwestern unauffindbar blieben, konzentrierten sich die Ermittler auf die Auswertung der im Keller gefundenen Dokumente und Gegenstände. Die Aufzeichnungen, die später als das Weberprotokoll bekannt wurden, umfassten mehrere hundert Seiten eng beschriebenen Papiers. Sie waren in einer eigentümlichen Mischung aus wissenschaftlicher Nomenklatur und persönlichen Beobachtungen verfasst.

Die Subjekte reagieren unterschiedlich auf die Stimulation, lautete ein Eintrag vom Februar 1898. Nummer 17 zeigt eine besonders starke Reaktion, während Nummer 18 kaum anspricht. Die genetische Variabilität ist größer als erwartet. Ein anderer Eintrag, datiert auf den Sommer 189797 war noch verstörender. Die Extraktion verläuft am effizientesten, wenn das Subjekt bei vollem Bewusstsein ist.

Die Ausschüttung der relevanten Hormone scheint durch Stress verstärkt zu werden. Ethische Bedenken müssen hinter dem wissenschaftlichen Fortschritt zurückstehen. Die Ermittler konsultierten mehrere medizinische Experten, um die Bedeutung dieser Aufzeichnungen zu entschlüsseln.

Professor Heinrich Wagner von der Universität Heidelberg, einer der führenden Mediziner seiner Zeit, untersuchte das Material und kam zu einem erschütternden Schluss. “Die Weberschwestern scheinen eine Art von genetischem Experiment durchgeführt zu haben”, schrieb Wagner in seinem vertraulichen Guten.

Sie selektierten Männer nach bestimmten körperlichen Merkmalen und “Es fällt mir schwer, dies niederzuschreiben.” Sie entnahmen Gewebeproben und Körperflüssigkeiten, offenbar für Zuchtversuche einer bisher unbekannten Art. Das Gutachten wurde nie vollständig veröffentlicht. Die Behörden beschlossen, bestimmte Details zurückzuhalten, um weitere Nachahmungstäter zu verhindern und um die Familien der Opfer zu schützen.

Im Winter 1899 ließ das öffentliche Interesse am Fall allmählich nach. Andere Nachrichten, der Burenkrieg in Südafrika, der Boxeraufstand in China, drängten die Geschichte der Schwestern Weber aus den Schlagzeilen. In Schönmünsch selbst entwickelte sich eine unausgesprochene Übereinkunft, nicht mehr über die Ereignisse zu sprechen.

Doch die Stille im Dorf war nicht friedlich. Es war eine belastete, schwere Stille, erfüllt von unausgesprochenen Fragen und unterdrückten Ängsten. In dieser Stille halten die Echos dessen wieder, was in der alten Mühle geschehen war. Die Webermühle selbst verfiel zusehens. Im Frühjahr 1901 stürzte ein Teil des Daches ein. Die Natur begann, sich das Gebäude zurückzuholen. Efeu rankte sich an den Mauern empor.

Wildblumen wuchsen auf den Trümmern des eingestürzten Dachs. “Es ist, als würde die Erde selbst versuchen, die Spuren zu verwischen,” notierte Pfarrer Kleinschmidt im Mai 1901, als wolle die Natur einen Schleier des Vergessens über diesen Ort legen. Doch unter der verfallenen Mühle blieb der Keller intakt.

Die schweren Eisentüren, die Karl Hoffmann einst für die Schwestern angefertigt hatte, rosteten langsam, hielten aber Stand. Und hinter diesen Türen in den stillen, dunklen Räumen schien etwas zu warten. Eine Wahrheit, die zu schrecklich war, um ausgesprochen zu werden, aber zu mächtig, um vergessen zu werden. Die Echos der Vergangenheit verhalten nicht. Sie wurden leiser, verwandelten sich in ein Flüstern, das durch die verfallenden Mauern der alten Mühle wehte, durch die dunklen Tannen des Schwarzwaldes und durch die unruhigen Träume der Dorfbewohner.

Ein Flüstern, das eine Frage stellte, die niemand zu beantworten wagte. Wo waren die Schwestern Weber? Über das Schicksal der Männer, die im Keller der Webermühle gefangen gehalten wurden, ist wenig bekannt. Keiner von ihnen wurde je lebend gefunden. Was in den abgeschlossenen Räumen hinter den schweren Eisentüren geschah, kann nur aus den fragmentarischen Aufzeichnungen der Schwestern Weber und aus den forensischen Beweisen rekonstruiert werden.

Einer der wenigen Einblicke stammt aus einem Brief, der 1903, vier Jahre nach der Entdeckung des Kellers in einem Hohlraum in einer der Kellerwände gefunden wurde. Der Brief war auf ein Stück Stoff geschrieben, vermutlich mit Kohle oder einem ähnlichen Schreibmaterial und enthielt die verzweifelten Worte eines der Gefangenen. “Mein Name ist Ludwig Berger”, begann der Brief. “Ich bin Urmacher aus Pforzheim.

Wenn jemand dies findet, bin ich vermutlich tot. Ich weiß nicht, wie lange ich hier bin. Tage, Wochen, Monate verschmelzen in der Dunkelheit. Sie kommen nur, um mir Essen zu bringen und das andere zu tun. Ich höre manchmal andere Männer schreien, aber ich kann sie nicht sehen. Die Wände sind zu dick.

Der Brief beschrieb, wie Berger von einer großen Frau mit kalten Augen angesprochen worden war, als er auf dem Weg durch den Schwarzwald war. Sie hatte ihm eine Mahlzeit und ein Bett für die Nacht angeboten. Ich nahm dankbar an, schrieb er, das letzte, woran ich mich erinnere, ist ein seltsam bitterer Geschmack im Tee.

Als er aufwachte, befand er sich in einer kleinen Zelle im Keller der Mühle. Der Raum war etwa 2 m auf 3 m groß, mit einer niedrigen Decke und einem kleinen vergitterten Fenster in der Tür. Es gab eine Pritsche, einen Eimer für die Notdurft und ein kleines Waschbecken mit fließendem Wasser. “Sie kommen meist zu zweit”, fuhr der Brief fort. “Die große Frau und ihre kleinere, rundlichere Schwester.

Sie sprechen kaum mit mir, nur knappe Befehle. Zweimal am Tag bekomme ich Essen, einfaches, aber nahhaftes Essen. Sie achten darauf, dass ich gesund bleibe. Warum weiß ich nicht, aber ich fürchte den Grund. Ludwig Bergers schlimmste Befürchtungen sollten sich bewahrheiten.

In seinem Brief beschrieb er medizinische Untersuchungen und Entnammen, die die Schwestern Weber an ihm durchführten. Die Details sind zu verstörend, um sie hier wiederzugeben. Sie führen ein Protokoll über alles, was Sie tun, schrieb er. Die kleine Schwester notiert jedes Detail, während die große die Prozeduren durchführt. Sie tragen Schürzen wie Metzger und Handschuhe aus Gummi. Sie arbeiten methodisch, ohne Eile oder Emotion.

Nach der Rekonstruktion der Ermittler wurden die Gefangenen über Wochen oder Monate hinweg festgehalten. In dieser Zeit wurden ihnen regelmäßig Blut, Gewebeproben und andere Körperflüssigkeiten entnommen. Die Schwestern führten detaillierte Aufzeichnungen über jede Extraktion und die darauffolgenden Kultivierungsversuche.

Was genau die Schwestern mit diesen Proben bezweckten, blieb lange ein Rätsel. Das vollständige Weberprotokoll wurde nie veröffentlicht und viele der wissenschaftlichen Notizen waren in einer Art Geheimschrift verfaßt, die erst Jahrzehnte später teilweise entschlüsselt werden konnte. Professor Wagner, der die Aufzeichnungen 1899 untersucht hatte, spekulierte, dass die Schwestern versuchten, lebensfähiges männliches Keimgewebe außerhalb des Körpers zu kultivieren.

Die Technologie der damaligen Zeit war jedoch bei weitem nicht ausreichend für solche Experimente. Ein anderer Experte Dr. Friedrich Schmidt, der die Unterlagen 1952 erneut untersuchte, kam zu einem anderen Schluss. Die Weberschwestern scheinen auf der Suche nach einer Methode gewesen zu sein, menschliche Eigenschaften zu isolieren und zu übertragen”, schrieb er.

Ihre Aufzeichnungen enthalten Hinweise auf Verschmelzungsprozesse und Eigenschaftsträger. Obwohl ihre Methoden primitiv und zum Scheitern verurteilt waren, nahmen sie in erschreckender Weise einige Konzepte der modernen Genetik vorweg. Ludwig Bergers Brief endete mit einer beunruhigenden Beobachtung.

Ich glaube nicht, daß ich der erste bin, den Sie gefangen halten. An den Wänden meiner Zelle kann ich schwache Markierungen sehen, Striche wie zur Zählung von Tagen. Und manchmal, wenn die große Schwester die Tür öffnet, sehe ich einen Blick in ihren Augen, der mir sagt, dass sie das alles schon viele Male getan hat. Es gibt eine Routine in ihren Bewegungen, eine furchtbare Effizienz.

Der Brief bricht abrupt ab. Ludwig Berger wurde nie gefunden, weder lebend noch tot. Ein weiterer fragmentarischer Einblick in das Schicksal der Gefangenen stammt von Dr. Hermann Schäfer, dem Arzt aus Karlsruhe, der als letzter in der Liste der Vermissten geführt wurde.

Anders als die anderen Opfer hatte Schäfer eine medizinische Ausbildung, ein Umstand, den die Schwestern offenbar zu nutzen versuchten. In einem Notizbuch, das im Labor der Schwestern gefunden wurde, gab es mehrere Einträge, die offenbar von Schäfer stammten.

Die Handschrift unterschied sich deutlich von der der Schwestern und der Inhalt deutet darauf hin, dass Schäfer gezwungen wurde, an den Experimenten mitzuwirken. Die Kultivierungsversuche mit Serum 23 zeigen vielversprechende Ergebnisse, lautete ein Eintrag vom 20. März 1899. Die Zellen bleiben länger lebensfähig als in früheren Versuchen. Die von JW vorgeschlagene Modifikation des Närmediums scheint effektiv zu sein.

Ein späterer Eintrag, dat auf den 25. März, war verstörender. JW darauf mit Phase 2 fortzufahren, obwohl ich ihr gesagt habe, dass die Ergebnisse von Phase 1 noch nicht schlüssig sind. Ich habe versucht, ihr zu erklären, dass ihre Theorien der modernen Wissenschaft widersprechen, aber sie hört nicht zu.

Sie glaubt an Dinge, die keine wissenschaftliche Grundlage haben. MW unterstützt sie in allem. Sie sind wie besessen von ihrer Vision. Der letzte Eintrag von Schäfers Hand, datiert auf den 2. April 1899, war kurz und verzweifelt. Sie haben mir gedroht. Wenn ich nicht kooperiere, werde ich wie die anderen enden. Ich habe gesehen, was mit den anderen passiert ist. Gott stehe mir bei.

” Die anderen, auf die Schäfer sich bezog, waren vermutlich die Männer, die vor ihm entführt worden waren. Nach den forensischen Untersuchungen im Keller der Mühle kamen die Ermittler zu dem Schluss, dass die meisten Gefangenen nach Wochen oder Monaten der Extraktion so geschwächt waren, dass sie starben. Die Leichen wurden vermutlich über den unterirdischen Gang zum Schuppen im Wald transportiert und dort beseitigt, schrieb Kommissar Berger in seinem abschließenden Bericht. Wir haben Hinweise darauf gefunden, daß im

Waldboden in der Umgebung des Schuppens mehrere Gruben ausgehoben und wieder zugeschüttet wurden. Trotz umfangreicher Grabungen wurden jedoch nur wenige menschliche Überreste gefunden, zu wenige, um die vermuteten 28 Opfer zu erklären. Diese Diskrepanz führte zu einer besonders verstörenden Theorie. Die Schwestern könnten Teile der Leichen für ihre Experimente verwendet haben.

In einem versiegelten Anhang zu seinem Bericht, der erst 1960 freigegeben wurde, schrieb Kommissar Berger: “Einige der im Labor gefundenen Präparate scheinen menschlichen Ursprungs zu sein. Die Konservierungsmethoden ähneln denen, die in medizinischen Fakultäten verwendet werden.

Die Schwestern müssen über beträchtliches anatomisches Wissen verfügt haben. die andere Seite der Tür. Die Perspektive der Opfer bleibt größtenteils im Dunkeln. Was die Männer in den letzten Tagen und Stunden ihres Lebens erlitten haben, können wir nur erahnen. Die wenigen erhaltenen Zeugnisse wie Ludwig Bergers Brief und Dr.

Schäfers Notizen geben nur einen flüchtigen Einblick in den Schrecken, der sich im Keller der Webermühle abspielte. Vielleicht ist es besser, dass nicht alle Details bekannt sind. Manche Schrecken sind zu groß, um sie in Worte zu fassen, und manche Wahrheiten zu dunkel, um sie ans Licht zu bringen. Jahrzehnte vergingen. Die alte Webermühle verfiel zusehens, überwuchert von Efeu und Wildwuchs.

Ein Ort, den die Dorfbewohner von Schönmünzach mieden und über den sie nicht sprachen. Der Fall der Schwesternweber verblasste im öffentlichen Gedächtnis, verdrängt von den Schrecken zweier Weltkriege und den Umwälzungen des 20. Jahrhunderts. Doch im Herbst 1952, mehr als 50 Jahre nach den Ereignissen, kehrte die Geschichte auf unerwartete Weise zurück ins Bewusstsein der Öffentlichkeit.

Dr. Klaus Wagner, ein junger Historiker an der Universität Freiburg, stieß bei Recherchen zu einer Studie über ländliche Kriminalfälle im Deutschen Kaiserreich auf die Akten zum Fall Weber. Fasziniert von den fragmentarischen Informationen beschloss er tiefer zu graben. “Was mich an dem Fall fesselte, war nicht nur die Grausamkeit der Verbrechen”, schrieb Wagner später, “sondern die Tatsache, dass so wenig über die Täterinnen bekannt war.

Wer waren diese Frauen wirklich? Was trieb und vor allem was geschah mit ihnen nach ihrer Flucht. Wagner begann systematisch die Archive zu durchforsten und Zeitzeugen zu befragen. In Schönmünsch, mittlerweile ein verschlafenes Dorf mit weniger als 200 Einwohnern, stieß er zunächst auf Widerstand. Die älteren Dorfbewohner reagierten ablehnend auf meine Fragen, notierte Wagner in seinem Forschungstagebuch.

Sie sagten: “Es sei besser, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Einige behaupteten sogar, nie von den Schwestern Weber gehört zu haben, obwohl sie alt genug waren, um sich an die Ereignisse zu erinnern. Erst als Wagner den inzwischen 67-jährigen Friedrich Bauer ausfindig machte, der als Teenager in der Nähe der Webermühle gelebt hatte, begann sich das Schweigen zu lichten.

” “Ich erinnere mich an Sie”, sagte Bauer bei ihrem ersten Treffen, an die große mit dem strengen Gesicht. und die kleinere, rundlichere. Sie kamen manchmal an unserem Hof vorbei, auf dem Weg ins Dorf. Die Große nickte immer höflich, aber sie hatte Augen wie Eis. Die Kleine lächelte, aber das Lächeln erreichte nie ihre Augen.

Bauer erinnerte sich auch an die Zeit nach der Entdeckung des Kellers und dem Verschwinden der Schwestern. Das Dorf veränderte sich, die Menschen wurden misstrauisch verschlossen. Niemand traute mehr dem Nachbarn. Und nachts, nachts hörten wir manchmal seltsame Geräusche aus Richtung der Mühle. “Welche Art von Geräuschen?”, fragte Wagner. “Wie ein Kratzen oder ein Flüstern?” Als würde jemand versuchen, durch die Mauern zu sprechen. Bauer schüttelte den Kopf.

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Meine Mutter sagte, es sei der Wind oder die Tiere im Wald, aber ich wußte es besser. Wagners Forschungen führten ihn auch zu Dokumenten, die seit der ursprünglichen Untersuchung unter Verschluss gehalten worden waren. Mit einer Sondergenehmigung des Innenministeriums von Baden-Würtembertemberg erhielt er Zugang zu Teilen des Weberprotokolls und zu den versiegelten Berichten von Kommissar Berger.

Was er dort fand, übertraf seine Erwartungen. Die Schwestern Weber waren nicht einfach nur Serienmörderinnen gewesen. Sie hatten ein komplexes pseudowissenschaftliches System entwickelt, basierend auf einer Mischung aus missverstandener Evolutionstheorie, alchemistischen Prinzipien und eigenen wahnhaften Ideen.

Sie glaubten offenbar, dass bestimmte männliche Essenzen extrahiert und konzentriert werden könnten, schrieb Wagner in seinem 1944 veröffentlichten Buch Die Schwestern Weber Anatomie eines Verbrechens. Ihr Ziel scheint die Erschaffung eines perfekten Menschen gewesen zu sein, eines Wesens, das die von ihnen selektierten Eigenschaften in sich vereinen würde.

Die Veröffentlichung von Wagners Buch löste eine Welle des öffentlichen Interesses aus. Journalisten aus ganz Deutschland reisten nach Schönmünsch, um über den Fall zu berichten. Die Ruine der Webermühle, die inzwischen fast vollständig von der Natur zurückerobert worden war, wurde zum Ziel makabrerer Touristen. In dieser Zeit tauchte auch ein besonders verstörendes Gerücht auf. Die Schwestern Weber könnten überlebt haben und sogar noch am Leben sein.

Die Spekulation wurde durch einen Brief genährt, den Wagner im Dezember 1952 erhielt. Der Absender, eine Frau namens Elisabeth Schuster aus Stuttgart, behauptete als junges Mädchen im Jahr 1902, drei Jahre nach der Flucht der Schwestern, Johanna Weber in einem Zug gesehen zu haben.

“Sie saß mir gegenüber”, schrieb Schuster, “ine große hagere Frau in dunkler Kleidung. Ihr Haar war inzwischen grau, aber ich erkannte ihr Gesicht aus den Zeitungsbildern, die mein Vater aufbewahrt hatte. Sie bemerkte meinen Blick und wechselte beim nächsten Halt den Wagon. Der Zug fuhr nach Basel in die Schweiz.

Obwohl Wagner dem Hinweis nachging, konnte er keine Bestätigung für Schusters Behauptung finden. Die Schweizer Behörden hatten keine Aufzeichnungen über eine Frau, die der Beschreibung von Johanna Weber entsprach. Und in den Basler Melderegistern tauchte der Name Weber zwar mehrfach auf, aber ohne Verbindung zu den gesuchten Schwestern.

Ein konkreterer Hinweis kam im Frühjahr 1953 von einem ehemaligen deutschen Soldaten, der im Zweiten Weltkrieg in Argentinien stationiert gewesen war. Er behauptete 1943 in Buenos Aires, eine ältere deutsche Frau kennengelernt zu haben, die sich Margarete Weber nannte und aus dem Schwarzwald stammte. “Sie betrieb eine kleine Pension für deutsche Auswanderer,” berichtete der Mann. Sie war freundlich, aber zurückhaltend.

Was mir auffiel, war ihre umfangreiche Sammlung medizinischer Bücher und ihre Kenntnisse in Biologie und Anatomie, ungewöhnlich für eine Frau ihres Alters und Bildungsstands. Auch dieser Spur ging Wagner nach mit Unterstützung des deutschen Konsulats in Buenos Aires.

Die Nachforschungen ergaben, dass es tatsächlich eine Pension gegeben hatte, die von einer Frau namens Margarete Weber geführt worden war. Die Pension hatte bis 1948 existiert. Danach verlor sich die Spur der Besitzerin. Es ist durchaus möglich, dass eine oder beide Schwestern Webern nach Südamerika geflohen sind, schrieb Wagner.

Wie viele deutsche Verbrecher nach dem Zweiten Weltkrieg könnten sie dort ein neues Leben begonnen haben, unerkannt und unbehelligt? Die Vorstellung, daß die Schwestern überlebt hatten und möglicherweise noch immer lebten, verlief eine neue unheimliche Dimension. In Schönmünzach selbst löste diese Möglichkeit eine Welle der Beunruhigung aus. Im Sommer 1953 berichteten mehrere Dorfbewohner von einer seltsamen Beobachtung.

Eine ältere Frau in dunkler Kleidung, die am Rand des Waldes stand und zur Ruine der Webermühle hinübers schaute. Als sich ihr jemand nähern wollte, verschwand sie zwischen den Bäumen. “Es ist wahrscheinlich nur eine makabere Touristin”, beruhigte der Bürgermeister die besorgten Dorfbewohner. “Der Fall hat viel Aufmerksamkeit erregt.

Manche Menschen werden von solchen Geschichten angezogen.” Doch die Sichtungen der mysteriösen Frau häuften sich. Immer wieder berichteten Dorfbewohner und Waldarbeiter, eine hagere Gestalt am Waldrand gesehen zu haben, stets auf Distanz, stets beobachtend. Die Unruhe erreichte ihren Höhepunkt, als im Herbst 1953 ein zwölfjähriger Junge beim Pilze sammeln im Wald verschwand.

Eine groß angelegte Suchaktion wurde eingeleitet. Der Junge wurde nach 8 Stunden gefunden, verängstigt, aber unverletzt. “Ich habe mich verlaufen”, erklärte er. Dann kam eine alte Frau und zeigte mir den Weg. Sie sagte, ich sle tiefen Wald gehen, dort sei es gefährlich.

Die Beschreibung, die der Junge von der alten Frau gab, ähnte beunruhigend den Zeitungsbildern von Johanna Weber, wenn auch gealtert um mehr als fünf Jahrzehnte. Die Polizei durchkämte den Wald, fand jedoch keine Spuren einer älteren Frau. Die Ruine der Webermühle wurde ebenfalls untersucht, wobei besondere Aufmerksamkeit dem Keller galt, der trotz des Verfalls des oberen Gebäudes weitgehend intakt geblieben war.

“Die Eisentüren sind immer noch an Ort und Stelle”, berichtete der leitende Beamte. Stark verrostet, aber funktionsfähig. In einem der Räume fanden wir frische Kratzspuren an den Wänden und Reste von Kerzen. Es scheint, als hätte jemand den Keller in jüngster Zeit besucht. Die Frage, ob eine oder beide Schwestern Weber nach Schönmünsch zurückgekehrt sein könnten, beschäftigte die Dorfgemeinschaft über Monate hinweg. Die Flüstern kehrte zurück.

Diesmal nicht als Echos der Vergangenheit, sondern als beunruhigende Möglichkeit der Gegenwart. Als Dr. Klaus Wagner im Frühjahr 1954 nach Schönmünsch zurückkehrte, um weitere Recherchen für die zweite Auflage seines Buches durchzuführen, fand er ein Dorf in einem Zustand nervöser Anspannung. Die Berichte über Sichtungen einer mysteriösen Frau am Waldrand hatten nicht abgenommen.

Einige Dorfbewohner behaupteten sogar, nächtliche Lichter in der Ruine der Webermühle gesehen zu haben. “Die alte Mühle ist wieder erwacht”, sagte Friedrich Bauer zu Wagner bei ihrem zweiten Treffen. “Sie schläft nie wirklich, wissen Sie? Manche Orte haben ein Gedächtnis.

Sie absorbieren das, was in ihnen geschieht und halten es fest, wie ein Schwamm, der Blut aufsaugt. Wagner, der als Historiker und Rationalist solchen Vorstellungen skeptisch gegenüber stand, beschloss dennoch, die Mühle selbst zu untersuchen. Er erhielt die Erlaubnis der Behörden, die seit 1899 versiegelte Ruine zu betreten. Was er dort fand, beschrieb er in seinem Forschungstagebuch. Das obere Stockwerk ist weitgehend eingestürzt.

Regen und Schnee haben über die Jahre das Gebelk verfaulen lassen. Der Boden des Erdgeschosses ist von Moos und Flechten überzogen. Durch die fehlende Decke fällt Tageslicht ein und gibt der Szene eine seltsame, fast friedliche Atmosphäre. Doch als Wagner die schmale Steintreppe zum Keller hinabstieg, änderte sich seine Stimmung.

“Der Keller ist bemerkenswert intakt”, notierte er. Die feuchte, kühle Luft ist erfüllt von einem eigenartigen Geruch. nicht der Geruch von Verfall, sondern etwas Schärferes, beißenderes. Es erinnert an Chemikalien wie in einem alten Fotolabor.

Die Eisentüren, die Karl Hoffmann einst für die Schwestern Weber angefertigt hatte, waren nach wie vorhanden. Obwohl sie stark verrostet waren, ließen sie sich noch öffnen. Wagner untersuchte jeden der sechs Räume, die einst als Gefängniszellen für die entführten Männer gedient hatten. “Die Zellen sind klein und klaustrophobisch”, schrieb er. etwa zwear dre mit niedriger Decke.

In jeder Zelle befindet sich eine Pritsche aus Holz, ein einfaches Waschbecken und ein Abflussloch im Boden. Die Wände sind mit Kratzspuren übersäht. Einige scheinen Tage zu zählen, andere sind verzweifelte Botschaften oder Namen. In der letzten Zelle machte Wagner eine beunruhigende Entdeckung. frische Kratzspuren an der Wand und ein halb verbrannter Kerzenstumpf in einer Ecke. Jemand war hier, notierte er, und zwar nicht vor langer Zeit.

Wagner informierte die örtliche Polizei, die eine erneute Untersuchung des Kellers vornahm. Sie fanden weitere Hinweise auf einen kürzlichen Besucher, Fußspuren im Staub, die zur Rückwand einer der Zellen führten und einen seltsamen Geruch, den der ermittelnde Beamte als medizinisch beschrieb. Die Beamten entdeckten auch etwas, das Wagner übersehen hatte.

Eine der Steinplatten in der Rückwand war lose. Als sie sie entfernten, fanden sie dahinter einen schmalen Hohlraum und darin ein versiegeltes Glasgefäß. Das Gefäß enthielt eine gelbliche Flüssigkeit und einen organischen Gegenstand, den der Amtsarzt später als Gewebeprobe menschlichen Ursprungs möglicherweise mehrere Jahrzehnte alt identifizierte.

An dem Gefäß war ein vergilbtes Etikett befestigt, beschriftet mit der Notation 17b, eine Nummer, die mit einem der Einträge im Weberprotokoll übereinstimmte. Diese Entdeckung deutete darauf hin, daß nicht alle Spuren der Experimente der Schwestern Weber bei der ursprünglichen Untersuchung gefunden worden waren.

Es musste noch weitere Verstecke geben, möglicherweise mit weiteren Proben und Dokumenten. Die Polizei ordnete gründlichere Durchsuchung des Kellers an. Stein für Stein wurden die Wände abgeklopft. Der Boden wurde auf verborgene Hohlräume untersucht. Die Suche brachte mehrere weitere verborgene Nischen zutage, in denen weitere Glasgefäße, medizinische Instrumente und wasserdicht versiegelte Notizbücher gefunden wurden.

Diese neuen Dokumente, später als das zweite Weberprotokoll bezeichnet, enthielten noch verstörendere Details über die Experimente der Schwestern. Sie deckten einen Zeitraum ab, der über die ursprünglich bekannte Periode hinausging und enthielten Hinweise auf weitere Opfer, die bisher nicht mit dem Fall in Verbindung gebracht worden waren.

Besonders beunruhigend war ein Eintrag vom September 1898. Die Kultivierung zeigt Fortschritte. Probe 22C reagiert auf Stimulation. Die Verschmelzung mit dem Trägermaterial scheint erfolgreich. Weitere Beobachtung notwendig. Ein späterer Eintrag, datiert auf Februar 1899 war noch expliziter.

Der Transfer ist gelungen. Das neue Gefäß akzeptiert die Essenz. Die Transformation hat begonnen. Dr. Heinrich Maurer, ein Biologe von der Universität Stuttgart, der zur Untersuchung der Dokumente hinzugezogen wurde, äußerte eine verstörende Theorie. Es scheint, als hätten die Schwestern Weber versucht, menschliche Essenzen, vermutlich genetisches Material, obwohl dieser Begriff damals noch nicht existierte, von einem Körper auf einen anderen zu übertragen.

Eine Art primitive Transplantation oder Transfusion von Eigenschaften. Die Entdeckung des zweiten Weberprotokolls und der verborgenen Proben warf ein neues Licht auf den Fall. Es deutete darauf hin, daß die Verbrechen der Schwestern möglicherweise noch umfangreicher und systematischer gewesen waren, als bisher angenommen.

Doch am verstörendsten war die Tatsache, dass jemand, möglicherweise eine der Schwestern selbst, kürzlich den Keller besucht und offenbar nach diesen verborgenen Materialien gesucht hatte. Die Polizei verstärkte ihre Patruillen in der Umgebung der Mühle und bat die Dorfbewohner verdächtige Personen oder Aktivitäten zu melden. Für mehrere Wochen wurde ein Beamter abgestellt, um die Ruine zu beobachten, aber es wurden keine weiteren Besucher festgestellt.

Die Sichtungen der mysteriösen Frau am Waldrand hörten jedoch nicht auf. Im Gegenteil, sie schienen sich zu häufen. Immer mehr Dorfbewohner berichteten, eine hagere Gestalt in dunkler Kleidung beobachtet zu haben, die aus der Ferne die Mühle zu beobachten schien.

Wagner, der mittlerweile in Schönmünzach ein Zimmer gemietet hatte, beschloss, der Sache selbst nachzugehen. Er begann Nachtwachen in der Nähe der Mühle zu halten, versteckt im Unterholz mit einem Fernglas bewaffnet. In der dritten Nacht seiner Beobachtung am 17. April 1954 sah er sie, eine schlanke Gestalt, die sich vorsichtig durch den Wald bewegte in Richtung der Mühle.

Es war zu dunkel, um Einzelheiten zu erkennen, aber die Bewegungen waren die einer älteren Person. Vorsichtig, aber zielstrebig. Wagner folgte der Gestalt in sicherem Abstand. Die Figur hielt vor der Mühle inne, schien einen Moment zu zögern und verschwand dann durch den teilweise eingestürzten Eingang.

Wagner wartete einige Minuten, dann näherte er sich vorsichtig dem Gebäude. Als er den verfallenen Eingangsbereich betrat, hörte er Geräusche aus dem Keller, ein leises Kratzen wie von Metall auf Stein und ein kaum hörbares Murmeln, eine alte brüchige Stimme, die mit sich selbst sprach. Wagner, der kein Risiko eingehen wollte, verließ die Mühle und eilte zum Dorf zurück, um die Polizei zu alarmieren.

Als die Beamten eine Stunde später eintrafen und den Keller durchsuchten, fanden sie niemanden. Doch es gab Anzeichen für einen Besucher, frische Fußspuren im Staub, die abrupt vor einer der Kellerwände endeten. Die Beamten untersuchten die Wand und entdeckten, was Wagner und die vorherigen Ermittler übersehen hatten. eine schmale gut getarte Öffnung, die zu einem weiteren unterirdischen Gang führte.

Dieser Gang war nicht derselbe, der 18999 entdeckt worden war und zum Schuppen im Wald führte. Es war ein zweiter, bisher unbekannter Fluchtweg. “Die Mühle gibt ihre Geheimnisse nur widerwillig Preis”, notierte Wagner in seinem Tagebuch.

“Wie viele weitere verborgene Gänge und Kammern mag es noch geben? Was wurde noch alles übersehen bei der ursprünglichen Untersuchung?” Die Entdeckung des zweiten Tunnels bestätigte eine beunruhigende Vermutung. Die Schwestern Weber hatten ihr Versteck mit äußerster Vorsicht geplant, mit mehreren Fluchtwegen und verborgenen Räumen. Und jemand, möglicherweise eine der Schwestern selbst, kannte diese geheimen Wege und nutzte sie noch immer.

Die Mühle, die niemals zu schlafen schien, gab weiterhin ihre düsteren Geheimnisse Preis, Schicht um Schicht, wie die Schalen einer giftigen Frucht, und mit jeder neuen Entdeckung wuchs die Gewissheit: Der Fall der Schwestern Weber war noch lange nicht abgeschlossen.

Im Mai 1954 wurde eine umfassende archäologische Untersuchung der Webermühle und des umgebenden Geländes angeordnet. Ein Team von Experten unter der Leitung des Archäologen Dr. Martin Lehmann begann mit systematischen Grabungen und Sondierungen. Was sie in den folgenden Wochen entdeckten, übertraf die schlimmsten Befürchtungen.

Der neu entdeckte Tunnel führte nicht, wie zunächst angenommen, ins Freie, sondern zu einer unterirdischen Kammer, die etwa 20 m von der Mühle entfernt, unter dem Waldboden verborgen lag. Die Kammer war erstaunlich gut erhalten. Ein rechteckiger Raum von etwa 5 x 8 Met mit gewölbter Decke und gemauerten Wänden. Der Raum war eindeutig als Labor konzipiert, berichtete Dr. Lehmann.

An den Wänden standen Regale mit Glasgefäßen, Retorten und anderen wissenschaftlichen Instrumenten. In der Mitte befand sich ein großer Steintisch mit Rinnen, die zu Auffangbecken führten. Die Anordnung erinnerte an einen Sizziertisch, doch der eigentliche Schock kam, als die Archäologen die Regale an den Wänden näher untersuchten.

In Dutzenden von Glasgefäßen, sorgfältig beschriftet und versiegelt, befanden sich organische Proben, menschliche Organe, Gewebestücke und andere Körperteile, konserviert in einer klaren Flüssigkeit. Jedes Gefäß trug ein Etikett mit einer Nummer, die vermutlich mit den Einträgen im Weberprotokoll korrespondiert”, erklärte Dr. Lehmann.

Es war eine makabere Sammlung, systematisch geordnet und offenbar über Jahre hinweg zusammengetragen. Noch verstörender waren die Funde in einem verschlossenen Schrank in der hinteren Ecke des Raumes. Hier entdeckten die Archäologen mehrere lederne Notizbücher, vollgekritzelt mit einer dichten winzigen Handschrift. Diese Dokumente später als das dritte Weberprotokoll bezeichnet enthielten detaillierte Beschreibungen eines Experiments, das selbst die erfahrenen Ermittler erschütterte.

Experiment 28 schreitet voran, lautete ein Eintrag vom Dezember 1898. Die Vorbereitungen sind nahezu abgeschlossen. Das Gefäß ist bereit. Die Essenz wird übertragen werden. Ein späterer Eintrag, datiert auf Februar 1899, war noch expliziter. Der Transfer war erfolgreich. Das Gefäß hat die Essenz aufgenommen, die Transformation hat begonnen.

Es ist wie eine Wiedergeburt, eine Transfusion nicht nur von Blut, sondern von Sein. Die Sprache der Notizen wurde mit der Zeit zunehmend wirrer und mystischer, durchsetzt mit alchemistischen Begriffen und Verweisen auf das große Werk und die Verschmelzung. Dr.

Richard Vogt, ein Psychiater, der zur Analyse der Dokumente hinzugezogen wurde, kam zu einem beunruhigenden Schluss. Diese Aufzeichnungen deuten auf einen fortschreitenden Warnzustand hin. Die Verfasserin, vermutlich Johanna Weber, glaubte offenbar eine Art Transformation oder Übertragung von Eigenschaften zwischen Menschen durchführen zu können.

Eine warnhafte Vorstellung, die durch ihre offensichtlichen anatomischen Kenntnisse und ihre methodische Vorgehensweise noch beängstigender wirkt. Der letzte datierte Eintrag im dritten Weberprotokoll stammte vom V. Juni9, zwei Tage vor der ursprünglichen Entdeckung des Falles. Er lautete schlicht: “Es ist vollbracht, das Werk ist vollendet, wir sind mehr als wir waren.

” Was genau die Schwestern mit diesem vollendeten Werk meinten, blieb zunächst ein Rätsel. Doch als die Archäologen ihre Untersuchung auf den hinteren Teil der unterirdischen Kammer ausdehnten, entdeckten sie etwas, das einen möglichen Hinweis lieferte. Eine zweite kleinere Kammer, zugänglich durch eine schmale Öffnung in der Rückwand. Diese zweite Kammer war anders gestaltet als das Labor.

Sie enthielt keine wissenschaftlichen Instrumente oder Präparate, sondern war eingerichtet wie ein primitives Wohnquartier. Eine schmale Pritsche, ein kleiner Tisch, ein Stuhl, mehrere Kisten mit Konserven und anderen haltbaren Lebensmitteln. “Es scheint, als hätte jemand hier gelebt, zumindest zeitweise”, sagte Dr. Lehmann. “Die Lebensmittel sind größtenteils verdorben, aber einige der Dosen sind noch intakt. Die neuesten Produktionsdaten stammen von 1952.

Diese Entdeckung bestätigte den beunruhigenden Verdacht, dass jemand, möglicherweise eine der Schwestern Weber, in jüngster Vergangenheit zur Mühle zurückgekehrt war und zeitweise in diesem verborgenen Unterschlupf gelebt hatte.

Doch der eigentliche Schock kam, als die Ermittler einen kleinen metallenen Koffer unter der Pritsche fanden. Der Koffer war verschlossen, aber nicht versiegelt. Als sie ihn öffneten, enthielt er verschiedene Dokumente, gefälschte Pässe, Identitätspapiere und mehrere vergilbte Fotografien. Die Pässe waren ausgestellt auf die Namen Johanna Müller und Margarete Müller mit verschiedenen Geburtsdaten, alle deutlich jünger als die tatsächlichen Geburtsjahre der Schwestern Weber.

Die neuesten Pässe stammten von 1950 und waren angeblich von den argentinischen Behörden ausgestellt worden. Die Fotografien zeigten zwei Frauen in verschiedenen Lebensphasen, von mittlerem Alter bis ins hohe Alter. Obwohl die Zeit ihre Gesichtszüge verändert hatte, waren sie unverkennbar.

Johanna und Margarete Weber fotografiert über einen Zeitraum von 50 Jahren bis in die jüngste Vergangenheit. Die letzte Fotografie scheint erst vor wenigen Jahren aufgenommen worden zu sein, stellte der ermittelnde Beamte fest. Sie zeigt zwei sehr alte Frauen, aber ihre Gesichter sind noch immer erkennbar als die der Schwesternweber. Diese Entdeckung löste eine internationale Fandung aus.

Die Vermutung, dass die Schwestern nach Argentinien geflohen waren, erhielt neue Nahrung. Das deutsche Außenministerium kontaktierte die argentinischen Behörden und bat um Unterstützung bei der Suche nach den beiden Frauen. Doch die Nachforschungen in Argentinien führten zu einer unerwarteten Wendung. Margarete Weber oder die Frau, die sich unter diesem Namen ausgegeben hatte, war bereits 1951 in Buenos Aires verstorben.

Sie hatte die letzten Jahre ihres Lebens in einer kleinen Pension im deutschen Viertel verbracht, zurückgezogen und von wenigen beachtet. Nach ihrem Tod hatte eine ältere Frau, die sich als ihre Schwester ausgab, den Leichnah abgeholt und die Pension aufgelöst. Wohin diese Schwester vermutlich Johanna Weber gegangen war, konnte niemand sagen.

Die Spur führte zurück nach Deutschland genauer in den Schwarzwald. Die regelmäßigen Sichtungen der mysteriösen Frau in der Nähe der Webermühle, die verborgene Kammer mit den frischen Vorräten, die Hinweise auf eine kürzliche Anwesenheit. Alles deutete darauf hin, dass Johanna Weber nach über 50 Jahren im Exil in ihre Heimat zurückgekehrt war. Doch warum? Was hatte sie nach all den Jahren zurück zur Städte ihrer Verbrechen gezogen? Die Antwort auf diese Frage fand sich in den letzten Einträgen des dritten Weberprotokolls. Die zunehmend wirren Notizen sprachen

von einem Reservoir der Essenz, einem verborgenen Schatz, der unter der Mühle verborgen sei und aktiviert werden müse. Dr. Fog, der Psychiater, interpretierte diese Einträge als Teil des Warngebäudes der Schwestern. Sie scheinen geglaubt zu haben, daß sie durch ihre Experimente eine Art Essenz des Lebens extrahieren und konzentrieren konnten.

Diese Essenz, was auch immer sie darunter verstanden, sollte offenbar aufbewahrt und später aktiviert werden, um eine Art Transformation oder Wiedergeburt zu ermöglichen. Diese Interpretation gewann an Plausibilität, als die Archäologen bei weiteren Grabungen unter dem Boden des ursprünglichen Labors eine versteckte Kammer entdeckten, einen kleinen sorgfältig gemauerten Raum ohne erkennbaren Eingang.

Die Kammer war vollständig versiegelt und musste von oben aufgebrochen werden. Was die Ermittler in dieser letzten verborgenen Kammer fanden, war so verstörend, dass der vollständige Bericht bis heute unter Verschluss gehalten wird. Dr. Lehmann, der bei der Öffnung der Kammer anwesend war, weigerte sich später über die Details zu sprechen.

In seinem offiziellen Bericht heißt es lediglich: “Der Inhalt der Kammer entspricht keinen bekannten wissenschaftlichen oder medizinischen Praktiken. Eine weitere Untersuchung wird nicht empfohlen. Inoffizielle Quellen berichten jedoch, dass die Kammer eine Art Behältnis enthielt. Ein großes kristallines Gefäß gefüllt mit einer seltsamen schimmernden Flüssigkeit.

In dieser Flüssigkeit soll sich etwas befunden haben, das einer menschlichen Form ähnelte, aber verändert war auf eine Weise, die die Zeugen nicht näher beschreiben konnten oder wollten. Was immer in dieser letzten Kammer gefunden wurde, es wurde hastig entfernt, versiegelt und an einen unbekannten Ort gebracht. Die Berichte darüber wurden als streng geheim eingestuft.

Die Suche nach Johanna Weber ging weiter, doch die Sichtungen der mysteriösen Frau am Waldrand hörten plötzlich auf. Es war als hätte sie gefunden, wonach sie gesucht hatte oder als hätte sie erfahren, dass ihr Schatz entdeckt und entfernt worden war. Im Juli 1954 ordneten die Behörden die Sprengung und vollständige Einebnung der Webermühle an. Der Keller und alle unterirdischen Kammern wurden mit Beton verfüllt.

Der Grundriss des Gebäudes wurde unkenntlich gemacht. Heute erinnert nichts mehr an diesem Ort an die schrecklichen Ereignisse, die sich dort abgespielt haben. Doch in den Archiven und in den Erinnerungen jener, die mit dem Fall befasst waren, lebt die Geschichte der Schwestern Weber weiter als Warnung davor, was geschehen kann, wenn wissenschaftliche Neugier sich mit Warn verbindet und die Grenzen der Menschlichkeit überschritten werden.

Im Herbst 1954, vier Monate nach der Entdeckung der unterirdischen Kammern und der verstörenden Funde, schien der Fall der Schwestern Weber zu einem Abschluss zu kommen. Die Ruine der alten Mühle war dem Erdboden gleich gemacht worden, die Beweise waren sicher verwahrt und die letzten Zeitzeugen hatten ihre Aussagen zu Protokoll gegeben. Nur eines fehlte. Johanna Weber selbst.

Die Fandung nach der Älteren der beiden Schwestern war im Sande verlaufen. Die Sichtungen im Wald um Schönmünsach hatten aufgehört. Die internationalen Nachforschungen hatten keine neuen Spuren ergeben. Es schien, als hätte sich die inzwischen fast hundertjährige Frau in Luft aufgelöst oder war eines natürlichen Todes gestorben, unerkannt und unbemerkt. Dr.

Klaus Wagner, der Historiker dessen Forschungen zur Wiederaufnahme des Falles geführt hatten, bereitete sich auf seine Rückkehr nach Freiburg vor. Seine Arbeit in Schönmünzach war getan. Sein Buch über den Fall war in zweiter erweiterter Auflage erschienen und hatte große Aufmerksamkeit erregt.

An seinem letzten Abend im Dorf besuchte Wagner die kleine Dorfkneipe, um sich von einigen der Einwohner zu verabschieden, mit denen er in den vergangenen Monaten zusammengearbeitet hatte. Es war ein regnerischer Oktoberabend und nur wenige Gäste waren anwesend. Ich erinnere mich noch genau an jenen Abend”, erzählte Wagner Jahre später in einem Interview.

Es war kurz nach Uhr, als die Tür aufging und eine alte Frau eintrat. Sie trug einen durchnästen Mantel und ein Kopftuch, das ihr Gesicht teilweise verbarg. Niemand beachtete sie besonders. Alte Frauen in dunklen Kleidern gab es viele in den Dörfern des Schwarzwalds. Die Frau setzte sich an einen Tisch in der hinteren Ecke des Raumes und bestellte ein Glas Wein.

Ihr Gesicht blieb im Schatten, ihre Hände, dünn und von Altersflecken gezeichnet, umklammerten das Glas, als suchten sie Wärme. Wagner, der mit dem Rücken zur Tür saß, bemerkte die Frau zunächst nicht. Erst als er sich verabschiedete und aufstand, um zu gehen, fiel sein Blick auf sie.

Etwas an ihrer Haltung, an der Art, wie sie daaß, aufrecht, fast steif, mit einer seltsamen Würde, erregte seine Aufmerksamkeit. “Ich kann nicht erklären, warum, aber ich wusste sofort, wer sie war”, sagte Wagner später. Es war eine Art Intuition, ein plötzliches Erkennen, das nichts mit ihrem Aussehen zu tun hatte, sondern mit einer Präsenz, einer Aura der Kälte, die sie umgab.

Wagner ging langsam zu ihrem Tisch hinüber. Die anderen Gäste in ihre Gespräche vertieft, bemerkten nichts ungewöhnliches. Der Wirt wischte Gläser ab und beachtete die Szene nicht. “Guten Abend”, sagte Wagner. “Darf ich mich zu ihnen setzen?” Die Frau hob den Kopf. Ihr Gesicht war das einer sehr alten Person.

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faltig, eingefallen, mit tief liegenden Augen. Doch diese Augen waren klar und scharf, von einem blassen, fast farblosen Blau. Sie musterten Wagner mit einer Intensität, die ihn erschauern ließ. “Sie sind der Historiker”, sagte sie. Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.

Ihre Stimme war leise, aber fest, mit einem leichten Akzent, der auf Jahre im Ausland hindeutete. “Ja”, antwortete Wagner, “Und Sie sind Johanna Weber.” Die alte Frau lächelte dünn, fast unmerklich. Sie nippte an ihrem Wein und stellte das Glas sorgfältig ab. “Sie haben viel Staub aufgewirbelt mit ihren Nachforschungen, Herr Doktor”, sagte sie. Sie haben Dinge an die Oberfläche gebracht, die besser begraben geblieben wären.

Wagner setzte sich langsam. Sein Herz schlug schneller, aber er bemühte sich äußerlich ruhig zu bleiben. “Warum sind Sie zurückgekommen?”, fragte er. “Nach all den Jahren, nach allem, was passiert ist. Warum hierher?” Die Frau sah ihn lange an, als überlege sie, ob er eine Antwort würdig sei.

Schließlich sprach sie ihre Stimme nun noch leiser, so dass Wagner sich vorbeugen musste, um sie zu verstehen. “Es gibt Dinge, die unvollendet sind”, sagte sie, “Arbeiten, die zu Ende geführt werden müssen. Sie haben unsere Aufzeichnungen gefunden, nicht wahr? Sie haben gelesen, was wir geschrieben haben, aber sie haben es nicht verstanden. Niemand hat es verstanden.

Ich habe genug verstanden, entgegnete Wagner. Sie und ihre Schwester haben mindestens 28 Männer entführt und getötet. Sie haben Experimente an ihnen durchgeführt. Grausame, unmenschliche Experimente. Johanna Weber schüttelte leicht den Kopf, als wäre Wagner ein Kind, das einen einfachen Zusammenhang nicht begreifen konnte. Es waren keine Experimente, sagte sie.

Es war Transformation, Evolution. Wir haben getan, was getan werden musste, was niemand sonst zu tun wagte. “Sie haben gemordet”, sagte Wagner hart. “Wir haben erschaffen”, korrigierte die alte Frau. “Aus dem Tod kommt Leben. Aus der Zerstörung kommt Schöpfung. Das ist das Grundprinzip der Natur, der ewige Kreislauf.

” Wagner spürte, wie ein kalter Schauer über seinen Rücken lief. Die Worte der Frau, ihre ruhige, fast sachliche Art über ihre Verbrechen zu sprechen. Es war als spreche er mit einem Wesen aus einer anderen Welt, einer Welt ohne Moral oder menschliche Gefühle. “Sie haben sie gefunden, nicht wahr?”, fragte Johanna Weber plötzlich.

“Die letzte Kammer, das was wir zurückgelassen haben.” Wagner nickte langsam. Ja, sagte er, die Behörden haben, was auch immer es war. Mitgenommen. Es wird untersucht. Ein schmales Lächeln huschte über das Gesicht der alten Frau. Untersucht, wiederholte sie. Sie werden nichts verstehen. Sie können es nicht verstehen. Es ist zu früh. Die Welt ist noch nicht bereit.

Bereit wofür? Fragte Wagner. Für das, was kommt, antwortete sie kryptisch. für das, was wir begonnen haben. Es ist erst der Anfang, wissen Sie, der erste Schritt auf einem langen Weg. Wagner lehnte sich zurück, überwältigt von einem plötzlichen Gefühl des Unbehagens.

Er wußte, daß er die Polizei rufen sollte, daß er aufstehen zum Wirt gehen und ihn bitten sollte, die Behörden zu verständigen. Doch er konnte sich nicht bewegen. Er war wie gebannt von den blassen, kalten Augen der Frau, die ihn unverwandt anstarrten. “Ich bin nicht zurückgekommen, um gefasst zu werden”, sagte Johanna Weber, als hätte sie seine Gedanken gelesen.

“Ich bin zurückgekommen, um zu sehen, um zu bestätigen, dass es noch da ist, dass es überdauert hat.” “Was?” fragte Wagner. Seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. Was hat überdauert? Die Essenz, sagte sie. Das, was wir extrahiert haben, das, was wir gesammelt haben, Tropfen für Tropfen, überall die Jahre. Die Lebenskraft selbst konzentriert, destillert, gereinigt.

Wagner schüttelte den Kopf. “Das ist Wahnsinn”, sagte er. “Unwissenschaftlich, unmöglich.” Die alte Frau lachte leise, ein trockenes raschelndes Geräusch wie dürre Blätter im Wind. Die Wissenschaft von heute ist der Aberglaube von gestern”, sagte sie, und der Wahnsinn von heute ist die Offenbarung von morgen. Sie denken in zu kleinen Dimensionen, Herr Doktor.

Sie sehen nur das Unmittelbare, das Greifbare. Wir sahen weiter. Wir sahen das Potenzial, die Möglichkeit. Sie lehrte ihr Weinglas mit einem Zug und stellte es behutsam auf den Tisch. “Ich muss jetzt gehen”, sagte sie. Meine Zeit hier ist zu Ende. Was getan werden mußte, ist getan. Wagner fand endlich seine Stimme wieder. Sie können nicht einfach gehen sagte er.

Sie müssen sich verantworten für das, was sie getan haben, für die Männer, die sie getötet haben. Johanna Weber stand langsam auf, stützte sich leicht auf den Tisch. Trotz ihres Alters bewegte sie sich mit einer gewissen Anmut, einer kontrollierten Würde, Verantwortung. sagte sie das Wort abwegend. Ja, wir tragen Verantwortung, aber nicht ihnen gegenüber, nicht gegenüber ihren Gesetzen oder ihrer Moral. Unsere Verantwortung ist größer, weitreichender.

Sie wandte sich zum Gehen, dann hielt sie inne und sah noch einmal zu Wagner zurück. Eines Tages werden sie verstehen, sagte sie, “Wenn die Zeit reif ist, wenn die Veränderungen beginnen, dann werden sie sich an dieses Gespräch erinnern und wissen, dass wir recht hatten.

” Mit diesen Worten ging sie zur Tür, öffnete sie und verschwand in die regnerische Nacht. Wagner saß wie erstarrt an dem Tisch, unfähig sich zu bewegen oder zu sprechen. Erst nach einigen Minuten stand er auf und stolperte zur Tür. Er riß sie auf und schaute in die Dunkelheit, aber von Johanna Weber war keine Spur zu sehen. Sie war verschwunden wie ein Schatten, der sich im nichts auflöst.

Am nächsten Morgen meldete Wagner den Vorfall der Polizei. Eine groß angelegte Suche wurde eingeleitet, aber ohne Erfolg. Johanna Weber blieb verschwunden. Manche glauben, sie sei noch in jener Nacht gestorben. Eine alte Frau, die ihre letzten Kräfte aufgebraucht hatte, um noch einmal den Ort ihrer Verbrechen zu besuchen.

Andere vermuten, sie habe Deutschland erneut verlassen, sei in ein anderes Land geflohen, wo niemand ihre Geschichte kannte. Die Wahrheit bleibt im Dunkeln, wie so vieles in der Geschichte der Schwestern Weber. Was bleibt, ist die stille Konfrontation in einer regnerischen Herbstnacht.

Ein kurzer, verstörender Blick in den Abgrund eines Wahnsinns, der sich selbst für Erleuchtung hielt. Die Begegnung zwischen Dr. Klaus Wagner und Johanna Weber im Herbst 1954 blieb der letzte bestätigte Kontakt mit einer der Schwestern Weber. Was danach geschah, ist eine Mischung aus dokumentierten Fakten, Gerüchten und ungelösten Rätseln. Wagner kehrte nach Freiburg zurück und verfaßte einen detaillierten Bericht über seine Begegnung mit Johanna Weber, den er den Behörden übergab. Obwohl die Fandung nach der Älteren der Weberschwestern fortgesetzt wurde, blieb sie erfolglos.

Es war, als hätte sich die fast hundertjährige Frau in Luft aufgelöst. Ich bin überzeugt, daß sie noch in jener Nacht gestorben ist”, schrieb Wagner später in einem privaten Brief an einen Kollegen. “Nicht aus medizinischen Gründen, sondern weil ihre Aufgabe erfüllt war. Sie war zurückgekommen, um zu sehen, ob ihr Werk bestand hatte.

Nachdem sie diese Gewissheit hatte, was auch immer sie darunter verstand, gab es für sie keinen Grund mehr zu bleiben. Diese Theorie gewann an Glaubwürdigkeit, als im Frühjahr 1955 ein Waldarbeiter in der Nähe von Schönmünssach auf menschliche Überreste stieß, die Leiche oder viel mehr das, was nach Monaten im Wald davon übrig war, konnte nie eindeutig identifiziert werden.

Das Alter und Geschlecht der Person stimmten jedoch mit Johanna Weber überein. Die Behörden erleichtert, den Fall endlich abschließen zu können, erklärten, es handle sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um die sterblichen Überreste von Johanna Weber. Der Fall wurde offiziell als gelöst betrachtet. Die Akte Weber, die über ein halbes Jahrhundert offen geblieben war, wurde geschlossen.

Doch in den folgenden Jahren geschah eine Reihe von Ereignissen, die manche als Zufall abtaten, während andere darin eine Art posthume Rache oder ein düsteres Vermächtnis der Schwestern Weber sahen. Der erste dieser Vorfälle ereignete sich im Sommer 1956. Dr. Martin Lehmann, der Archäologe, der die versteckte Kammer unter der Webermühle entdeckt hatte, wurde tot in seinem Büro an der Universität Stuttgart aufgefunden. Die offizielle Todesursache lautete: Herzversagen.

Lehmann war 52 Jahre alt und bis dahin bei guter Gesundheit gewesen. Bei der Untersuchung seines Arbeitszimmers fanden die Behörden Hinweise darauf, dass Lehmann kurz vor seinem Tod an einer Arbeit über den Fall Weber geschrieben hatte, einem Aspekt des Falles, der in den offiziellen Berichten ausgespart worden war.

Das Manuskript selbst war verschwunden. 6 Monate später, im Januar 1957 starb Dr. Heinrich Maurer der Biologe, der die im Keller der Mühle gefundenen Präparate untersucht hatte. Auch sein Tod wurde einem natürlichen Herzversagen zugeschrieben. Wie Lehmann war auch Maura relativ jung und ohne bekannte gesundheitliche Probleme.

Im Laufe der nächsten zwei Jahre verstarben drei weitere Wissenschaftler und Beamte, die direkt mit dem Fall Weber zu tun gehabt hatten. Alle unter ähnlichen Umständen plötzlich unerwartet und ohne offensichtliche Ursache, außer natürlichem Herzversagen. Diese Serie von Todesfällen wäre vielleicht als trauriger Zufall abgetan worden, wäre nicht im Mai 1959 eine besonders verstörende Entdeckung gemacht worden. Bei der Autopsie eines der Verstorbenen Dr.

Richard Vogt, der Psychiater, der die Weberdokumente analysiert hatte, fand der Pathologe eine ungewöhnliche Anomalie im Herzgewebe. “Das Gewebe weist Veränderungen auf, die ich noch nie gesehen habe”, schrieb Dr. Albert Schneider in seinem Autopsiebericht. Es scheint eine Art Strukturveränderung auf zellulärer Ebene stattgefunden zu haben.

Die Zellen haben eine ungewöhnliche Form angenommen, als wären sie umgeformt worden. Eine Nachuntersuchung der Leichen der anderen Verstorbenen war nicht möglich. Sie waren bereits bestattet worden. Doch die Behörden begannen, die Todesfälle mit neuer Aufmerksamkeit zu betrachten. Dr. Klaus Wagner, der die Entwicklung mit wachsender Beunruhigung verfolgte, formulierte eine erschreckende Theorie.

In einem vertraulichen Schreiben an die Staatsanwaltschaft, das erst 1967 nach seinem eigenen Tod veröffentlicht wurde, schrieb er: “Ich fürchte, die Schwestern Weber haben uns ein tödliches Vermächtnis hinterlassen.” Bei unserer Begegnung sprach Johanna Weber von einer Essenz, die sie und ihre Schwester extrahiert und konserviert hätten.

Könnte es sein, dass dieses Material, was auch immer es war, in irgendeiner Form die Personen kontaminiert hat, die damit in Berührung kamen? Eine Art biologischer Agent, der langsam wirkt, aber tödlich ist. Wagners Theorie wurde zunächst belächelt, doch die Behörden ordneten eine diskrete Überprüfung aller Personen an, die direkt mit den im Keller der Mühle gefundenen Materialien in Kontakt gekommen waren.

Das Ergebnis war alarmierend. Die Sterberate in dieser Gruppe war signifikant höher als statistisch zu erwarten. Im Sommer 1959 wurde eine spezielle Kommission eingerichtet, um die Todesfälle und ihre mögliche Verbindung zu den Funden in der Webermühle zu untersuchen. Die Kommission arbeitete unter strengster Geheimhaltung.

Ihre Ergebnisse wurden nie vollständig veröffentlicht. Was bekannt ist, im August 1959 wurden alle verbliebenen Materialien aus dem Fall Weber, Dokumente, Präparate, Gerätschaften an einen unbekannten Ort gebracht. Vermutlich eine militärische Forschungseinrichtung. Alle Personen, die mit diesen Materialien gearbeitet hatten, wurden medizinisch untersucht und unter Beobachtung gestellt.

Die Todesfälle hörten auf, sobald die Materialien gesichert waren. Doch für einige der Betroffenen kam diese Maßnahme zu spät. Dr. Klaus Wagner selbst blieb von dem vermeintlichen Fluch verschont, zumindest für eine Weile. Er setzte seine akademische Karriere fort und veröffentlichte mehrere Bücher über historische Kriminalfälle.

Doch der Fall der Schwestern Weber ließ ihn nie los. “Es gibt Aspekte dieses Falles, die ich nicht verstehe und vielleicht nie verstehen werde”, schrieb er in seinen Memoen die Postum erschienen. Was war das Werk, von dem Johanna Weber sprach? Was war die Essenz, die sie und ihre Schwester gesammelt hatten? Und vor allem, was war in jener letzten versiegelten Kammer, über die die Behörden so beharlich schweigen? Wagner starb im Winter 1967, 13 Jahre nach seiner Begegnung mit Johanna Weber. Die offizielle Todesursache: Herzversagen. Er wurde 57

Jahre alt. Nach Wagners Tod trat ein neuer Aspekt des Falles zutage. Unter seinen persönlichen Papieren fand man ein versiegeltes Paket mit der Aufschrift: “Erst nach meinem Tod zu öffnen, im Falle eines plötzlichen oder ungeklärten Todes den Behörden zu übergeben. Das Paket enthielt eine detaillierte Aufzeichnung aller seiner Recherchen zum Fall Weber.

Einschließlich Informationen, die er nie veröffentlicht hatte. Darunter war ein Dokument, das besondere Aufmerksamkeit erregte. eine teilweise Übersetzung und Analyse jener Passagen des dritten Weberprotokolls, die sich mit dem großen Werk und der Transformation befassten.

Die Schwestern glaubten offenbar, schrieb Wagner, dass sie eine Methode entdeckt hatten, menschliche Eigenschaften zu isolieren und zu übertragen. Nicht nur physische Merkmale, sondern auch geistige Fähigkeiten, Talente, vielleicht sogar Erinnerungen. Ihr Ziel war nichts geringeres als eine Art Unsterblichkeit, nicht im spirituellen Sinne, sondern als konkrete physische Fortsetzung des Bewusstseins.

Wagner hatte auch seine eigene Theorie darüber, was in der letzten versiegelten Kammer gefunden worden war. Ich vermute, es handelte sich um einen Versuch, ein Gefäß zu schaffen, einen Körper oder etwas Körperähnliches, in dem die Essenz mehrerer Menschen konzentriert war. eine Art Amalgam oder Hybrid, weder lebend noch tot im konventionellen Sinne, sondern in einem Zustand des Übergangs.

Diese Theorie, so fantastisch sie klingt, würde erklären, warum die Behörden so verschlossen über diesen Aspekt des Falles schweigen, und sie würde einen Sinn ergeben im Kontext der mysteriösen Todesfälle jener, die mit den Webermaterialien in Berührung gekommen waren.

Manche Historiker und Kriminalisten, die sich später mit dem Fall beschäftigten, spekulierten, dass die Schwestern Weber ihrer Zeit in erschreckender Weise voraus waren. Ihre wahnsinnigen Experimente, so die Theorie, könnten auf primitive Weise Konzepte vorweggenommen haben, die erst Jahrzehnte später in der Genetik und Molekularbiologie entwickelt wurden.

ist, als hätten sie instinktiv nach etwas gesucht, wofür ihnen die Werkzeuge und das Wissen fehlten, schrieb der Wissenschaftshistoriker Dr. Thomas Berger in einem Aufsatz von 1978. Ihre Methoden waren brutal und unwissenschaftlich, ihre Konzepte von Wahn geprägt und doch gibt es in ihren Ideen einen Kern, der auf verstörende Weise mit modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen resoniert.

Was auch immer die Wahrheit sein mag, die offizielle Version des Falls Weber, wie sie in den Archiven und Geschichtsbüchern festgehalten ist, umfasst nur einen Teil der Geschichte. Der Rest bleibt im Dunkeln, versiegelt in geheimen Akten oder begraben mit jenen, die die volle Wahrheit kannten.

Die Todesfälle der Wissenschaftler und Beamten, die mit dem Fall in Berührung kamen, wurden nie offiziell mit den Schwestern Weber in Verbindung gebracht. Die Theorie einer Kontamination oder eines biologischen Agents blieb Spekulation. Und doch die zeitliche Abfolge, die statistische Unwahrscheinlichkeit, die ungewöhnlichen Befunde bei Dr.

Fogtsz Autopsie, all das lässt Raum für den Gedanken, dass die Schwestern Weber lange nach ihrem eigenen Tod eine Art Rache an jenen nahmen, die ihre Geheimnisse aufgedeckt hatten. Oder war es nicht Rache, sondern viel mehr die Fortsetzung jenes großen Werks, von dem Johanna Weber gesprochen hatte? Eine Transformation, die sich über Jahrzehnte erstreckte und jene einbezog, die unwissentlich mit den Überresten ihrer Experimente in Kontakt gekommen waren.

Wir werden es nie mit Sicherheit wissen. Der Staub der Geschichte hat sich über den Fall gelegt und jene, die die Wahrheit kannten, sind längst verstorben. Was bleibt ist ein Echo des Schreckens, ein Flüstern in den dunklen Wäldern des Schwarzwalds und eine Warnung vor den Abgründen, die sich öffnen, wenn wissenschaftliche Neugier sich mit Warn verbindet und die Grenzen der Menschlichkeit überschritten werden.

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Es ist jetzt Herbst 2025, mehr als 125 Jahre nach den Ereignissen in der Webermühle. Schönmünszach ist heute ein beschaulicher Touristenort am Rande des Schwarzwalds. Wanderer und Naturliebhaber kommen hierher, um die malerischen Wälder zu erkunden und die frische Bergluft zu genießen. Nichts erinnert mehr an die düstere Geschichte, die sich hier einst abgespielt hat.

Der Ort, an dem die alte Mühle stand, ist heute ein kleiner, unscheinbarer Parkplatz am Waldrand. Ein Informationsschild weist auf Wanderwege und Sehenswürdigkeiten hin, erwähnt aber mit keinem Wort die Schwestern Weber oder die Verbrechen, die hier begangen wurden.

“Die Menschen wollen es vergessen”, erklärt Thomas Bauer, ein Nachfahre von Friedrich Bauer, der als Junge in der Nähe der Webermühle gelebt hatte. Thomas inzwischen selbst überbipzig ist einer der wenigen Einheimischen, die die Geschichte noch kennen und bereit sind darüber zu sprechen. “Es ist, als hätte das Dorf einen stillschweigenden Pakt geschlossen”, sagt er.

“Die Touristen sollen nichts davon erfahren. Die Geschichte ist zu dunkel, zu verstörend. Es würde nicht zum Image eines idyllischen Ferienorts passen. Doch trotz des kollektiven Schweigens ist die Geschichte der Schwestern Weber nicht völlig vergessen. Sie lebt weiter in akademischen Kreisen, in spezialisierten historischen Publikationen und seit dem Aufkommen des Internets in den dunklen Ecken von True Crime Foren und Verschwörungswebsites. Dr.

Elke Zimmermann, Professorin für Kriminalgeschichte an der Universität Heidelberg, hat jahrelang zum Fall Weber geforscht. In ihrem Büro bewahr sie Kopien aller zugänglichen Dokumente auf, ein bescheidenes Archiv im Vergleich zu dem, was noch immer unter Verschluss gehalten wird.

“Was mich an diesem Fall fasziniert”, erklärt Zimmermann, “st nicht nur die Grausamkeit der Verbrechen, sondern die intellektuelle Dimension.” Die Schwestern Weber waren keine gewöhnlichen Mörderinnen. Sie verfolgten ein Ziel, eine Vision, so pervertiert sie auch war. Zimmermann hat versucht, Zugang zu den noch immer klassifizierten Dokumenten zu erhalten, bisher ohne Erfolg.

Manche Akten bleiben versiegelt, selbst nach so vielen Jahren, sagt sie, das ist ungewöhnlich. Es deutet darauf hin, dass es Aspekte des Falles gibt, die die Behörden auch heute noch für zu sensibel halten, um sie öffentlich zu machen. Besonders interessiert ist Zimmermann an dem mysteriösen Inhalt der letzten versiegelten Kammer, über den die offiziellen Berichte so beharlich schweigen.

Was auch immer dort gefunden wurde, es muss etwas gewesen sein, das die Ermittler zutiefst verstört hat, meint sie. Etwas, das nicht in ihr Weltbild passt. Zimmermannsforschungen haben sie auch zu den mysteriösen Todesfällen unter den Wissenschaftlern und Beamten geführt, die mit dem Fall befasst waren.

Es ist statistisch auffällig, sagt sie, die Wahrscheinlichkeit, dass so viele relativ junge gesunde Menschen innerhalb eines so kurzen Zeitraums an Herzversagen sterben, ist äußerst gering. Ihre Versuche, medizinische Aufzeichnungen oder Autopsieberichte dieser Personen einzusehen, sind ebenfalls gescheitert. Es ist als gäbe es eine unsichtbare Mauer um bestimmte Aspekte des Falles, sagt sie.

Je näher man den wirklich verstörenden Elementen kommt, desto undurchdringlicher wird diese Mauer. Einer der wenigen, der einen Blick hinter diese Mauer werfen konnte, war Dr. Martin Berger, ein ehemaliger Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes, der in den 1970er Jahren an einer internen Untersuchung zum Fallweber beteiligt war.

Berger, inzwischen im Ruhestand, spricht nur widerwillig über seine Erfahrungen. “Ich kann nicht viel sagen”, erklärt er in einem seltenen Interview. “Die meisten Informationen unterliegen noch immer der Geheimhaltung. Was ich sagen kann, ist, dass es Komplikationen gab bei der Untersuchung und Sicherung bestimmter Materialien aus dem Fall.

” Auf die Frage nach dem Inhalt der letzten Kammer und den mysteriösen Todesfällen wird Berger vorsichtig. Es gab Anomalien”, sagte er nach langem Zögern, Phänomene, die wir damals nicht erklären konnten und möglicherweise auch heute noch nicht erklären können. Manchmal ist es besser, bestimmte Türen geschlossen zu halten. Trotz oder vielleicht gerade wegen dieser Geheimniskrämerei hat der Fall der Schwestern Weber in den letzten Jahren wieder vermehrt Aufmerksamkeit erregt.

Im Internet kursieren wilde Theorien. Die Schwestern hätten mit außerirdischer Technologie experimentiert. Sie seien Teil eines geheimen Regierungsprogramms gewesen. Ihre Experimente hätten tatsächlich funktioniert und die Behörden würden die Ergebnisse für eigene Zwecke nutzen. Die meisten dieser Theorien sind leicht als Fantastereien zu erkennen.

Doch zwischen all dem Rauschen gibt es immer wieder Fragmente, die nachdenklich stimmen. Berichte von ungewöhnlichen Phänomen in der Nähe der ehemaligen Mühle, Geschichten von Wanderern, die seltsame Geräusche im Wald gehört haben. Ein Flüstern, ein Klopfen, manchmal ein dumpfes rhythmisches Pochen, wie ein langsamer Herzschlag.

Es ist nur der Wind in den Bäumen sagt Thomas Bauer abwinkend oder Tiere im Unterholz. Die Wälder des Schwarzwalds sind voller natürlicher Geräusche, die in der Stille unnatürlich wirken können. Doch selbst Bauer gibt zu, dass er manchmal, wenn er allein im Wald ist, ein seltsames Gefühl überkommt, als würde er beobachtet, als wären die Bäume nicht nur Bäume und die Schatten nicht nur Schatten.

Mein Großvater hatte dieses Gefühl sein Leben lang, erzählte er. Er sagte immer, die Weberschwestern seien nicht wirklich verschwunden. Ein Teil von ihnen sei immer noch hier im Wald, in der Luft, im Boden. Er sagte, sie hätten etwas hinterlassen, nicht nur ihre Verbrechen, sondern etwas greifbareres. Friedrich Bauer, der als Junge die Weberschwestern kannte und später Dr.

Wagner bei seinen Recherchen half, sprach in seinen letzten Lebensjahren oft von einem Vermächtnis der Schwestern, das noch immer im Schwarzwald lauere. Es ist nicht vorbei, soll er kurz vor seinem Tod2 gesagt haben. Es hat nur eine andere Form angenommen. Es wartet, es beobachtet und eines Tages wird es sich wieder zeigen.

Diese kryptischen Worte könnten als die Fantasien eines alten Mannes abgetan werden, geprägt von den traumatischen Erlebnissen seiner Jugend. Doch es gibt Momente, besonders in stillen Herbstnächten, wenn der Nebel zwischen den dunklen Tannen des Schwarzwalds hängt, in denen selbst der rationalste Beobachter sich fragen könnte, ob nicht doch ein Körnchen Wahrheit in ihnen steckt. Im Jahr 2020 machten Bauarbeiter eine unheimliche Entdeckung am Rande von Schönmünzach, nicht weit von der Stelle entfernt, wo einst die Webermühle stand. Bei Aushebungsarbeiten für ein neues Ferienhaus stießen sie auf einen

unterirdischen Gang. schmal, niedrig, mit gemauerten Wänden. Ein Gang, der auf keinem Ortsplan verzeichnet war. Die Arbeiten wurden sofort eingestellt, Experten wurden hinzugezogen. Der Gang, so stellte sich heraus, war Teil eines ausgedehnten Tunnelsystems, das sich unter dem Waldboden hinzog.

Ein System, das offenbar weit umfangreicher war, als die ursprünglichen Untersuchungen im Jahr 1899 ergeben hatten. “Es scheint, als hätten die Schwestern Weber ein regelrechtes Labyrinth unter dem Wald angelegt”, sagte der leitende Archäologe Dr. Stefan Müller. “Einige der Tunnel sind eindeutig älter als andere. Es war ein fortlaufendes Projekt, das sich über Jahre erstreckte.

Die Behörden entschieden das Tunnelsystem nicht weiter zu erforschen, sondern es zu versiegeln und die Baustelle an einen anderen Ort zu verlegen. Eine Entscheidung, die von manchen als übervorsichtig kritisiert wurde, von anderen jedoch als weise Vorsichtsmaßnahme gelobt wurde. Manche Türen sollten geschlossen bleiben, kommentierte Bürgermeister Johannes Schäfer. Die Geschichte der Schwestern Weber gehört der Vergangenheit an.

Wir sollten sie dort lassen. Doch trotz aller Bemühungen die Vergangenheit zu begraben, halt das Echo der Ereignisse von 1899 noch immer durch die Gegenwart. Der Klang, jenes metaphorische Flüstern, jenes geisterhafte Pochen, ist noch immer zu hören für jene, die bereit sind zuzuhören.

In den Archiven schlummern noch immer ungelöste Rätsel. In den Wäldern des Schwarzwalds verbergen sich noch immer unentdeckte Tunnel und Kammern. Und in den Geschichten, die die Einheimischen einander erzählen, wenn die Touristen gegangen sind und der Wein fließt, leben die Schwestern Weber weiter.

Sie waren nicht einfach nur Mörderinnen, sagt Thomas Bauer, während er in die Flammen seines Kamins starrt. Sie waren etwas anderes, etwas, für das wir keinen Namen haben, und das macht sie so beunruhigend, selbst nach all den Jahren. Er nimmt einen Schluck von seinem Wein, dann fährt er leise fort. Manchmal, wenn ich im Wald bin, an einem stillen Tag, wenn kein Wind weht und die Vögel schweigen, höre ich es.

Ein Pulsieren tief unter der Erde, ein langsamer, stetiger Rhythmus, wie ein Herzschlag. Er schüttelt den Kopf, als wolle er den Gedanken vertreiben. Aber das ist natürlich nur Einbildung, sagt er, das Echo einer alten Geschichte, nichts weiter. Doch in seinen Augen flackert Zweifel, eine Unsicherheit.

Und in der Stille, die folgt, scheint ein fernes Echo zu hallen. Der Klang von etwas, das noch immer lebendig ist, noch immer wartet, noch immer beobachtet. Der Klang dessen, was die Schwestern Weber hinterlassen haben. Ein Vermächtnis aus Blut und Wahnsinn, geformt zu etwas, das die Grenzen unseres Verstehens überschreitet.

Ein Klang, der noch immer nachhalt mehr als ein Jahrhundert später in den dunklen Wäldern des Schwarzwalds und in den Albträumen jener, die die Geschichte kennen. Ja.

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