(1899, Schwarzwald) Der Zuchtkeller der Schwestern Weber – 28 Männer verschwunden

Wie viele deutsche Verbrecher nach dem Zweiten Weltkrieg könnten sie dort ein neues Leben begonnen haben, unerkannt und unbehelligt? Die Vorstellung, daß die Schwestern überlebt hatten und möglicherweise noch immer lebten, verlief eine neue unheimliche Dimension. In Schönmünzach selbst löste diese Möglichkeit eine Welle der Beunruhigung aus. Im Sommer 1953 berichteten mehrere Dorfbewohner von einer seltsamen Beobachtung.

Eine ältere Frau in dunkler Kleidung, die am Rand des Waldes stand und zur Ruine der Webermühle hinübers schaute. Als sich ihr jemand nähern wollte, verschwand sie zwischen den Bäumen. “Es ist wahrscheinlich nur eine makabere Touristin”, beruhigte der Bürgermeister die besorgten Dorfbewohner. “Der Fall hat viel Aufmerksamkeit erregt.

Manche Menschen werden von solchen Geschichten angezogen.” Doch die Sichtungen der mysteriösen Frau häuften sich. Immer wieder berichteten Dorfbewohner und Waldarbeiter, eine hagere Gestalt am Waldrand gesehen zu haben, stets auf Distanz, stets beobachtend. Die Unruhe erreichte ihren Höhepunkt, als im Herbst 1953 ein zwölfjähriger Junge beim Pilze sammeln im Wald verschwand.

Eine groß angelegte Suchaktion wurde eingeleitet. Der Junge wurde nach 8 Stunden gefunden, verängstigt, aber unverletzt. “Ich habe mich verlaufen”, erklärte er. Dann kam eine alte Frau und zeigte mir den Weg. Sie sagte, ich sle tiefen Wald gehen, dort sei es gefährlich.

Die Beschreibung, die der Junge von der alten Frau gab, ähnte beunruhigend den Zeitungsbildern von Johanna Weber, wenn auch gealtert um mehr als fünf Jahrzehnte. Die Polizei durchkämte den Wald, fand jedoch keine Spuren einer älteren Frau. Die Ruine der Webermühle wurde ebenfalls untersucht, wobei besondere Aufmerksamkeit dem Keller galt, der trotz des Verfalls des oberen Gebäudes weitgehend intakt geblieben war.

“Die Eisentüren sind immer noch an Ort und Stelle”, berichtete der leitende Beamte. Stark verrostet, aber funktionsfähig. In einem der Räume fanden wir frische Kratzspuren an den Wänden und Reste von Kerzen. Es scheint, als hätte jemand den Keller in jüngster Zeit besucht. Die Frage, ob eine oder beide Schwestern Weber nach Schönmünsch zurückgekehrt sein könnten, beschäftigte die Dorfgemeinschaft über Monate hinweg. Die Flüstern kehrte zurück.

Diesmal nicht als Echos der Vergangenheit, sondern als beunruhigende Möglichkeit der Gegenwart. Als Dr. Klaus Wagner im Frühjahr 1954 nach Schönmünsch zurückkehrte, um weitere Recherchen für die zweite Auflage seines Buches durchzuführen, fand er ein Dorf in einem Zustand nervöser Anspannung. Die Berichte über Sichtungen einer mysteriösen Frau am Waldrand hatten nicht abgenommen.

Einige Dorfbewohner behaupteten sogar, nächtliche Lichter in der Ruine der Webermühle gesehen zu haben. “Die alte Mühle ist wieder erwacht”, sagte Friedrich Bauer zu Wagner bei ihrem zweiten Treffen. “Sie schläft nie wirklich, wissen Sie? Manche Orte haben ein Gedächtnis.

Sie absorbieren das, was in ihnen geschieht und halten es fest, wie ein Schwamm, der Blut aufsaugt. Wagner, der als Historiker und Rationalist solchen Vorstellungen skeptisch gegenüber stand, beschloss dennoch, die Mühle selbst zu untersuchen. Er erhielt die Erlaubnis der Behörden, die seit 1899 versiegelte Ruine zu betreten. Was er dort fand, beschrieb er in seinem Forschungstagebuch. Das obere Stockwerk ist weitgehend eingestürzt.

Regen und Schnee haben über die Jahre das Gebelk verfaulen lassen. Der Boden des Erdgeschosses ist von Moos und Flechten überzogen. Durch die fehlende Decke fällt Tageslicht ein und gibt der Szene eine seltsame, fast friedliche Atmosphäre. Doch als Wagner die schmale Steintreppe zum Keller hinabstieg, änderte sich seine Stimmung.

“Der Keller ist bemerkenswert intakt”, notierte er. Die feuchte, kühle Luft ist erfüllt von einem eigenartigen Geruch. nicht der Geruch von Verfall, sondern etwas Schärferes, beißenderes. Es erinnert an Chemikalien wie in einem alten Fotolabor.

Die Eisentüren, die Karl Hoffmann einst für die Schwestern Weber angefertigt hatte, waren nach wie vorhanden. Obwohl sie stark verrostet waren, ließen sie sich noch öffnen. Wagner untersuchte jeden der sechs Räume, die einst als Gefängniszellen für die entführten Männer gedient hatten. “Die Zellen sind klein und klaustrophobisch”, schrieb er. etwa zwear dre mit niedriger Decke.

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