In jeder Zelle befindet sich eine Pritsche aus Holz, ein einfaches Waschbecken und ein Abflussloch im Boden. Die Wände sind mit Kratzspuren übersäht. Einige scheinen Tage zu zählen, andere sind verzweifelte Botschaften oder Namen. In der letzten Zelle machte Wagner eine beunruhigende Entdeckung. frische Kratzspuren an der Wand und ein halb verbrannter Kerzenstumpf in einer Ecke. Jemand war hier, notierte er, und zwar nicht vor langer Zeit.
Wagner informierte die örtliche Polizei, die eine erneute Untersuchung des Kellers vornahm. Sie fanden weitere Hinweise auf einen kürzlichen Besucher, Fußspuren im Staub, die zur Rückwand einer der Zellen führten und einen seltsamen Geruch, den der ermittelnde Beamte als medizinisch beschrieb. Die Beamten entdeckten auch etwas, das Wagner übersehen hatte.
Eine der Steinplatten in der Rückwand war lose. Als sie sie entfernten, fanden sie dahinter einen schmalen Hohlraum und darin ein versiegeltes Glasgefäß. Das Gefäß enthielt eine gelbliche Flüssigkeit und einen organischen Gegenstand, den der Amtsarzt später als Gewebeprobe menschlichen Ursprungs möglicherweise mehrere Jahrzehnte alt identifizierte.
An dem Gefäß war ein vergilbtes Etikett befestigt, beschriftet mit der Notation 17b, eine Nummer, die mit einem der Einträge im Weberprotokoll übereinstimmte. Diese Entdeckung deutete darauf hin, daß nicht alle Spuren der Experimente der Schwestern Weber bei der ursprünglichen Untersuchung gefunden worden waren.
Es musste noch weitere Verstecke geben, möglicherweise mit weiteren Proben und Dokumenten. Die Polizei ordnete gründlichere Durchsuchung des Kellers an. Stein für Stein wurden die Wände abgeklopft. Der Boden wurde auf verborgene Hohlräume untersucht. Die Suche brachte mehrere weitere verborgene Nischen zutage, in denen weitere Glasgefäße, medizinische Instrumente und wasserdicht versiegelte Notizbücher gefunden wurden.
Diese neuen Dokumente, später als das zweite Weberprotokoll bezeichnet, enthielten noch verstörendere Details über die Experimente der Schwestern. Sie deckten einen Zeitraum ab, der über die ursprünglich bekannte Periode hinausging und enthielten Hinweise auf weitere Opfer, die bisher nicht mit dem Fall in Verbindung gebracht worden waren.
Besonders beunruhigend war ein Eintrag vom September 1898. Die Kultivierung zeigt Fortschritte. Probe 22C reagiert auf Stimulation. Die Verschmelzung mit dem Trägermaterial scheint erfolgreich. Weitere Beobachtung notwendig. Ein späterer Eintrag, datiert auf Februar 1899 war noch expliziter.
Der Transfer ist gelungen. Das neue Gefäß akzeptiert die Essenz. Die Transformation hat begonnen. Dr. Heinrich Maurer, ein Biologe von der Universität Stuttgart, der zur Untersuchung der Dokumente hinzugezogen wurde, äußerte eine verstörende Theorie. Es scheint, als hätten die Schwestern Weber versucht, menschliche Essenzen, vermutlich genetisches Material, obwohl dieser Begriff damals noch nicht existierte, von einem Körper auf einen anderen zu übertragen.
Eine Art primitive Transplantation oder Transfusion von Eigenschaften. Die Entdeckung des zweiten Weberprotokolls und der verborgenen Proben warf ein neues Licht auf den Fall. Es deutete darauf hin, daß die Verbrechen der Schwestern möglicherweise noch umfangreicher und systematischer gewesen waren, als bisher angenommen.
Doch am verstörendsten war die Tatsache, dass jemand, möglicherweise eine der Schwestern selbst, kürzlich den Keller besucht und offenbar nach diesen verborgenen Materialien gesucht hatte. Die Polizei verstärkte ihre Patruillen in der Umgebung der Mühle und bat die Dorfbewohner verdächtige Personen oder Aktivitäten zu melden. Für mehrere Wochen wurde ein Beamter abgestellt, um die Ruine zu beobachten, aber es wurden keine weiteren Besucher festgestellt.
Die Sichtungen der mysteriösen Frau am Waldrand hörten jedoch nicht auf. Im Gegenteil, sie schienen sich zu häufen. Immer mehr Dorfbewohner berichteten, eine hagere Gestalt in dunkler Kleidung beobachtet zu haben, die aus der Ferne die Mühle zu beobachten schien.