Die Spur führte zurück nach Deutschland genauer in den Schwarzwald. Die regelmäßigen Sichtungen der mysteriösen Frau in der Nähe der Webermühle, die verborgene Kammer mit den frischen Vorräten, die Hinweise auf eine kürzliche Anwesenheit. Alles deutete darauf hin, dass Johanna Weber nach über 50 Jahren im Exil in ihre Heimat zurückgekehrt war. Doch warum? Was hatte sie nach all den Jahren zurück zur Städte ihrer Verbrechen gezogen? Die Antwort auf diese Frage fand sich in den letzten Einträgen des dritten Weberprotokolls. Die zunehmend wirren Notizen sprachen
von einem Reservoir der Essenz, einem verborgenen Schatz, der unter der Mühle verborgen sei und aktiviert werden müse. Dr. Fog, der Psychiater, interpretierte diese Einträge als Teil des Warngebäudes der Schwestern. Sie scheinen geglaubt zu haben, daß sie durch ihre Experimente eine Art Essenz des Lebens extrahieren und konzentrieren konnten.
Diese Essenz, was auch immer sie darunter verstanden, sollte offenbar aufbewahrt und später aktiviert werden, um eine Art Transformation oder Wiedergeburt zu ermöglichen. Diese Interpretation gewann an Plausibilität, als die Archäologen bei weiteren Grabungen unter dem Boden des ursprünglichen Labors eine versteckte Kammer entdeckten, einen kleinen sorgfältig gemauerten Raum ohne erkennbaren Eingang.
Die Kammer war vollständig versiegelt und musste von oben aufgebrochen werden. Was die Ermittler in dieser letzten verborgenen Kammer fanden, war so verstörend, dass der vollständige Bericht bis heute unter Verschluss gehalten wird. Dr. Lehmann, der bei der Öffnung der Kammer anwesend war, weigerte sich später über die Details zu sprechen.
In seinem offiziellen Bericht heißt es lediglich: “Der Inhalt der Kammer entspricht keinen bekannten wissenschaftlichen oder medizinischen Praktiken. Eine weitere Untersuchung wird nicht empfohlen. Inoffizielle Quellen berichten jedoch, dass die Kammer eine Art Behältnis enthielt. Ein großes kristallines Gefäß gefüllt mit einer seltsamen schimmernden Flüssigkeit.
In dieser Flüssigkeit soll sich etwas befunden haben, das einer menschlichen Form ähnelte, aber verändert war auf eine Weise, die die Zeugen nicht näher beschreiben konnten oder wollten. Was immer in dieser letzten Kammer gefunden wurde, es wurde hastig entfernt, versiegelt und an einen unbekannten Ort gebracht. Die Berichte darüber wurden als streng geheim eingestuft.
Die Suche nach Johanna Weber ging weiter, doch die Sichtungen der mysteriösen Frau am Waldrand hörten plötzlich auf. Es war als hätte sie gefunden, wonach sie gesucht hatte oder als hätte sie erfahren, dass ihr Schatz entdeckt und entfernt worden war. Im Juli 1954 ordneten die Behörden die Sprengung und vollständige Einebnung der Webermühle an. Der Keller und alle unterirdischen Kammern wurden mit Beton verfüllt.
Der Grundriss des Gebäudes wurde unkenntlich gemacht. Heute erinnert nichts mehr an diesem Ort an die schrecklichen Ereignisse, die sich dort abgespielt haben. Doch in den Archiven und in den Erinnerungen jener, die mit dem Fall befasst waren, lebt die Geschichte der Schwestern Weber weiter als Warnung davor, was geschehen kann, wenn wissenschaftliche Neugier sich mit Warn verbindet und die Grenzen der Menschlichkeit überschritten werden.
Im Herbst 1954, vier Monate nach der Entdeckung der unterirdischen Kammern und der verstörenden Funde, schien der Fall der Schwestern Weber zu einem Abschluss zu kommen. Die Ruine der alten Mühle war dem Erdboden gleich gemacht worden, die Beweise waren sicher verwahrt und die letzten Zeitzeugen hatten ihre Aussagen zu Protokoll gegeben. Nur eines fehlte. Johanna Weber selbst.
Die Fandung nach der Älteren der beiden Schwestern war im Sande verlaufen. Die Sichtungen im Wald um Schönmünsach hatten aufgehört. Die internationalen Nachforschungen hatten keine neuen Spuren ergeben. Es schien, als hätte sich die inzwischen fast hundertjährige Frau in Luft aufgelöst oder war eines natürlichen Todes gestorben, unerkannt und unbemerkt. Dr.
Klaus Wagner, der Historiker dessen Forschungen zur Wiederaufnahme des Falles geführt hatten, bereitete sich auf seine Rückkehr nach Freiburg vor. Seine Arbeit in Schönmünzach war getan. Sein Buch über den Fall war in zweiter erweiterter Auflage erschienen und hatte große Aufmerksamkeit erregt.