(1899, Schwarzwald) Der Zuchtkeller der Schwestern Weber – 28 Männer verschwunden

An seinem letzten Abend im Dorf besuchte Wagner die kleine Dorfkneipe, um sich von einigen der Einwohner zu verabschieden, mit denen er in den vergangenen Monaten zusammengearbeitet hatte. Es war ein regnerischer Oktoberabend und nur wenige Gäste waren anwesend. Ich erinnere mich noch genau an jenen Abend”, erzählte Wagner Jahre später in einem Interview.

Es war kurz nach Uhr, als die Tür aufging und eine alte Frau eintrat. Sie trug einen durchnästen Mantel und ein Kopftuch, das ihr Gesicht teilweise verbarg. Niemand beachtete sie besonders. Alte Frauen in dunklen Kleidern gab es viele in den Dörfern des Schwarzwalds. Die Frau setzte sich an einen Tisch in der hinteren Ecke des Raumes und bestellte ein Glas Wein.

Ihr Gesicht blieb im Schatten, ihre Hände, dünn und von Altersflecken gezeichnet, umklammerten das Glas, als suchten sie Wärme. Wagner, der mit dem Rücken zur Tür saß, bemerkte die Frau zunächst nicht. Erst als er sich verabschiedete und aufstand, um zu gehen, fiel sein Blick auf sie.

Etwas an ihrer Haltung, an der Art, wie sie daaß, aufrecht, fast steif, mit einer seltsamen Würde, erregte seine Aufmerksamkeit. “Ich kann nicht erklären, warum, aber ich wusste sofort, wer sie war”, sagte Wagner später. Es war eine Art Intuition, ein plötzliches Erkennen, das nichts mit ihrem Aussehen zu tun hatte, sondern mit einer Präsenz, einer Aura der Kälte, die sie umgab.

Wagner ging langsam zu ihrem Tisch hinüber. Die anderen Gäste in ihre Gespräche vertieft, bemerkten nichts ungewöhnliches. Der Wirt wischte Gläser ab und beachtete die Szene nicht. “Guten Abend”, sagte Wagner. “Darf ich mich zu ihnen setzen?” Die Frau hob den Kopf. Ihr Gesicht war das einer sehr alten Person.

A YouTube thumbnail with maxres quality

faltig, eingefallen, mit tief liegenden Augen. Doch diese Augen waren klar und scharf, von einem blassen, fast farblosen Blau. Sie musterten Wagner mit einer Intensität, die ihn erschauern ließ. “Sie sind der Historiker”, sagte sie. Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.

Ihre Stimme war leise, aber fest, mit einem leichten Akzent, der auf Jahre im Ausland hindeutete. “Ja”, antwortete Wagner, “Und Sie sind Johanna Weber.” Die alte Frau lächelte dünn, fast unmerklich. Sie nippte an ihrem Wein und stellte das Glas sorgfältig ab. “Sie haben viel Staub aufgewirbelt mit ihren Nachforschungen, Herr Doktor”, sagte sie. Sie haben Dinge an die Oberfläche gebracht, die besser begraben geblieben wären.

Wagner setzte sich langsam. Sein Herz schlug schneller, aber er bemühte sich äußerlich ruhig zu bleiben. “Warum sind Sie zurückgekommen?”, fragte er. “Nach all den Jahren, nach allem, was passiert ist. Warum hierher?” Die Frau sah ihn lange an, als überlege sie, ob er eine Antwort würdig sei.

Schließlich sprach sie ihre Stimme nun noch leiser, so dass Wagner sich vorbeugen musste, um sie zu verstehen. “Es gibt Dinge, die unvollendet sind”, sagte sie, “Arbeiten, die zu Ende geführt werden müssen. Sie haben unsere Aufzeichnungen gefunden, nicht wahr? Sie haben gelesen, was wir geschrieben haben, aber sie haben es nicht verstanden. Niemand hat es verstanden.

Ich habe genug verstanden, entgegnete Wagner. Sie und ihre Schwester haben mindestens 28 Männer entführt und getötet. Sie haben Experimente an ihnen durchgeführt. Grausame, unmenschliche Experimente. Johanna Weber schüttelte leicht den Kopf, als wäre Wagner ein Kind, das einen einfachen Zusammenhang nicht begreifen konnte. Es waren keine Experimente, sagte sie.

Es war Transformation, Evolution. Wir haben getan, was getan werden musste, was niemand sonst zu tun wagte. “Sie haben gemordet”, sagte Wagner hart. “Wir haben erschaffen”, korrigierte die alte Frau. “Aus dem Tod kommt Leben. Aus der Zerstörung kommt Schöpfung. Das ist das Grundprinzip der Natur, der ewige Kreislauf.

” Wagner spürte, wie ein kalter Schauer über seinen Rücken lief. Die Worte der Frau, ihre ruhige, fast sachliche Art über ihre Verbrechen zu sprechen. Es war als spreche er mit einem Wesen aus einer anderen Welt, einer Welt ohne Moral oder menschliche Gefühle. “Sie haben sie gefunden, nicht wahr?”, fragte Johanna Weber plötzlich.

Related Posts

Our Privacy policy

https://worldnews24hr.com - © 2025 News