unterirdischen Gang. schmal, niedrig, mit gemauerten Wänden. Ein Gang, der auf keinem Ortsplan verzeichnet war. Die Arbeiten wurden sofort eingestellt, Experten wurden hinzugezogen. Der Gang, so stellte sich heraus, war Teil eines ausgedehnten Tunnelsystems, das sich unter dem Waldboden hinzog.
Ein System, das offenbar weit umfangreicher war, als die ursprünglichen Untersuchungen im Jahr 1899 ergeben hatten. “Es scheint, als hätten die Schwestern Weber ein regelrechtes Labyrinth unter dem Wald angelegt”, sagte der leitende Archäologe Dr. Stefan Müller. “Einige der Tunnel sind eindeutig älter als andere. Es war ein fortlaufendes Projekt, das sich über Jahre erstreckte.
Die Behörden entschieden das Tunnelsystem nicht weiter zu erforschen, sondern es zu versiegeln und die Baustelle an einen anderen Ort zu verlegen. Eine Entscheidung, die von manchen als übervorsichtig kritisiert wurde, von anderen jedoch als weise Vorsichtsmaßnahme gelobt wurde. Manche Türen sollten geschlossen bleiben, kommentierte Bürgermeister Johannes Schäfer. Die Geschichte der Schwestern Weber gehört der Vergangenheit an.
Wir sollten sie dort lassen. Doch trotz aller Bemühungen die Vergangenheit zu begraben, halt das Echo der Ereignisse von 1899 noch immer durch die Gegenwart. Der Klang, jenes metaphorische Flüstern, jenes geisterhafte Pochen, ist noch immer zu hören für jene, die bereit sind zuzuhören.
In den Archiven schlummern noch immer ungelöste Rätsel. In den Wäldern des Schwarzwalds verbergen sich noch immer unentdeckte Tunnel und Kammern. Und in den Geschichten, die die Einheimischen einander erzählen, wenn die Touristen gegangen sind und der Wein fließt, leben die Schwestern Weber weiter.
Sie waren nicht einfach nur Mörderinnen, sagt Thomas Bauer, während er in die Flammen seines Kamins starrt. Sie waren etwas anderes, etwas, für das wir keinen Namen haben, und das macht sie so beunruhigend, selbst nach all den Jahren. Er nimmt einen Schluck von seinem Wein, dann fährt er leise fort. Manchmal, wenn ich im Wald bin, an einem stillen Tag, wenn kein Wind weht und die Vögel schweigen, höre ich es.
Ein Pulsieren tief unter der Erde, ein langsamer, stetiger Rhythmus, wie ein Herzschlag. Er schüttelt den Kopf, als wolle er den Gedanken vertreiben. Aber das ist natürlich nur Einbildung, sagt er, das Echo einer alten Geschichte, nichts weiter. Doch in seinen Augen flackert Zweifel, eine Unsicherheit.
Und in der Stille, die folgt, scheint ein fernes Echo zu hallen. Der Klang von etwas, das noch immer lebendig ist, noch immer wartet, noch immer beobachtet. Der Klang dessen, was die Schwestern Weber hinterlassen haben. Ein Vermächtnis aus Blut und Wahnsinn, geformt zu etwas, das die Grenzen unseres Verstehens überschreitet.
Ein Klang, der noch immer nachhalt mehr als ein Jahrhundert später in den dunklen Wäldern des Schwarzwalds und in den Albträumen jener, die die Geschichte kennen. Ja.