(1899, Schwarzwald) Der Zuchtkeller der Schwestern Weber – 28 Männer verschwunden

Seine letzte bekannte Station, das Gasthaus zum Hirschen in Schönmünzach. Der junge Mann aß zu Abend und trank ein Bier, protokollierte der Wirt Jakob Meierer. Er fragte nach einer günstigen Übernachtungsmöglichkeit, da er sein Geld sparen wollte. Ich sagte ihm, dass alle Zimmer belegt sein, aber er könnte in der Scheune schlafen, wenn er wolle. Er lehnte dankend ab und meinte, er würde weitergehen.

Es war gegen Uhr abends, was damals niemand wusste. Kurz nach Verlassen des Gasthauses wurde Anton Müller von Johanna Weber angesprochen. Sie bot ihm eine günstige Übernachtungsmöglichkeit in der alten Mühle an, ein Angebot, das der sparsame Handwerker nicht ablehnen konnte.

Die eigentliche Wende im Fall kam jedoch erst im Winter 18899, als die Zahl der Vermissten im Schwarzwald auffällig anstieg. Innerhalb von drei Monaten wurden sieben Männer als vermisst gemeldet, alle mit ähnlichem Profil. Alleinreisend zwischen 20 und 40 Jahren alt, meist Handwerker oder Tagelöhner.

Der Fall, der schließlich die Aufmerksamkeit der Behörden erregte, war das Verschwinden von Dr. Hermann Schäfer. einemjährigen Arzt aus Karlsruhe. Im Gegensatz zu den anderen vermissten war Schäfer wohlhabend und angesehen. Er war anfang März 1899 zu einer Wanderung in den Schwarzwald aufgebrochen und nie zurückgekehrt. Dr. Schäfer hatte einen präzisen Reiseplan hinterlassen, notierte der Untersuchungsbeamte.

Seine letzte geplante Station vor seiner Rückkehr nach Karlsruhe war Schönmünzach, was die Ermittlungen erschwerte. Es gab keine Zeugen, die Dr. Schäfer in Schönmünsach gesehen hatten. Niemand erinnerte sich an einen gut gekleideten Herrn, der das Dorf besucht hätte. Nur der Postbote August Klein berichtete später, er habe am 17.

März, dem Datum des letzten Eintrags im gefundenen Notizbuch, einen Fremden gesehen, der in Richtung der alten Webermühle gegangen sei. Er trug einen dunklen Mantel und einen Hut, sagte klein aus. Ich dachte, er sei vielleicht ein Arzt, weil er eine Ledertasche trug, wie Ärzte sie für ihre Instrumente verwenden. Dr. Schäfer wurde nie wieder gesehen.

Seine goldene Taschenuhr und sein Siegelring jedoch tauchten einen Monat später in einem Pfandhaus in Stuttgart auf. Der Pfandleier erinnerte sich, eine große Frau mit strengem Gesicht hatte die Wertsachen verpfendet. Sie nannte sich Frau Dr. Weber und gab an, die Gegenstände von ihrem verstorbenen Mann geerbt zu haben.

Als Förster Bachmann den Schuppen im Wald entdeckte und die Gendarmerie das Notizbuch mit den 28 Namen fand, war Dr. Schäfer bereits seit sech Wochen vermisst. Sein Name stand an letzter Stelle auf der Liste. Die Notiz dahinter lautete: Exzellente Konstitution, gebildet 100 Windwum bepimtig Zint. Besonders kräftige Hände. Blutgruppe A.

Die Entdeckung des Notizbuches löste eine umfassende Untersuchung aus. Die Gendarmerie begann, die Namen auf der Liste mit bekannten Vermissten abzugleichen. Das Ergebnis war erschreckend. Alle 28 aufgelisteten Männer waren als vermisst gemeldet worden und bei allen führte die letzte bekannte Spur nach Schönmünzsach oder in die unmittelbare Umgebung.

Nach dem Fund des Eingangs unter dem Schuppen ordnete der leitende Beamte eine sofortige Durchsuchung an. Was die Beamten in dem unterirdischen Gang entdeckten, ließ sie zunächst an einen schlechten Scherz glauben. Der schmale Tunnel führte über fast 800 m durch den Wald, direkt zum Keller der alten Webermühle. Als die Gendarmerie am 6. Juni 1899 die Mühle umstellte, um die Schwestern Weber zu verhaften, fanden sie das Gebäude verlassen vor.

Die Schwestern waren verschwunden, offenbar überstürzt, denn sie hatten viele persönliche Gegenstände zurückgelassen. Im Haus herrschte Unordnung, heißt es im offiziellen Protokoll. Schränke standen offen, Kleidungsstücke lagen auf dem Boden. Im Kamin fanden wir die Reste verbrannter Papiere.

Doch was die Beamten im Keller der Mühle fanden, übertraf ihre schlimmsten Befürchtungen. Als die Nachricht von der Entdeckung im Keller der Webermühle und dem Verschwinden der Schwestern das Dorf Schönmüntsach erreichte, reagierten die Bewohner mit Unglauben. Für viele war es undenkbar, dass die zurückhaltenden, wenn auch eigenbrötlerischen Frauen, in ein so abscheuliches Verbrechen verwickelt sein könnten.

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