Ein späterer Eintrag, dat auf den 25. März, war verstörender. JW darauf mit Phase 2 fortzufahren, obwohl ich ihr gesagt habe, dass die Ergebnisse von Phase 1 noch nicht schlüssig sind. Ich habe versucht, ihr zu erklären, dass ihre Theorien der modernen Wissenschaft widersprechen, aber sie hört nicht zu.
Sie glaubt an Dinge, die keine wissenschaftliche Grundlage haben. MW unterstützt sie in allem. Sie sind wie besessen von ihrer Vision. Der letzte Eintrag von Schäfers Hand, datiert auf den 2. April 1899, war kurz und verzweifelt. Sie haben mir gedroht. Wenn ich nicht kooperiere, werde ich wie die anderen enden. Ich habe gesehen, was mit den anderen passiert ist. Gott stehe mir bei.
” Die anderen, auf die Schäfer sich bezog, waren vermutlich die Männer, die vor ihm entführt worden waren. Nach den forensischen Untersuchungen im Keller der Mühle kamen die Ermittler zu dem Schluss, dass die meisten Gefangenen nach Wochen oder Monaten der Extraktion so geschwächt waren, dass sie starben. Die Leichen wurden vermutlich über den unterirdischen Gang zum Schuppen im Wald transportiert und dort beseitigt, schrieb Kommissar Berger in seinem abschließenden Bericht. Wir haben Hinweise darauf gefunden, daß im
Waldboden in der Umgebung des Schuppens mehrere Gruben ausgehoben und wieder zugeschüttet wurden. Trotz umfangreicher Grabungen wurden jedoch nur wenige menschliche Überreste gefunden, zu wenige, um die vermuteten 28 Opfer zu erklären. Diese Diskrepanz führte zu einer besonders verstörenden Theorie. Die Schwestern könnten Teile der Leichen für ihre Experimente verwendet haben.
In einem versiegelten Anhang zu seinem Bericht, der erst 1960 freigegeben wurde, schrieb Kommissar Berger: “Einige der im Labor gefundenen Präparate scheinen menschlichen Ursprungs zu sein. Die Konservierungsmethoden ähneln denen, die in medizinischen Fakultäten verwendet werden.
Die Schwestern müssen über beträchtliches anatomisches Wissen verfügt haben. die andere Seite der Tür. Die Perspektive der Opfer bleibt größtenteils im Dunkeln. Was die Männer in den letzten Tagen und Stunden ihres Lebens erlitten haben, können wir nur erahnen. Die wenigen erhaltenen Zeugnisse wie Ludwig Bergers Brief und Dr.
Schäfers Notizen geben nur einen flüchtigen Einblick in den Schrecken, der sich im Keller der Webermühle abspielte. Vielleicht ist es besser, dass nicht alle Details bekannt sind. Manche Schrecken sind zu groß, um sie in Worte zu fassen, und manche Wahrheiten zu dunkel, um sie ans Licht zu bringen. Jahrzehnte vergingen. Die alte Webermühle verfiel zusehens, überwuchert von Efeu und Wildwuchs.
Ein Ort, den die Dorfbewohner von Schönmünzach mieden und über den sie nicht sprachen. Der Fall der Schwesternweber verblasste im öffentlichen Gedächtnis, verdrängt von den Schrecken zweier Weltkriege und den Umwälzungen des 20. Jahrhunderts. Doch im Herbst 1952, mehr als 50 Jahre nach den Ereignissen, kehrte die Geschichte auf unerwartete Weise zurück ins Bewusstsein der Öffentlichkeit.
Dr. Klaus Wagner, ein junger Historiker an der Universität Freiburg, stieß bei Recherchen zu einer Studie über ländliche Kriminalfälle im Deutschen Kaiserreich auf die Akten zum Fall Weber. Fasziniert von den fragmentarischen Informationen beschloss er tiefer zu graben. “Was mich an dem Fall fesselte, war nicht nur die Grausamkeit der Verbrechen”, schrieb Wagner später, “sondern die Tatsache, dass so wenig über die Täterinnen bekannt war.
Wer waren diese Frauen wirklich? Was trieb und vor allem was geschah mit ihnen nach ihrer Flucht. Wagner begann systematisch die Archive zu durchforsten und Zeitzeugen zu befragen. In Schönmünsch, mittlerweile ein verschlafenes Dorf mit weniger als 200 Einwohnern, stieß er zunächst auf Widerstand. Die älteren Dorfbewohner reagierten ablehnend auf meine Fragen, notierte Wagner in seinem Forschungstagebuch.
Sie sagten: “Es sei besser, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Einige behaupteten sogar, nie von den Schwestern Weber gehört zu haben, obwohl sie alt genug waren, um sich an die Ereignisse zu erinnern. Erst als Wagner den inzwischen 67-jährigen Friedrich Bauer ausfindig machte, der als Teenager in der Nähe der Webermühle gelebt hatte, begann sich das Schweigen zu lichten.