(1899, Schwarzwald) Der Zuchtkeller der Schwestern Weber – 28 Männer verschwunden

” “Ich erinnere mich an Sie”, sagte Bauer bei ihrem ersten Treffen, an die große mit dem strengen Gesicht. und die kleinere, rundlichere. Sie kamen manchmal an unserem Hof vorbei, auf dem Weg ins Dorf. Die Große nickte immer höflich, aber sie hatte Augen wie Eis. Die Kleine lächelte, aber das Lächeln erreichte nie ihre Augen.

Bauer erinnerte sich auch an die Zeit nach der Entdeckung des Kellers und dem Verschwinden der Schwestern. Das Dorf veränderte sich, die Menschen wurden misstrauisch verschlossen. Niemand traute mehr dem Nachbarn. Und nachts, nachts hörten wir manchmal seltsame Geräusche aus Richtung der Mühle. “Welche Art von Geräuschen?”, fragte Wagner. “Wie ein Kratzen oder ein Flüstern?” Als würde jemand versuchen, durch die Mauern zu sprechen. Bauer schüttelte den Kopf.

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Meine Mutter sagte, es sei der Wind oder die Tiere im Wald, aber ich wußte es besser. Wagners Forschungen führten ihn auch zu Dokumenten, die seit der ursprünglichen Untersuchung unter Verschluss gehalten worden waren. Mit einer Sondergenehmigung des Innenministeriums von Baden-Würtembertemberg erhielt er Zugang zu Teilen des Weberprotokolls und zu den versiegelten Berichten von Kommissar Berger.

Was er dort fand, übertraf seine Erwartungen. Die Schwestern Weber waren nicht einfach nur Serienmörderinnen gewesen. Sie hatten ein komplexes pseudowissenschaftliches System entwickelt, basierend auf einer Mischung aus missverstandener Evolutionstheorie, alchemistischen Prinzipien und eigenen wahnhaften Ideen.

Sie glaubten offenbar, dass bestimmte männliche Essenzen extrahiert und konzentriert werden könnten, schrieb Wagner in seinem 1944 veröffentlichten Buch Die Schwestern Weber Anatomie eines Verbrechens. Ihr Ziel scheint die Erschaffung eines perfekten Menschen gewesen zu sein, eines Wesens, das die von ihnen selektierten Eigenschaften in sich vereinen würde.

Die Veröffentlichung von Wagners Buch löste eine Welle des öffentlichen Interesses aus. Journalisten aus ganz Deutschland reisten nach Schönmünsch, um über den Fall zu berichten. Die Ruine der Webermühle, die inzwischen fast vollständig von der Natur zurückerobert worden war, wurde zum Ziel makabrerer Touristen. In dieser Zeit tauchte auch ein besonders verstörendes Gerücht auf. Die Schwestern Weber könnten überlebt haben und sogar noch am Leben sein.

Die Spekulation wurde durch einen Brief genährt, den Wagner im Dezember 1952 erhielt. Der Absender, eine Frau namens Elisabeth Schuster aus Stuttgart, behauptete als junges Mädchen im Jahr 1902, drei Jahre nach der Flucht der Schwestern, Johanna Weber in einem Zug gesehen zu haben.

“Sie saß mir gegenüber”, schrieb Schuster, “ine große hagere Frau in dunkler Kleidung. Ihr Haar war inzwischen grau, aber ich erkannte ihr Gesicht aus den Zeitungsbildern, die mein Vater aufbewahrt hatte. Sie bemerkte meinen Blick und wechselte beim nächsten Halt den Wagon. Der Zug fuhr nach Basel in die Schweiz.

Obwohl Wagner dem Hinweis nachging, konnte er keine Bestätigung für Schusters Behauptung finden. Die Schweizer Behörden hatten keine Aufzeichnungen über eine Frau, die der Beschreibung von Johanna Weber entsprach. Und in den Basler Melderegistern tauchte der Name Weber zwar mehrfach auf, aber ohne Verbindung zu den gesuchten Schwestern.

Ein konkreterer Hinweis kam im Frühjahr 1953 von einem ehemaligen deutschen Soldaten, der im Zweiten Weltkrieg in Argentinien stationiert gewesen war. Er behauptete 1943 in Buenos Aires, eine ältere deutsche Frau kennengelernt zu haben, die sich Margarete Weber nannte und aus dem Schwarzwald stammte. “Sie betrieb eine kleine Pension für deutsche Auswanderer,” berichtete der Mann. Sie war freundlich, aber zurückhaltend.

Was mir auffiel, war ihre umfangreiche Sammlung medizinischer Bücher und ihre Kenntnisse in Biologie und Anatomie, ungewöhnlich für eine Frau ihres Alters und Bildungsstands. Auch dieser Spur ging Wagner nach mit Unterstützung des deutschen Konsulats in Buenos Aires.

Die Nachforschungen ergaben, dass es tatsächlich eine Pension gegeben hatte, die von einer Frau namens Margarete Weber geführt worden war. Die Pension hatte bis 1948 existiert. Danach verlor sich die Spur der Besitzerin. Es ist durchaus möglich, dass eine oder beide Schwestern Webern nach Südamerika geflohen sind, schrieb Wagner.

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