Die vierte im Bunde der darstellenden Künstlerinnen ist Sally Kirkland (gest. 11. November 2025), deren Leben selbst ein kontinuierliches Kunstwerk war. In den kunstgeladenen 1960er Jahren in New York City fand sie ihren Platz in Andy Warhols 13 Most Beautiful Women. Schon lange vor ihrem Durchbruch war Kirkland eine Figur der künstlerischen Maverick-Bewegung, die ihre Kunst mit einer Intensität lebte, die vielen ihrer Zeitgenossen fremd war. Als eine der ersten amerikanischen Schauspielerinnen, die sich nackt auf der Bühne präsentierten, war sie eine Pionierin der künstlerischen Ehrlichkeit, die Schmerz und Schönheit ohne Kompromisse ausdrückte. Der spätere Durchbruch mit Anna (1987) brachte ihr den Golden Globe, den Independent Spirit Award und eine Oscar-Nominierung. Ihre Darstellung einer alternden Schauspielerin zeigte eine Künstlerin in ihrer Reife, die verstand, dass wahre Tiefe nicht in der Jugend liegt, sondern in der gelebten Erfahrung. Sally Kirkland malte, lehrte und aktivierte sich für Gerechtigkeit, unter anderem durch die Gründung des Kirkland-Instituts für Frauen, die unter den Folgen von Brustimplantaten litten. Ihre Schülerinnen, darunter Sandra Bullock und Barbra Streisand, lernten von ihr nicht nur die Schauspielkunst, sondern eine kompromisslose künstlerische Haltung.
Die Stimmen, die Epochen definierten
Ebenso tiefgreifend war der Einfluss der Persönlichkeiten, die durch Musik und Stimme wirkten. Donna Jean Gotch McCay war eine Künstlerin, deren Stimme das Fundament einer Ära bildete. In Florence, Alabama, geboren, wuchs sie inmitten der legendären Musiktraditionen der Shoals auf und wurde früh zur Stütze unzähliger ikonischer Aufnahmen. Ihr Mezzosopran prägte Klassiker wie Percy Sledge’s When a Man Loves a Woman und Elvis Presleys Suspicious Minds. Als sie 1972 zur Grateful Dead stieß, brachte sie eine völlig neue Dimension in die Band: eine menschliche, emotionale Verankerung inmitten der kosmischen Improvisationen der Dead. Sieben Jahre lang war sie das emotionale Zentrum, die Stimme, die Absicht in die scheinbar grenzenlosen Soundscapes trug. Auch nach ihrem Austritt aus der Dead-Familie kehrte Donna Jean bewusst nach Alabama zurück und schuf weiterhin neue Musik. Ihre Aufnahme in die Rock and Roll Hall of Fame im Jahr 1994 war die offizielle Anerkennung dessen, was ihre Hörer längst wussten: Ihre Bedeutung war unermesslich.
Im Heavy Metal verlor die Welt Chris Bradley (gest. Anfang November 2025), Bassist, Sänger und visionärer Gründer der britischen Institution Savage. Bradley verkörperte eine Generation von Musikern, die entschlossen waren, dem Hardrock eine neue Sprache zu geben. Seine Band Savage war nicht auf Kommerz ausgerichtet, sondern auf künstlerische Redlichkeit. Auf dem Kompilationsalbum Scene of the Crime im Jahr 1981 schuf Bradleys Bassspiel in dem Titel Led Loose eine klangliche Brücke zwischen den Rockklassikern und einer völlig neuen Ästhetik. Es war kein Zufall, dass Lars Ulrich und die sich formierende Metallica diesen Titel aufgriffen und ihn zum Fundament des Thrash Metal machten. Bradley half, einen Sound zu definieren, der Generationen prägen würde. Über Jahrzehnte hinweg blieb er das rhythmische Gewissen der Band, schuf Atmosphäre, wo andere nur Struktur lieferten. Trotz zweier Herzinfarkte im Jahr 2020 und seiner späteren, langen Krankheit definierte Bradleys Kampfgeist seinen Charakter: keine Kapitulation, nur die stille Entschlossenheit weiterzumachen.
Auch Deutschland trauert um eine vertraute Stimme: Matthias Holdmann (gest. 9. November 2025), der Radiomoderator und Musiker, dessen Leben sich in Rhythmen und Stimmen abspielte. Er war kein gewöhnlicher Moderator. Holdmann war der Schlagzeuger der Rockband Trium, Jazzmusiker, Journalist und schließlich Musikredakteur und Chef beim Süddeutschen Rundfunk (SDR) und später beim SWR3. Seit 1979 war seine Präsenz in Baden-Württemberg unüberhörbar, sei es in Sendungen wie extra spät und Na und oder als Stadionsprecher des VFB Stuttgart (1999-2000). Diese Jahre waren von einer ansteckenden Energie geprägt. Doch 2009 erhielt Holtmann die Diagnose Parkinson. Nach Jahren von Muskelschmerzen und Koordinationsproblemen ordnete diese Nachricht sein Leben neu. Er arbeitete weiter, entwickelte neue Programmformate, bis er sich 2015 zur Ruhe setzte. Die Krankheit hatte gesiegt, doch Holtmann akzeptierte dies mit einer Würde, die sein gesamtes Leben kennzeichnete. In seinem Buch Holtmanns Erzählungen, Porsche, Pop und Parkinson verarbeitete er seine Erfahrungen und gab ihnen die Form und Stimme, die er stets gemeistert hatte.