Die Architekten der Weltbühne
Die ersten Novembertage markierten auch den Verlust zweier Männer, deren Entscheidungen und Überzeugungen den Lauf der Geschichte und des öffentlichen Diskurses prägten.
Richard Bruce Cheney (gest. 3. November 2025) starb umgeben von seiner Familie in seinem Heim. Sein Einfluss reichte weit über jedes Amt hinaus, das er bekleidete. Sein Aufstieg in der amerikanischen Politik war methodisch und entschlossen: Praktikant, Stabschef des Weißen Hauses (1975-1977), Verteidigungsminister (1989-1993) – wo er die Operationen Just Cause und Desert Storm beaufsichtigte. Als 46. Vizepräsident unter George W. Bush (2001-2009) galt Cheney weithin als der mächtigste Vizepräsident in der Geschichte Amerikas. Sein Einfluss formte die Reaktion der Nation auf die Anschläge vom 11. September und die nachfolgenden Kriege in Afghanistan und im Irak. Besonders in Deutschland bleibt sein Vermächtnis umstritten, da seine Entscheidungen im Falle des Irakkriegs zu tiefen Zerwürfnissen mit der Regierung Schröder/Fischer führten, die sich vehement gegen den Krieg aussprach. Doch seine späteren Jahre brachten unerwartete Wendungen. Cheney brach öffentlich mit der republikanischen Partei über Donald Trump und unterstützte 2024 die demokratische Kandidatin Kamala Harris. Ein Mann von erheblicher Macht, dessen Vermächtnis so komplex bleibt wie die Epoche, die er prägte.
Schließlich verlor die katholische Publizistik mit Paul Badde (gest. 10. November 2025) eine prägende Gestalt. Badde, geboren 1948, war ein leidenschaftlicher Sucher nach Wahrheit. Seine Karriere bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Welt führte ihn als Korrespondent nach Jerusalem und später nach Rom und in den Vatikan, wo er als Brückenbauer zwischen Glaube, Geschichte und Journalismus wirkte. International bekannt wurde er durch seine Forschung zum Muschelseidentuch von Manoppello, das er in seinem Werk Das göttliche Gesicht als das Schweißtuch Jesu argumentativ darlegte. Dieses Engagement fand Anerkennung, als Papst Benedikt XV. den Ort 2006 besuchte. Badde war Gründungsherausgeber des Vatikanmagazins und setzte sich als Vorsitzender der Fatima Aktion für verfolgte Christen ein. Sein Lebenswerk aus Büchern und Artikeln manifestierte eine Haltung, dass Journalismus eine Form der Pilgerschaft sein kann. Er starb in Manoppello, jenem italienischen Ort, der sein Sehnsuchtsort und dessen Ehrenbürger er war.
Im Angesicht der Erinnerung
Diese neun Persönlichkeiten – der stille Regisseur, die widerstandsfähigen Schauspielerinnen, die musikalischen Revolutionäre, der mächtige Politiker und der suchende Publizist – sind in den ersten Novembertagen 2025 von uns gegangen. Jeder von ihnen hat seine Welt verändert. Wir ehren sie nicht nur für das, was sie taten, sondern für die Art und Weise, wie sie lebten: mit Entschlossenheit, künstlerischer Redlichkeit und einer unerschütterlichen Leidenschaft für ihre jeweilige Berufung. Ihre Leben sind nun Teil des kollektiven Gedächtnisses. Und solange wir uns erinnern, sind sie, nach Victor Hugos Worten, nicht tot, sondern nur fern. Sie verdienen unseren Respekt und unsere tiefe, bleibende Erinnerung.