Es ist ein Auftritt, der in seiner Schärfe und strategischen Präzision einer politischen Kriegserklärung gleichkommt. Alice Weidel, Co-Vorsitzende der AfD-Fraktion, trat vor die Presse und eröffnete einen Generalangriff auf die frisch geschmiedete Regierungskoalition aus CDU/CSU und SPD – eine Koalition, die sie konsequent als das „Kabinett Klingbeil-Merz“ [Einleitung] bezeichnete. Ihre zentrale These, abgefeuert in den ersten Minuten, setzte den düsteren Ton für die gesamte Stellungnahme: „Diese Regierung wird schneller zerbrechen als die Ampel!“ [Einleitung]
Mit dieser unheilvollen Prognose untermauerte Weidel eine schonungslose Abrechnung, die das Fundament der neuen Regierung bis ins Mark erschüttern soll. Sie zeichnet das Bild eines Landes am Rande des wirtschaftlichen Abgrunds, regiert von einer Koalition, die sie als ideologisch verirrt, führungsschwach und zutiefst unglaubwürdig darstellt.

Die Selbsthilfegruppe im Kanzleramt: Der Verrat am Wähler
Weidels Kritik beginnt mit beißendem Spott für den inneren Zustand der Koalition. Den bevorstehenden Koalitionsausschuss verspottet sie als „nächste Selbsthilfegruppe“ [Absatz 3]. Sie spielt genüsslich mit Gerüchten, wonach die Regierung angeblich Psychologen und Coaches hinzuziehen müsse, um ihre internen Konflikte zu bewältigen.
„Ich finde das eigentlich so insgesamt nicht schlecht, wenn man sich so Psychologen auch mit dort einlädt, um sich beraten zu lassen, wie man sich verhalten soll.“ [Absatz 3]
Dieser Spott ist jedoch nur das Vorspiel zu einer Liste schwerwiegender Vorwürfe des Wortbruchs. Weidel zählt akribisch auf, welche Wahlversprechen die neue Regierung bereits über Bord geworfen habe: Die versprochene Reform des Bürgergeldes? Vom Tisch. Eine grundlegende Rentenreform? Ebenfalls Fehlanzeige. Und das vollmundig angekündigte Aus für das Verbrennerverbot? „Auch das ist glaube ich kein Thema mehr für die Koalition“ [Absatz 4].
Weidel nutzt diese Aufzählung, um die Regierung als unglaubwürdig und führungsschwach darzustellen. Der dramatische Einbruch der Zustimmungswerte sei der logische Beweis, dass diese Koalition „keinen Rückhalt mehr hat und zu einem schnelleren Ende kommt als die Ampelregierung vorher“ [Absatz 5]. Es ist die strategische Positionierung der AfD als die einzig verbliebene, wahre Opposition gegen ein vermeintliches Kartell der etablierten Parteien.
Die ökonomische Todesspirale: Sonderschulden und Bürokratenflut
Den Kern ihrer Fundamentalkritik bildet die Wirtschafts- und Finanzpolitik, die Weidel als hochgradig „unseriös“ [Absatz 7] seziert. Die Zahlen, die sie anführt, sind für sie der Beleg für ein „wirtschaftliches Desaster“.
Der Haushaltsentwurf für 2026 weist ein Volumen von 520 Milliarden Euro auf, wovon „fast ein Drittel“ aus neuen Schulden bestehe [Absatz 6]. Besonders zielt sie auf das ab, was die Regierung als „Sondervermögen“ bezeichnet. Für Weidel ist dies ein semantischer Taschenspielertrick, eine Verschleierungstaktik: „Was nichts anderes ist als Sonderschulden“ [Absatz 6]. Sie prangert an, dass diese Milliarden nicht etwa in die marode Infrastruktur fließen, sondern für „weitere nicht mehr bezahlbare soziale Wohltaten“ ausgegeben werden.
Um ihre Anklage der Verschwendungssucht zu untermauern, zieht sie die Personalpolitik der Regierung heran. Entgegen dem Versprechen, 8% der Beamtenstellen zu streichen, werde das Gegenteil umgesetzt: 8.000 neue Verwaltungsstellen ab 2026 [Absatz 7]. Diese Bürokratie-Expansion schlage mit einem Kostenpunkt von rund 5 Milliarden Euro zu Buche – ein unfassbarer Verrat am Wählerwillen.
Auch die Subventionspolitik gerät in ihr Visier: Die Bezuschussung für E-Autos werde mit knapp 80 Milliarden Euro stärker bezuschusst als je zuvor. Ein Zeichen ideologischer Blindheit, da selbst die Vorgängerregierung „nur“ 66 Milliarden dafür ausgegeben habe [Absatz 8].
Weidel malt ein Schreckensszenario der Konsequenzen: Diese Politik führe unweigerlich in eine Spirale aus steigendem Schuldendienst, höheren Zinsen auf Staatsanleihen und einer wachsenden Inflationsgefahr. Die Stabilität des Euro selbst sei in Gefahr, der bereits jetzt im Außenwert absinke und von ausländischen Notenbanken gestützt werden müsse. Es ist eine Botschaft, die direkt auf die tiefsitzenden Ängste der Deutschen vor Währungsinstabilität zielt.
Der Verrat an der Marktwirtschaft: CO2 als „Gift“
Einen besonderen Schwerpunkt legt Weidel auf die Klima- und Energiepolitik. Sie wirft der neuen Koalition vor, die Politik der Ampel nahtlos fortzusetzen. Der „Heizungshammer“ bleibe, das Verbrennerverbot bleibe, und selbst die „Sprengung von Kernkraftwerken“ [Absatz 9] werde weiterverfolgt.
Ihren schärfsten Pfeil reserviert sie jedoch für CDU-Chef Friedrich Merz persönlich. Sie greift ihn frontal dafür an, die CO2-Bepreisung als „marktwirtschaftliches Instrument“ zu bezeichnen. Für Weidel ist dies der ultimative Verrat an konservativen Wirtschaftsprinzipien.
„Das Gegenteil ist der Fall“, donnert sie. „Es ist ein plansozialistischer Eingriff, um die Energie noch weiter zu verteuern.“ [Absatz 10]
Sie beschreibt einen verheerenden Dominoeffekt: Die CO2-Steuer, die unter Mitwirkung der CDU bereits im Wahlkampf erhöht worden sei, mache die Produktionskosten für europäische Unternehmen unbezahlbar. Deutsche Firmen seien international nicht mehr wettbewerbsfähig und würden „verscheucht“ [Absatz 12], um die Produktion ins Ausland, etwa in die USA, zu verlagern.
Weidels Forderung ist daher radikal: „Die CO2-Bepreisung muss sofort und gänzlich abgeschafft werden“ [Absatz 12]. Sie gipfelt in dem Satz: „Die CO2-Bepreisung ist nämlich Gift für unseren Wohlstand und für unsere Wirtschaft“ [Absatz 13].
Die eiskalte Warnung: Sotschi und der Parteiausschluss
Die Pressekonferenz bot nicht nur eine Angriffsstrategie nach außen, sondern auch einen Einblick in die internen Machtkämpfe der AfD. Auf die umstrittene Reise von AfD-Abgeordneten ins russische Sotschi angesprochen, lavierte Weidel sichtlich.
Sie bezeichnete die einstimmige Genehmigung der Reise durch den zuständigen Arbeitskreis als „insgesamt recht unglücklich“ [Absatz 16] und räumte ein, man hätte sich das „im Vorfeld deutlich besser angucken müssen“. Gleichzeitig versuchte sie, den Schaden zu begrenzen, indem sie das „gutgemeinte“ Motiv, Gesprächskanäle offenzuhalten, verteidigte. Frieden in Europa gebe es nur mit Russland [Absatz 16].
Dennoch machte sie ihre persönliche Distanz unmissverständlich klar: „Ich selbst würde dort nicht hinreisen. Ich würde es auch niemandem empfehlen“ [Absatz 17]. Sie nutzte den Moment, um eine eiskalte Warnung an Abweichler zu senden: Wer sich nicht an Vorgaben halte (wie das Verbot, Medwedew zu treffen), werde „die Konsequenzen tragen müssen, und das wird hochgehen bis zum Parteiausschluss“ [Absatz 18].
Weidels Balanceakt diente dazu, den pro-russischen Flügel nicht zu verprellen, aber gleichzeitig die eiserne Kontrolle der Parteiführung zu demonstrieren – eine strategische Notwendigkeit im Angesicht des externen Drucks.
Das Fazit: Die Prophezeiung vom schnellen Ende
Die Generalabrechnung von Alice Weidel ist ein strategisches Meisterstück der Oppositionspolitik. Es ist eine explosive Mischung aus Spott über die „Selbsthilfegruppe“ im Kanzleramt, harten ökonomischen Warnungen vor der Schuldenorgie und dem Schüren von Zukunftsängsten durch das „Gift“ der CO2-Bepreisung.
Ihre Botschaft ist klar und emotional aufgeladen: Die Regierung ist ein Desaster, und die AfD ist die einzige Alternative. Die Koalition aus CDU/CSU und SPD hat den Verrat am Wohlstand der Nation bereits in den ersten Wochen manifestiert. Die Prophezeiung vom schnellen Ende der Regierung ist nicht nur eine politische Drohung, sondern der Ausdruck der tiefen Verzweiflung, die Alice Weidel in ihrer Partei bündelt. Ihr Auftritt ist ein politischer Paukenschlag, der die Debatten der kommenden Monate bestimmen und das Vertrauen in die neue Führung fundamental erschüttern wird.