Brüder Kern – ihre Zuchtscheune und was sie 42 Frauen antaten, wird euch erschüttern..(1883, Bayern)

Man erwartete, daß sie lange beraten würden. Doch nach neunzig Minuten klopfte es an die Tür. Der Sprecher der Geschworenen, ein alter Lehrer namens Samuel Brand, trat vor. Im Namen des bayerischen Volkes, sagte er, finden wir die Angeklagten in allen 38 Punkten des Mordes sowie in den Anklagen der Entführung und der Postfälschung schuldig. Ein Aufschrei ging durch den Saal.

Der Richter schlug mit dem Hammer auf den Tisch. Dann stand er auf, blickte in die Menge und sprach: “Das Urteil dieses Gerichts lautet: Tot durch den Strang.” Wilhelm Kern verzog keine Miene. Er richtete sich auf, sah in die Menge und sagte mit ruhiger Stimme: “Ihr versteht nicht. Ich habe nichts anderes getan, als die Natur verbessert. In hundert Jahren wird man mir recht geben.

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Albrecht starrte stumm vor sich hin, aber seine Augen wanderten über die Reihen der Zuschauer, als suchten sie einen Ausweg, den es nicht mehr gab. Der Richter sprach das Schlusswort: “Sie haben Menschen gezüchtet und getötet, als seien sie Vieh. Sie haben sich selbst zum Herrn überleben und Tod gemacht. Das Gesetz erkennt für solche Taten kein Erbarmen.

Möge Gott ihnen jenes Mitleid schenken, dass sie ihren Opfern verweigerten. Das Datum der Hinrichtung wurde auf den 16. Mai desselben Jahres festgesetzt. Bis dahin sollten die Brüder im Staatsgefängnis bleiben. Als man sie hinausführte, blieb der Saal still. Kein Applaus, kein Ruf, nur das Knarren der Stiefel auf dem Steinboden.

Draußen wehten die Kirchenglocken von München. Keine Freude, sondern Erlösung. Noch in derselben Nacht erschienen Sonderausgaben der großen Zeitungen. Das Urteil über die Bestien titelte die neue Münchener Presse. In Berlin schrieb man: Bayern hängt die Teufel von Sondhofen.

In Wien stand: “Das Reich hat seine Hölle gesehen.” Doch die Artikel über den Prozess veränderten mehr als nur die öffentliche Meinung. Sie brachten eine Bewegung in Gang. Theologen debattierten über Schuld und Gnade, Ärzte über Moral und Wissenschaft, Politiker über Anzeigenkontrolle und Frauenrechte. Zum ersten Mal sprach man offen über die Gefahr der sogenannten Heiratsannoncen, über Isolation und Misstrauen, über die Notwendigkeit von Schutz für alleinstehende Frauen.

Der Fall Kern hatte die Gesellschaft bis ins Mark erschüttert. Ins Sondhofen versammelten sich die Menschen sonntags nach der Messe vor dem Brunnen, legten Blumen nieder, sprachen Gebete für die Toten. Manche schworen nie wieder einem Fremden zu trauen. Andere baten Gott, den Brüdern zu vergeben. Doch niemand nannte mehr ihren Namen laut.

Nur die Glocken läuteten, jedes Mal, wenn der Wind vom Tal heraufkam, wie ferne Stimmen derer, die endlich Ruhe gefunden hatten. Der 16. Mai des Jahres, 1884 war ein klarer kalter Tag. Schon am frühen Morgen füllte sich der Hauptplatz von München mit Menschen, die gekommen waren, um das Ende der Brüderkern zu sehen.

3000 Seelen, Männer, Frauen, Kinder, Händler mit Körben, Soldaten in Uniform, Geistliche mit Bibeln. Manche beteten, manche lachten, andere schwiegen, bleich vor Erwartung. Die Stadt hatte eine doppelte Hinrichtungsstätte errichten lassen. Zwei Galgen aus starkem Eichenholz. Nebeneinander jeder mit einem Strick aus Hanf, den man dreifach geprüft hatte.

Um die Mittagszeit brachte man die Verurteilten aus dem Gefängnis. Wilhelm ging zuerst aufrecht, mit unbewegtem Gesicht, gefesselte Hände vor der Brust. Albrecht folgte, stumm wie immer, seine Schritte schwer, sein Blick leer, die Menge raunte, doch kein Ruf erhob sich. Die Brüder bestiegen die 13 Stufen der Plattform.

Der Schafrichter, ein breiter Mann mit Lederschurz, überprüfte die Knoten, wie es das Gesetz verlangte. Dann trat Richter Weidenfeld vor, der die Urteile gefällt hatte, und verlaß den letzten Beschluß. Im Namen des Königs und des Gesetze werden Wilhelm und Albrecht Kern hingerichtet wegen mehrfachen Mordes, Entführung und wiederatürlicher Handlung an Menschen. Möge ihr Tod als Mahnung dienen, dass niemand über Leben und Schöpfung steht.

Wilhelm bat um das Wort. Der Richter nickte. Seine Stimme klang ruhig, beinahe überheblich. Ich habe nichts bereut. Ich tat, was Gott mir befahl. Die Welt wird mich eines Tages verstehen. Ich habe das Blut gereinigt. Ich habe Ordnung geschaffen. Schweine züchtet man, um sie zu verbessern. Warum nicht den Menschen? Ein Aufschrei ging durch die Menge.

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