Das Dienstmädchen und der Schockierende Vorfall beim Bankett der Herrschaft

Alte, die mit gebeugtem Rücken vor der Familie gedient hatten. Einige von ihnen erkannte man, andere nicht. Doch jeder, der sie sah, wußte instinktiv, was sie waren. All jene, über die die Familie von Hohenbruck getreten war. Die Vergessenen, die Gebrochenen, die Geräuschlosen. Und ihr Blick war nun auf die Täter gerichtet. Elisabeth schrie.

Friedrich versuchte zurückzukriechen, doch die Schatten legten sich auf ihn wie schwere Hände. Die Kinder wimmerten, klagten, bettelten. Die Gäste sahen zu. Manche brachel in Gebete aus, andere wankten am Rand des Wahnsinns. Sophie schloss ihre Augen und als sie sie wieder öffnete, brannten sie nicht im Licht, sondern in der Wahrheit. Jetzt, sagte sie leise, bekommt jeder zurück, was er gegeben hat.

Die Schatten bewegten sich, der Saal erzitterte und die Vergeltung begann. Die Schatten, die sich im Saal zu Gestalten verdichtet hatten, bewegten sich nun wie ein langsamer, aber unaufhaltsamer Strom. Sie schwebten nicht, sie glitten. Ihre Bewegungen waren keine Schritte, sondern ein Fließen, als bestünden sie aus Rauch, der eine Form angenommen hatte.

Ihre Augen, obgleich geisterhaft und dunkel, schienen die Familie von Hohenbruck zu durchbohren. Kein Funken Leben, aber unendliche Erkenntnis lag darin. Jeder Schatten wußte, was ihm angetan worden war, und jeder wußte, was er zurückzugeben hatte. Elisabeth schrie nicht mehr. Ihr Körper war star.

Ihre Augen fixierten eine der Gestalten, die sich vor ihr formte. Es war eine Frau mittleren Alters, die zu ihren Lebzeiten eine Magt gewesen war. Ihr Gesicht war eingefallen, ihre Wangen hohl und doch lag in ihren Augen eine Tiefe, die Elisabeth sofort erkannte. Es war dieselbe Frau, die Elisabeth vor Jahren an den Rand eines Nervenzusammenbruchs gebracht hatte.

Durch endlose Demütigung, durch harsche Worte, durch Strafen für Fehler, die sie selbst gar nicht begangen hatte. Der Schatten hob die Hand, keine Finger, nur eine Bewegung, die einer Hand ähnelte und Elisabeths Körper erzitterte, zunächst nur leicht, dann stärker. Ihre Hände gruben sich in den Teppich.

Ihr Atem wurde stoßweise, als würde etwas Unsichtbares an ihrem Inneren zerren. “Hör auf”, keuchte sie. “Bitte, ich wusste nicht.” Doch sie wusste es. Und der Schatten reagierte nicht auf Lügen. Ein Riss ging durch ihre Stimme und sie brach zusammen, als hätte man ihr sämtliche Kraft entzogen.

Friedrich kämpfte noch immer dagegen an, die Schatten zu sehen. Seine Augen wanderten hektisch umher, als suche er nach einem Ausweg, nach einer Tür, nach einem Funken Hoffnung. Doch die Schatten ließen ihm keine Flucht. Einer von ihnen trat näher. Ein Mann mit gebeugter Haltung, dessen Rücken zu Lebzeiten unter den Schlägen des Gutsherrn gekrümmt gewesen war. Friedrich begann zu keuchen.

Seine Lungen zogen Luft ein, als wären sie aus Papier. Ich Ich war jung, ich war ich. Der Schatten hob ebenfalls die Hand und Friedrichs Atem blieb stehen. Sein Körper spannte sich, seine Muskeln zitterten, als ob sie gegen Eisenketten ankämpften. Sein Blick wurde glasig und in diesem Blick lag zum ersten Mal so etwas wie verstehen, aber es war zu spät.

Der Schatten legte etwas auf ihn. Keine Gewalt, keine Schläge, sondern etwas, das unerträglicher war, das eigene Gewissen. Er sah alles, jede Szene, jede Tat, jede Demütigung, jede Nacht, in der er entschieden hatte, ein anderer Mensch müsse leiden, damit er sich stark fühlte. Die Kinder wurden nicht verschont.

Johann der Älteste starrte in das Gesicht eines kleinen Schattens, eines Jungen, kaum älter als fünf Jahre gewesen zu Lebzeiten. Der Schatten hatte ein gebrochenes Bein gehabt, weil Johann ihn einst mit einem Stock gestoßen hatte, nur weil er sich langweilte. Nun blickte der kleine Schatten ihn an, ohne Zorn, ohne Schmerz, nur mit Wahrheit. Und Johann schrie. Es war ein Schrei, der von tief innen kam.

Ein Schrei, der kein Ende fand, der sich überschlug, der seine Kehle zerriss. Klara sah eine Katze, den Schatten einer Katze, deren Rücken gebrochen gewesen war. Sie erstarrte, ihre Lippen bebten, ihre Augen wurden weit, fixiert, panisch. Sie wußte, was sie getan hatte. Und zum ersten Mal in ihrem kurzen Leben fühlte sie nicht nur Angst, sondern Schuld. Lukas sah etwas anderes.

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