In einem Kriminalfall, der die Öffentlichkeit bereits durch die Kaltblütigkeit der Tat und die Verhaftung der Vertrauten Gina H. zutiefst erschüttert hat, bahnt sich nun eine Wende von ungeahnter Brisanz an. Wochenlang konzentrierten sich die Ermittlungen auf die 29-jährige Ex-Freundin des Vaters. Doch nun, da die akribische Sisyphosarbeit der Kriminaltechnik und die Analyse digitaler Spuren Früchte tragen, gerät der Mann selbst ins Zentrum des Verdachts, der als unschuldiges Opfer galt: Matthias R., der 34-jährige Vater des getöteten Fabian.
Sein wochenlanges, unnatürliches Schweigen – das von der Öffentlichkeit zunächst als Ausdruck tiefer Trauer interpretiert wurde – entpuppt sich nach internen Berichten offenbar als kalkuliertes Täuschungsmanöver. Ermittlerkreise berichten von gravierenden Widersprüchen in seinen Aussagen. Diese Diskrepanzen, gepaart mit den physischen Notwendigkeiten der Tat, lassen für die Kriminalpolizei nur noch eine Schlussfolgerung zu: Matthias R. wusste mehr, als er zugab – und könnte in den grausamen Tod seines eigenen Sohnes direkt involviert gewesen sein.
Die anfängliche Erleichterung über die Festnahme von Gina H. weicht nun einem kollektiven Schock: Haben wir die ganze Zeit auf die falsche Person oder nur auf die Beihilfe geschaut, während der wahre Architekt der Tragödie im Schatten verharrte?

Akt I: Der Schatten des Vaters und die Anomalie des Schweigens
Die Faktenlage des Mordfalls Fabian ist brutal und bekannt: Am 10. Oktober verschwindet der achtjährige Junge aus Güstrow, am 14. Oktober wird seine verbrannte Leiche an einem abgelegenen Tümpel gefunden. Kurz darauf die Verhaftung von Gina H., die nicht nur die Ex-Freundin des Vaters ist, sondern Fabian ein „zweites Zuhause“ geboten hatte. Sie schweigt in Untersuchungshaft.
Doch die Ermittler wurden von Anfang an durch eine Anomalie beunruhigt: das auffällige Schweigen von Matthias R..
In Fällen von Kindstötungen suchen die Eltern normalerweise die Öffentlichkeit, flehen um Hinweise, zeigen ihre Verzweiflung. Matthias R. jedoch zog sich vollständig zurück. Kein Statement, kein Auftritt, keine Tränen vor der Kamera. Dieses Verhalten war in den Augen der Ermittler nicht nur ungewöhnlich, sondern suspekt. Ein trauernder Vater kann schweigen, aber ein Vater, dessen Ex-Partnerin im Fokus steht, würde normalerweise die Chance nutzen, sich zu distanzieren oder aufzuklären.
Die Ermittler begannen, die Beziehungskonstellation zu sezieren. Die Trennung von Gina H. im September war konfliktreich. Doch gab es heimliche Treffen, Kontaktversuche, ein Ringen um die zerrüttete Beziehung? Matthias R. hatte dies verneint oder heruntergespielt. Genau hier setzte die Kriminalpolizei an, denn sie wusste: Wenn jemand lügt, dann oft, um eine schambesetzte oder belastende Beziehung zu vertuschen.
Die Kriminalanalytiker erkannten, dass dieses Schweigen möglicherweise keine emotionale Notwendigkeit, sondern eine kalkulierte Deckung war. Eine Deckung, die jetzt, durch die harte Wissenschaft der Forensik, Risse bekommt.
Akt II: Der digitale Beweis und die entlarvte Lüge
Die Ermittler stützten sich nicht auf Spekulationen, sondern auf die kalten, gnadenlosen Fakten der Kriminaltechnik. Die Analyse der digitalen Spuren und die Gegenüberstellung mit Matthias R.’s anfänglichen Aussagen führten zum entscheidenden Durchbruch. Die Polizei entdeckte Widersprüche, die Matthias R.s Rolle in ein völlig neues Licht rücken:
1. Das Alibi-Kartenhaus bricht zusammen: Die Funkzellendaten
Matthias R. hatte seinen Aufenthaltsort zur Tatzeit (11 Uhr bis 15 Uhr am 10. Oktober) als unproblematisch dargestellt, doch die Auswertung der Funkzellendaten seines Mobiltelefons erzählte eine andere Geschichte. Die Ermittler stellten fest, dass sein Handy am 10. Oktober Aktivität in der Nähe des Fundorts oder auf den Zufahrtswegen zu Klein Upahl verzeichnete – und zwar zu einer Zeit, in der er laut seiner ersten Aussage gar nicht in der Gegend hätte sein dürfen.
Dieser Widerspruch in seinem Alibi – eine entlarvte Lüge über seinen Aufenthaltsort – ist für die Ermittler ein massives Warnsignal. Warum sollte ein trauernder Vater seine Bewegungen im Umkreis des Ablageortes seines toten Sohnes verschleiern, wenn er nichts zu verbergen hat?