Der Schwarzwald-Fall von 1890: Geschwister auf dem Dachboden gefangen gehalten

Sie waren alt wie eingeritzt. Seine Stimme wird brüchig. Als hätte jemand über Jahre, jahrelang, denselben Fleck im Schnee freigelegt. Torn steht auf und geht langsam zum Fenster. Der Abend ist dunkel. Dichter Nebel schiebt sich zwischen den Häusern hindurch. Er sieht sein eigenes Spiegelbild im Glas und dahinter nur Schwärze.

“Sie stehen unter großem Druck”, sagt Thorn mit ruhiger Stimme. “Ihre Familie hat viel Leid erfahren. Es ist normal, dass sich Erinnerungen verzerren.” Gottlieb lacht hart. Sie denken, ich werde verrückt. “Ich denke”, sagt Thorn vorsichtig, “dass Dinge sehen, die Ausdruck ihres Schmerzes sind. Gottlib tritt näher, zu nah. Sein Atem riecht nach Angst und Müdigkeit.

Und was ist mit Ihnen, Herr Richter? Sehen Sie nichts? Hören Sie nichts? Torn antwortet nicht. Gott lieb senkt die Stimme. In den Dörfern sagt man, einer der Rodenbachers sei entkommen. Das ist nicht wahr, sagt Thorn schaf. Vier Brüder, vier Urteile, zwei tot, zwei im Zuchthaus. Niemand ist entkommen. Vielleicht kein Bruder.

Gott lieb hebt den Kopf. Vielleicht jemand anderes. Ein Knistern durchzieht die Luft, als würde ein Kaminholzscheid reißen. Torn spürt es ebenfalls, etwas Unsichtbares, das den Raum verdichtet. Er zwingt sich zur Nüchternheit. “Gehen Sie nach Hause”, sagt Thorn. “Ruhen Sie sich aus. Ich werde mich um diesen Vorfall kümmern.

” Gott lieb Nick zögernd. Er wirkt nicht beruhigt. Eher, als hätte er noch etwas sagen wollen, aber den Mut verloren. Er drückt sich an Torn vorbei, öffnet die Tür und bleibt ein letztes Mal stehen. Herr Richter, ja, wenn Sie hören, wie jemand zählt, seine Stimme wird heiser. Antworten Sie nicht, dann ist er verschwunden. Torn bleibt lange am Fenster stehen. Der Nebel wird dichter.

Irgendwo in der Ferne schlägt eine Kirchturmuhr. Und als der letzte Gong verhalt, glaubt Thorn einen Moment lang etwas zu hören. Drei Schritte, Pause, zwei Schritte, wie ein Echo. Oder wie jemand, der wartet, bis die Stille wieder tief genug ist, um darin zu zählen. Die folgenden Tage werden für Elias Torn zu einem grauen Strom aus unerledigten Gedanken, schlaflosen Nächten und einer wachsenden Unruhe, die wie ein kalter Nebel in seinem Inneren sitzt. Die Worte Gott lieb Mertens.

Wenn Sie hören, wie jemand zählt, antworten Sie nicht. Verfolgen ihn. Er sagt sich immer wieder, daß dies reiner Aberglaube sei, daß ein gebrochener junger Mann im Dunkelgrundtal nur die Schatten seiner Angst gesehen habe. Aber der Gedanke fällt in Torn nicht auf nüchternen Boden. Der Boden in ihm selbst hat Risse.

In der dritten Nacht nach Gottliebs Besuch schreckt Thorn auf. Kein Albtraum, nur ein Geräusch. Er sitzt kerzengrade im Bett, lauscht, das Haus ist still. Zu still. Dann hört er es wieder. Ein leises Knacken, ein Rascheln. Schritte im Flur. Er schleicht zur Tür, öffnet sie langsam. Der Flur liegt im Dunkeln, doch nichts bewegt sich. Keine Schatten, keine Geräusche.

Er schließt die Tür wieder und genau im selben Augenblick ertönt ein leises Tippen am Fenster. Drei Schläge, Pause. Zwei Schläge. Er dreht sich abrupt um. Sein Herz schlägt so heftig, dass es ihm schmerzt. Doch als er das Fenster erreicht und die Vorhänge aufreißt, sieht er nichts außer dem immer gleichen Winternebel. Die Scheibe ist beschlagen und im Kondenswasser scheint eine Form zu entstehen, die er mit einem Tuch sofort wegwischt, bevor er sie genauer erkennt. Er antwortet nicht.

Kein Laut kommt über seine Lippen. Am nächsten Morgen beschließt Thorn, die Sache zu klären. Rational, endgültig. Er reißt ins Dunkelgrundtal trotz seiner eigenen Warnung, nicht mit Angst, sondern mit Zorn. Er sagt sich, dass er dem Aberglauben nur entkommen kann, wenn er ihn entlarft.

Das Tal empfängt ihn wie immer, still, grau, mit jenen tiefen Furchen aus Nebel, die jeden Spaziergänger verstummen lassen. Die Überreste des Rodenbacherhauses sind kaum noch erkennbar. Der Schnee hat sich in den Aschenboden gefressen. Nur der steinerne Schornstein steht noch wie ein Grabmal. Torn steigt ab, tritt näher. Jeder Schritt knirscht auf gebrochenem Holz und verbrannten Resten. Er untersucht die Umgebung.

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