Die Bombe an der Tankstelle: Ein Schatten, der alles verändert
Auf der Überwachungsaufnahme war ein dunkler Kombi zu erkennen, der nur für wenige Minuten hielt. Eine Frau steigt aus, legt eine Tasche in den Kofferraum – die Silhouette deutet auf Gina H hin. Doch im nächsten Frame, für nur eine halbe Sekunde sichtbar, tauchte ein zweiter Schatten auf: Eine zweite Person, größer, männlich, in dunkler Kleidung.
Die forensische Nachbearbeitung war eindeutig: Die zweite Figur war tatsächlich real, kein Reflex, kein Schattenwurf. Das Bewegungsmuster und die Position deuteten darauf hin, dass die Person aktiv beteiligt war.
„Das verändert alles“, flüsterte ein Ermittler.
Die Erkenntnis explodierte wie eine Bombe: Im Mordfall Fabian gibt es höchstwahrscheinlich einen zweiten Täter. Dies würde die widersprüchlichen Spuren, die körperliche Diskrepanz zwischen Tatgeschehen und Ginahas Statur, und die falschen Zeitangaben erklären.
Die Ermittler standen nun unter monströsem Druck. Der Fehler, das Video zunächst zu ignorieren, hatte wertvolle Zeit gekostet. Die Öffentlichkeit reagierte mit Empörung. Trotzdem gab das Team nicht auf. Ein Lieferfahrer meldete sich, der eine Frau mit heller Jacke und einen „sehr ruhigen, fast unheimlichen Mann“ gesehen hatte. Und am Rande eines Parkplatzes, nur 2 km vom Tankstellenstandort entfernt, fanden die Ermittler frische Reifenspuren, die mit dem dunklen Kombi übereinstimmten.
Das tickende Urteil: Der Kampf um die Identität des zweiten Mannes
Die Ermittlungen steuern auf den dramatischen Höhepunkt zu. Gina H schweigt weiterhin, aber ihr Schweigen könnte jetzt zu ihrem größten Risiko werden. Die Polizei arbeitet Tag und Nacht, um den Mann auf dem Video zu identifizieren. Ein neuer Name tauchte bereits in den Akten auf, eine Person, die bisher nie mit Gina in Verbindung gebracht wurde, aber ein ähnliches Fahrzeug besitzt. Es wurde eine europaweite Fahndung eingeleitet.
Doch die Uhr tickt unerbittlich weiter. Sollte in wenigen Wochen kein klares Beweisergebnis vorliegen, droht die Freilassung von Gina H mangels dringenden Tatverdachts. „Das wäre ein fatales Signal“, sagt ein Beamter.
Der Fall Fabian erzählt nun nicht nur von einem Verbrechen, sondern von einem Netz aus Schweigen, Irrtum und menschlichem Versagen. Draußen, im Regen vor dem Polizeipräsidium, brennen die Kerzen. „Irgendwo da draußen“, sagt ein Beamter leise, „läuft jemand herum, der die Antwort kennt.“ Die Wahrheit scheint näher als je zuvor, aber sie ist gefährlicher – und sie ist in den Händen eines unbekannten Mannes, den es um jeden Preis zu finden gilt, bevor die Zeit abläuft.