Die Albrecht-Schwestern und ihr Zuchtkeller – 28 Männer blieben 1899 im Schwarzwald verschollen

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Das mittlere Kind, ein Junge, reagierte auf nichts, blickte nur starr gegen die Wand. Das Jüngste, vielleicht drei Jahre alt, weinte ununterbrochen, bis es vor Erschöpfung einschlief. Falkenstein schrieb in seinem Bericht: “Sie sind wie Pflanzen, die nie Sonne gesehen haben. Sie wachsen, aber sie leben nicht wirklich.” Ried besuchte sie einmal, bevor er abreiste.

Er stand hinter der Glasscheibe des Krankensaals und sah, wie das Mädchen einen Holzlöffel in der Hand hielt, ihn drehte und betrachtete, als sei er etwas Unerklärliches. Da wusste er, dass kein Gericht, keine Strafe und kein Gebet jemals das wieder gut machen könnte, was in jenen Bergen geschehen war.

Die Monate nach dem Fund des Albrechhofes waren von einer unheimlichen Stille geprägt. Niemand wollte über das sprechen, was man entdeckt hatte. Die Männer, die an der Durchsuchung teilgenommen hatten, littten unter Schlaflosigkeit. Manche begannen zu trinken, andere verließen das Tal ganz. Bezirkswachtmeister Ernst Riedel schrieb seinen Abschlussbericht im November des Jahres 1899.

Er füllte mehr als 200 Seiten mit nüchternen Beschreibungen und akribischen Skizzen der Kammern. Doch hinter den sachlichen Worten lag eine Verzweiflung. die selbst seine Vorgesetzten spürten. Das Böse, schrieb er, lebt nicht nur in den Städten oder auf den Schlachtfeldern. Es kann Wurzeln schlagen in den still Tälern, dort, wo man nur das Rauschen der Bäume hört, und es trägt oft ein menschliches Gesicht.

Der Bericht ging an das Innenministerium in Berlin, wo er in den Archiven verschwand. Nur wenige Beamte lasen ihn je vollständig. Das Dorf Trieberg versuchte zur Normalität zurückzukehren, doch die Menschen mieden den Weg zum ehemaligen Hof. Selbst Jäger, die früher stolz auf ihre Ortskenntnis waren, machten einen weiten Bogen um das Tal.

Im Frühjahr des Jahres 1900 tauchten Gerüchte auf. Hirten hätten in der Nacht weinnd Kinderstimmen gehört. Andere berichteten von seltsam Licht, das aus dem Hang drang, wo eins die Holztür gestanden hatte. Niemand wagte nachzusehen. Der Winter kam und mit ihm eine Reihe von Krankheiten. Man sagte, der Rauch des Feuers habe etwas Unreines in die Luft getragen. Im Weisenhaus in Freiburg kämpfte Dr.

Falkenstein weiter um das Leben der drei Kinder. Er schrieb Briefe an Universitäten in Heidelberg und München, bat um Rat, um Hilfe. Doch niemand wollte sich mit einem solchen Fall befassen. Das sind Kinder des Dunkels”, schrieb ein Professor abweisend. “Sie sind medizinisch verloren.” Das älteste Mädchen, das Falkenstein Anna nannte, begann langsam zu sprechen.

Sie kannte nur wenige Worte, aber ihre Augen wirkten wach, als hätte sie mehr verstanden, als sie zeigen konnte. Manchmal zeichnete sie Linien auf Papier, immer dieselben, verschlungene Kreise, die sich im Zentrum kreuzten. “Es sieht aus wie die Kammern”, murmelte der Arzt einmal.

Der Junge, den sie Jakob nannten, war stumm geblieben. Er verbrachte Stunden damit, an den Wänden zu kratzen, als wolle er einen Ausgang finden. Das kleinste Kind, ein Mädchen, starb im Winter an Lungenentzündung. Ihr Körper war zu schwach, um die Kälte zu überstehen. Sie wurde auf dem Friedhof von Freiburg begraben, in einem anonymen Grab.

Die beiden anderen lebten weiter, aber sie blieben gebrochen. Falkenstein schrieb in sein Tagebuch: “Ich frage mich, ob sie Menschen sind, wie wir sie verstehen. Sie haben nie Sonne gesehen, nie den Klang von Glocken gehört, nie den Himmel über sich gespürt. Sie sind geboren aus Wahn und sie tragen ihn in sich.

” Im Sommer des Jahres 1902 kam ein junger Journalist aus Berlin, Friedrich Neumann, der von der Geschichte gehört hatte. Er wollte einen Bericht schreiben, um die Öffentlichkeit aufzurütteln. Riedel lehnte ein Gespräch ab, doch Neumann blieb hartnäckig. Schließlich führte ihn der alte Förster Ketterer zu dem verfluchten Ort. Nichts war geblieben, nur eine Senke, überwachsen von Fahn und Moos.

Doch als sie den Boden betraten, spürte Neumann etwas unter den Stiefeln, hart und unregelmäßig. Er kniete nieder, wischte den Boden frei und sah verrostetes Eisen, das Ende einer Kette, halb im Fels verankert. “Lassen Sie das liegen”, sagte Ketterer leise. “Es ruht besser, wenn man es nicht stört.

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