Fast fünfzig Jahre lang sprach niemand mehr von Obersee. Bis zum Sommer 1989. Ein Forschungsteam der Technischen Universität München wurde in das Tal entsandt, um geothermische Messungen vorzunehmen. Sie wollten Energiequellen kartieren, nicht Legenden.
In der Nacht des 21. Juli schlugen Blitze in den Berg. Die Energie kam aus dem Boden, nicht vom Himmel. Dann öffnete sich der Boden. Ein Lichtstrahl, weiß und flüssig wie Metall, stieg auf. Die Luft roch nach Schwefel und Rosen.
Auf dem letzten Bild einer Kamera waren zwei Gestalten zu sehen. Groß, durchsichtig, die Hände gefaltet, als beteten sie. Zwischen ihnen stand eine Frau mit offenem Haar, das Gesicht zum Himmel erhoben. Sie lächelte.
Heute, über 140 Jahre später, hört das Echo noch immer nicht auf. Es hallt durch die Generationen, ein leises, endloses Summen, das sich wiederholt, bis es im Wind verblasst.
Drei und drei. Dann bete.