Der AfD-Abgeordnete Reich nutzte diesen Moment für eine brillante Zwischenintervention, die den Linken bloßstellte.
„Nachdem Sie einige Minuten lang ein Bächchen gegen die AfD betrieben haben, haben sie hier genau das gesagt, was wir auch sagen. Ich weiß nicht, ob das ihrem kommunistischen Dogma nicht aufgefallen ist, aber sie haben uns in allem Recht gegeben und damit bedanke ich mich letztlich dafür…“
Der Triumph der AfD war komplett. Die moralische Entrüstung des Linken über die „Systemkorruption“ wurde zu einem unbeabsichtigten Wahlkampf-Argument für die AfD. Die zentrale Botschaft der Rechten – dass die etablierten Parteien in Wahrheit nur ihren eigenen Interessen dienen und die Ämter als Selbstbedienungsladen verstehen – wurde durch den politischen Gegner bestätigt.
Schielickes verzweifelte Erwiderung – „Wir haben relativ deutlich gemacht, dass es schon Unterschied gibt, dass wir in der Sache reden und Sie einfach hier nur Hetze betreiben wollen“ – wirkte wie eine rhetorische Kapitulation. Der Schaden war angerichtet: Der Linke hatte die Wahrheit über die Union ausgesprochen, und die AfD hatte sich dafür bedankt.

III. Die Götterdämmerung der politischen Kaste: Angriff auf Merz und den Bundespräsidenten
Die zweite AfD-Rede, gehalten durch den Abgeordneten Schließingen, nutzte die Steilvorlage für eine Generalabrechnung mit der gesamten „politischen Kaste“. Weimer wurde vom Einzelfall zum Symbol für eine verwahrloste politische Kultur.
Der Vertrauensverlust als Währung:
Schließingen stellte die Glaubwürdigkeit in den Mittelpunkt. Weimer predige Verantwortung, aber lebe sie erkennbar nicht. Ein Staatsminister, der für Medien verantwortlich sei, aber nicht sauber arbeite, verliere seine Glaubwürdigkeit und die seines Amtes.
„Nur aus Glaubwürdigkeit entsteht Vertrauen. Und Vertrauen ist die valide Währung der Demokratie, meine Damen und Herren.“
Der Versuch, den Skandal auszusitzen, sei ein „schlechter Witz“ und ein Spiegelbild der gesamten agierenden politischen Kaste.
Die Kritik an der Hypermoral:
Der schärfste Angriff richtete sich jedoch gegen die rhetorische Arroganz der politischen Führung. Die AfD nannte die etablierte Klasse „Moraliban“, die Moral predige, aber Selbstgerechtigkeit lebe. Schließingen fokussierte sich auf zwei zentrale Figuren:
- Der Bundespräsident: Seine Rede vom 9. November sei keine „Einladung zur Einigkeit“ gewesen, sondern ein „Aufruf zum Kampf der politisch Unanständigen gegen die Anständigen“. Millionen Bürger hätten sich dadurch ausgegrenzt gefühlt. Die Rede klang nach Brandmauer, Wehrhaftigkeit und Parteiverbot und diente nicht dem Ausgleich, sondern der Spaltung.
- Friedrich Merz: Er wurde als „Hieronymus Karl Friedrich von Münchhausen“ der Wahlversprechen tituliert. Ein Mann, der „schnell mit Parolen“ sei, wenn Kameras liefen, aber „still, wenn Verantwortung gefragt ist“ und „weinerlich, wenn man Größe zeigen müsste“. Merz’ pathetische Rhetorik über „unsere Demokratie“ diene nur dazu, sie als „exklusives Privileg in deren Alleinbesitz“ zu deklarieren.
Die AfD schloss mit der Forderung: Wenn die Regierung diese „ihre verwahrloste Politik“ und ihre politische „Apparatschikaste“ behalten wolle, dann sollen sie es tun. Die AfD wolle „echte und wahre Demokratie“ – frei von „Hinterzimmern“ und „Hypermoral“.
IV. Die Tragödie der Glaubwürdigkeit: Der verzweifelte Appell der SPD
Zum Abschluss der Debatte versuchte die SPD, die rhetorische Kontrolle zurückzugewinnen. Abgeordneter Holger Mann (SPD) hielt einen Appell, der paradoxerweise die Kritik der AfD und der Linken bestätigte. Auch er sprach von einem Gefühl des „Sattseins“ in der Bevölkerung.
Er klagte an, dass die Regierung so tue, als hätte sie alles im Griff, während das Fundament längst bröckele. Die SPD-Rede prangerte die Arroganz der politischen Klasse an: „Sie feiern sich für Reformen, die niemand spürt und rühmen sich ihrer Lösungen, obwohl sie die Probleme selbst geschaffen haben.“ Die Bürger seien müde vom „Endlosen Wir wissen es besser“.