Dienstmädchen, das beim Bankett das Fleisch der Kinder ihrer Herrschaft servierte

Er sah die Dunkelheit selbst. Die Schatten, die sich um ihn legten, waren keine Gestalten. Sie waren das Gefühl der Grausamkeit, die er nie begriffen, aber immer nachgeahmt hatte. Die Schatten legten sich um ihn wie Kälte. Er wimmerte, er zitterte. Er kroch zusammen. Seine Hände suchten Halt, aber da war keiner.

Die Gäste, die noch stehen konnten, sahen all das mit an. Einige begannen zu beten, andere wichen rückwärts, als stünde vor ihnen ein Sturm. Manche begannen zu schreien, als sie eigene Schatten sahen, denn der Saal hatte sie nicht vergessen. Auch sie hatten in irgendeiner Form dazu beigetragen, dass das Haus ein Ort des Leidens geworden war. Die Schatten verteilten ihre Aufmerksamkeit.

Jeder bekam, was er verdient hatte. Und mittendrin stand Sophie. Sie rührte sich nicht, sie sprach nicht, sie befahl nichts. Die Schatten handelten nicht aus ihrem Willen heraus, sie handelten aus ihrer Wahrheit. Sophie war nur diejenige, die die Tür geöffnet hatte, die Tür, hinter der all die Jahre der Schmerz geschlummert hatte.

Als der Saal dunkler wurde, schien es, als wäre die Welt draußen verschwunden. Kein Wind, kein Geräusch, keine Zeit. Es gab nur diesen Raum, dieses Urteil, diesen Moment, der sich wie eine Ewigkeit anfühlte. Die Schatten wurden dichter und dann plötzlich begannen sie sich zurückzuziehen. Nicht schnell, nicht hektisch, in langsam, weichen Bewegungen, wie Nebel.

der in die Erde zurücksinkt. Die Gäste starrten, wie eine ganze Weile niemand verstand, was geschah. Friedrich fiel schwer zu Boden, als würde das Gewicht, das ihn gepackt hatte, plötzlich von ihm genommen. Elisabeth sackte in sich zusammen. Die Kinder schrien, weinten, zitterten.

Die Schatten krochen zurück in die Wände, in die Ritzen, in die Balken, in das Holz, in den Stein, als hätte der Saal sie aufgenommen, als wäre die Nacht zufrieden. Eine letzte Gestalt blieb jedoch ein kleiner Schatten, der Schatten des Mischlings. Er ging zu Sophie. Er hob den Kopf, so wie er es getan hatte, bevor die Familie ihn ihr genommen hatte. Und Sophie kniete sich hin. Sie streckte eine Hand aus.

nicht um ihn zu berühren, denn er bestand nicht aus Fleisch, sondern aus Erinnerung. Doch der Schatten lehnte sich gegen ihre Hand, als wäre er wieder da, vielleicht in der einzigen Form, die ihm noch möglich war. Sophie schloss die Augen und für einen Augenblick weinte sie. Nicht laut, nicht sichtbar, aber ihr Atem verriet es.

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Der kleine Schatten verschwand als letzter und dann war das Haus wieder still. Aber es war nicht mehr dasselbe Haus und niemand darin war noch derselbe Mensch. Der Saal lag nun in einer Stille, die schwerer war als alles, was zuvor über ihm gekommen war. Die Luft stand reglos, als hätte das Haus selbst den Atem angehalten und würde nun lauschen, ob noch etwas folgen müsse.

Die Schatten waren verschwunden und doch schien es, als hätten sie Spuren hinterlassen, unsichtbare Risse in der Wirklichkeit, die jeder im Raum spüren konnte. Die Gäste lagen erschöpft, gebrochen, manche bewusstlos, manche wimmernd, manche in einem Zustand stummer Fassungslosigkeit. Niemand sprach, niemand regte sich.

Jeder Atemzug war ein Bekenntnis dazu, daß sie etwas erlebt hatten, das jenseits des Menschlichen lag. Die Familie von Hohenbruck lag im Zentrum dieser Stille. Friedrich war zusammengesunken. Sein Körper zitterte unkontrolliert, während seine Augen leer ins Nichts starrten. Sein Gesicht war grau, eingefallen, als wären Jahre über ihn hinweggerastet.

die Arroganz, die Härte, die Selbstsicherheit. All das war verschwunden. Was übrig blieb, war ein Mann, der zum ersten Mal in seinem Leben sah, was er gewesen war. Elisabeth lag daneben, die Hände vor dem Gesicht verschränkt, man hörte leises Schluchzen, ein dünner, fast kindlicher Ton.

Ihre Stimme klang nicht nach jener kalten berechnenden Frau, die sie immer gewesen war, sondern nach jemandem, der keinerlei Schutz mehr besitzt. Die Kinder waren verstummt, keine Schreie mehr, kein Wimmern, nur atemlose Stille. Klara saß an die Wand gelehnt, die Knie an die Brust gezogen. Ihr Blick war in die Ferne gerichtet, in eine Lehre, die nicht von dieser Welt zu sein schien.

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