Dienstmädchen, das beim Bankett das Fleisch der Kinder ihrer Herrschaft servierte

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Ihre Lippen formten immer wieder dieselben Worte. Ich gebe es zurück. Ich gebe es zurück. Bitte. Lukas, der kleinste von ihnen, kroch unter den Tisch und klammerte sich an ein Tischbein, als wäre es der Stamm eines Baumes in einem reißenden Fluss. Seine kleinen Finger umklammerten das Holz so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Er wimmerte, aber ohne Tränen.

Zu sehr war er gefangen in dem, was sich vor seinen Augen abspielte. Die Gäste, die nicht sofort in Ohnmacht gefallen waren, begannen nun lauthals zu schreien. Manche schrienen nach Gott, nach Erlösung, nach Hilfe. Andere brüllten Worte in die Lehre, Worte, die keinen Sinn ergaben.

Ein Mann rief den Namen seiner verstorbenen Mutter, als stünde sie direkt vor ihm. Eine Frau kroch rückwärts über den Boden und flehte jemanden an, sie nicht zu berühren. Ein älteres Ehepaar hielt sich an den Händen, doch beide sahen nicht einander an, sondern starrten in verschiedene Richtungen, jeder konfrontiert mit einem eigenen unsichtbaren Schrecken. Und inmitten dieses kollektiven Zerfalls stand Sophie.

Ihre Gestalt wirkte fast fremd in diesem Tumult, so ruhig, so beherrscht, dass es unnatürlich schien. Ihr Atem war gleichmäßig, ihre Haltung aufrecht. Die Schatten der Kerzen flackerten über ihr Gesicht, ließen ihre Augen wie zwei tiefschwarze Löcher erscheinen. Sie sah nicht triumphierend aus, sie lächelte nicht. Sie zeigte keinerlei Grausamkeit, nur Stille.

Eine Stille, die so schwer und endgültig war wie das Fallen einer Axt. Als sie sich einen Schritt weiter in den Saal hineinbewegte, wich der Lärm für einen Moment zurück, als hätte jemand ihn gedämpft. Sie blieb nicht stehen, um zu sprechen. Sie hatte nie gesprochen. Nicht, wenn ihr geschlagen wurde, nicht, wenn man sie verspottete.

Worte waren nutzlos gewesen, heute waren sie überflüssig. Sie blickte auf Herr Friedrich, der auf den Knien lag. Er sah sie nicht. Seine Augen waren auf etwas gerichtet, das hinter ihr stand, etwas, das er fürchtete. Etwas, das seine eigene Seele ihm nun entgegenwarf. Bitte! Schrie jemand aus der Menge. Bitte hört auf, macht es rückgängig.” Die Worte prallten an den Wänden ab wie Steine.

Es gab kein Aufhören, kein zurück, kein Entkommen. Und obwohl niemand verstand, was geschah, war jeder von etwas durchdrungen, das stärker war als Angst. Gewissheit. die Gewissheit, dass dies nicht zufällig geschah, dass dies nicht ein medizinischer Notfall war, kein Massendelirium, keine verdorbene Speise.

Nein, es war etwas, das ihnen galt, ihnen persönlich, ihnen und den Sünden, die sie ein Leben lang mit sich herumgetragen hatten. In diesem Moment hörte man ein dumpfes Pochen, ein Rhythmus, der aus den Wänden selbst zu kommen schien, als würden die dicken alten Mauern atmen, als würde das Haus, das all die Grausamkeit gesehen hatte, anfangen, zurückzuschlagen.

Die Fenster bebten leicht, der Boden schien zu pulsieren. Es war, als würde das Gutshaus von Hohenbruck selbst lebendig werden. Ein Gast schrie auf. Das Haus, es bewegt sich. Doch niemand achtete auf ihn. Sopie trat schließlich bis in die Mitte des Saals. Ihre bloßen Füße berührten den Teppich, der mit Wein, Speiseresten und Tränen getränkt war.

Der Lärm, der sie umgab, Schreie, Wimmern, Gebete, wurde immer leiser in ihrem Kopf, als wäre sie in einer anderen Welt getrennt durch eine dünne Schicht aus Stille. Sie hob den Kopf. Ihr Blick streifte langsam über die Familie, die am Boden lag, über die Gäste, über das Chaos. Und dann wurde es für einen Augenblick vollkommen still. Absolut still.

Die Kerzen hörten auf zu flackern. Die Schatten an der Wand erstarrten. Selbst das Atmen schien anzuhalten. Es war, als hielte das Universum für einen Moment den Atem an. Und in dieser Stille spürten alle, auch wenn sie es nicht benennen konnten, daß die Nacht nicht nur ein Ende hatte, sie hatte einen Zweck, einen Unausweichlichen.

Und Sophie war diejenige, die ihn verkündete, ohne ein Wort zu sagen. Die Stille, die sich über den Saal gelegt hatte, war so vollkommen, dass sie fast schmerzte. Es war eine Stille, die nicht beruhigte, sondern fesselte, ein Kälteeinbruch inmitten der heißen, schweißgedränkten Luft. Die Gäste, die noch in der Lage waren wahrzunehmen, hielten inne, obwohl niemand von ihnen hätte erklären können, weshalb.

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