Dienstmädchen, das beim Bankett das Fleisch der Kinder ihrer Herrschaft servierte

Manche hatten die Hände noch erhoben, andere die Lippen geöffnet zum Schrei, doch kein Lautdrang heraus. Die Stille war stärker als ihre Stimmen. Sie war wie eine Hand, die ihnen den Atem nahm. Und dann ganz langsam kehrte die Welt zurück. nicht mit einem Knall, sondern mit einem Zittern. Die Kerzen begannen wieder zu flackern, doch ihre Flammen waren schwächer geworden, als hätte die Stille sie gezehrt.

Die Schatten an den Wänden zitterten und ein lange unterdrücktes Geräusch brach durch die Luft. Das Schluchzen einer Frau. Es war eine der Gäste, eine unscheinbare Dame mit grauem Haar, die sich an ihrem Stuhl festklammerte. Ihre Finger bluteten, weil sie sich so fest in das Holz gekrallt hatte, während der Wahnsinn sie umgeben hatte.

Doch nun brach sie in Tränen aus, als wäre sie aus einem Traum aufgewacht, der sie fast verschlungen hätte. Doch der Albtraum war nicht vorbei. Er begann erst Form anzunehmen. Die Familie von Hohenbruck, die im Zentrum des Saales lag, war nun kaum wieder zu erkennen.

Friedrichs Gesicht war verzerrt vor Furcht, seine Augenblut unterlaufen, sein Atem schwer und unregelmäßig. Er schien älter geworden zu sein um viele Jahre, vielleicht Jahrzehnte. Furchen hatten sich in sein Gesicht gegraben, als wäre der Wahnsinn ein Wind. der seine Haut abgetragen hatte. Elisabeth lag auf dem Rücken, ihr Kleid zerrissen, die Haare wirr und ihre Lippen formten lautlos Worte, die nur sie selbst verstand.

Ihre Augen rollten wild in ihren Höhlen, suchten haltlos nach einer Rettung, die nicht kommen würde. Klarer lag wie ein Bündel Stoff da, ihr kleiner Körper verzogen in einer Haltung, die nicht mehr natürlich war. Ihre Hände presßten sich gegen ihre Brust, als versuche sie etwas Dunkles in ihrem Inneren festzuhalten. Lukas, der Jüngste hatte sich in eine Ecke gekauert und sein Blick war nicht mehr der eines Kindes. Er war leer, tot, ausgelöscht.

Doch Johann, Johann war derjenige, der sich am stärksten veränderte. Er saß noch immer mit weit aufgerissenen Augen da, die Pupillen so groß, daß nur ein dünner Kreis blauen Irises übrig blieb. Seine Hände zitterten und seine Lippen bewegten sich ununterbrochen, als würde er beten.

Doch es war kein Gebet an Gott. Es war ein Flüstern, ein gehauchtes, schattenhaftes Wispern, das niemand außer ihm hören konnte. Sophie blieb stehen, die Hände locker an den Seiten, den Rücken gerade und sie sah Johann an. Nur einen Moment, doch dieser Moment war genug. Johann schrie auf, ein schriller, gellender Schrei, der sich tief in die Wände grub.

Es war ein Laut, der so viel Schmerz trug, daß einige der Gäste, die noch bei Bewusstsein waren, instinktiv die Ohren bedeckten. Doch es war nicht der Schrei eines Kindes, es war der Schrei eines Wesens, das in die tiefsten Abgründe der eigenen Schuld gestürzt war. Er fiel nach hinten, seine Arme ruderten durch die Luft, als wolle er sich festhalten. Aber er fiel nur in sich selbst hinein.

Nach seinem Schrei brach Panik aus, stärker als zuvor. Ein Mann rannte blinds nach vorne, stieß gegen die große Tafel, die sich unter seinem Gewicht nach vorn neigte und mit einem donnernden Knall auf den Boden krachte. Platten zerbrachen, Besteck flog durch die Luft, Gläser rollten über den Teppich und darunter, sichtbar geworden durch das Umfallen der Tafel, lagen Servietten, die sich rot verfärbt hatten, nicht vom Wein.

Ein Geruch stieg auf, der das Chaos zum Erliegen brachte. Ein süßlicher metallischer Geruch. Manche hielten inne, andere weinten, einige brachen zusammen, ein paar begannen hysterisch zu beten. Der Geruch war der eines Geheimnisses, das sich nicht länger verbergen ließ.

Ein Geheimnis, das der ganzen Nacht zugrunde lag. Ein Geheimnis, das so viel geschaffen hatte. Doch niemand sprach es aus. Nicht einmal Friedrich, der nun kriechend versuchte, sich auf die Beine zu heben. Er blickte zur Tafel und sein Gesicht wurde grau. Seine Lippen öffneten sich und ein Laut entwich ihm. Ein ersticktes animalisches Wimmern. “Nein”, keuchte er.

“Nein, das kann nicht.” Doch Sophie wuste. Es konnte und es war. Sein Blick flog zu ihr und zum ersten Mal in ihrem Leben sah er sie wirklich. nicht als Dienerin, nicht als Besitz, nicht als Schatten, sondern als Mensch, als Richterin und als Vollstreckerin. Seine Augen erweiterten sich, erfüllt von einem Grauen, das tiefer ging als die Angst vor dem Sterben.

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