Düstere Geheimnisse der Schäfer-Drillinge— Sie heirateten jede Frau ihrer eigenen Familie

Nach dem Prozess versuchten die Behörden das Schicksal der Überlebenden zu ordnen. Patrizia und Luise wurden in ein kirchliches Pflegeheim bei Erfurt gebracht. Die Kinder kamen in staatliche Obhut. Zwei starben noch im selben Jahr an den Folgen der Entkräftung. Die übrigen wurden auf verschiedene Pflegefamilien verteilt. Nur eines Elisabeth, die entkommen war, blieb stark.

Sie lernte zu lesen, zu schreiben und begann in einer Schneiderei zu arbeiten. Kommissar Schwarz besuchte sie einziges Mal im Winter 1920. Sie wohnte in einem kleinen Zimmer über einem Laden und als er eintrat, lächelte sie, schwach, aber ehrlich. “Ich erinnere mich an das Tal nur noch im Traum”, sagte sie.

“Und wenn ich aufwache, ist es still, keine Stimmen mehr. Dann ist es gut so, erwiderte Schwarz. Laassen Sie die Stille bleiben. Doch er selbst fand keinen Frieden. Nach seiner Pensionierung zog er sich in ein Haus bei Ilmenau zurück. Die Akten des Falles ließ er nie aus den Händen, bewahrte sie in einer Truhe neben seinem Schreibtisch. In der Nacht hörte er manchmal Schritte auf dem Dachboden oder Kinder lachen, das nicht von dieser Welt war.

Im Jahr 1923 schrieb er einen Bericht für das Innenministerium betitelt Über die Gefahren religiöser Isolation in den Bergregionen. Darin stand ein Satz, den später Historiker zitieren würden. Wo der Mensch Gott über die Menschlichkeit stellt, beginnt das Böse fromm zu sprechen.

Nach seinem Tod im Jahr 1926 fand man in seiner Wohnung ein kleines Holzkreuz aus dem eisernen Tal, geschwärzt vom Feuer. Niemand wusste, warum er es behalten hatte. Manche sagten, er habe es aufbewahrt, um nie zu vergessen. Andere behaupteten, es habe ihn nicht losgelassen.

Nach dem Tod von Kommissar Heinrich Schwarz wurde der Fall der Schäfers zu einer Geschichte, die man flüsterte, nicht erzählte. Die Akten wanderten ins Staatsarchiv von Weimar, beschriftet mit der Nummer 3783. Auf dem Deckblatt stand in blauer Tinte Blutschande im Eisental, Kreis Ilmenau. Abgeschlossene Untersuchung. Niemand öffnete sie für Jahrzehnte. Das Land hatte andere Sorgen, Inflation, politische Unruhen, später Krieg.

Doch in den Dörfern rund um Stützerbach und Schmiedefeld blieb das Tal im Gedächtnis. Jäger, die sich zu weit in den Wald wagten, berichteten, daß dort kein Tier bleibe. Vögel flogen über den Felsen hinweg, aber sie setzten sich nie. Manche behaupteten, in stillen Nächten sehe man Licht zwischen den Baumstämmen, als brenne dort noch immer ein unsichtbares Feuer.

Alte Frauen murmelten, dass die Seelen der Kinder keine Ruhe gefunden hätten. Im Herbst 1938, mehr als 20 Jahre nach der Katastrophe, kam ein Geologiestudent aus Jena in die Gegend. Sein Name war Hans Fritsche, ein junger Mann mit wachem Geist und wenig Sinn für Aberglauben.

Er erforschte die Gesteinsschichten des Thüringerwaldes und hörte im Gasthaus von Neustadt von den Geschichten über das eiserne Tal. Die Einheimischen rieten ihm ab, dorthinzugehen. Einer der Alten sagte: “Der Wald dort atmet dich auf und gibt dich nicht wieder aus.” Doch Hans lachte. Ich glaube an Steine, nicht an Geister. Zwei Tage später machte er sich allein auf den Weg.

Er fand den Zugang leicht, denn das Gelände war in den alten Karten noch markiert. Die beiden Felswände ragten grau und scharf wie Klingen auf. Zwischen ihnen lag Schatten, obwohl die Sonne hochstand. Als er den Engpas durchschritt, änderte sich die Luft. Sie wurde schwerer, feuchter und die Stille war vollkommen. Kein Wind, kein Rascheln, kein Vogelruf.

Hans notierte in seinem Tagebuch: “Hier herrscht eine seltsame Dichte, als wäre die Zeit selbst träge geworden.” Er ging weiter. Der Bach floss noch klar und kalt, aber schwarz gesäumt von verkohlten Steinen. Dann sah er die Überreste des Hauses, kaum mehr als Grundmauern und zwei Schornsteine, die wie Grabsteine standen. Moos wuchs über dem Ort und aus der Erde ragten verrostete Nägel, verkrümmt wie Finger.

Hans machte Skizzen, maß die Steine, schrieb Notizen, doch als die Dämmerung kam, fühlte er sich beobachtet. Mehrmals drehte er sich um und glaubte, Kinderstimmen zu hören. Nicht laut, eher wie ein fernes Summ. Er sagte sich, es sei der Wind, doch als er zum Gehen ansetzte, hörte er ein leises, deutliches Wort.

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