Düstere Geheimnisse der Schäfer-Drillinge— Sie heirateten jede Frau ihrer eigenen Familie

gesprochen hinter ihm in einem Ton, der weder freundlich noch böse war, sondern einfach alt, bleib. Hans erstarrte. Kein Mensch war zu sehen. Er packte seine Ausrüstung und verließ das Tal so schnell, wie es die Dunkelheit erlaubte. Als er zwei Tage später im Gasthaus ankam, wirkte er verändert, blass, fahrig, die Hände zitterten. “Es gibt dort nichts”, sagte er, “aber das nichts schaut zurück.

” Er schrieb seine Beobachtungen nieder, doch die letzten Seiten seines Notizbuchs endeten abrupt. Ein Jahr später fiel Hans im Krieg an der Front in Polen. Sein Rucksack mit dem Tagebuch wurde nie gefunden. Nach dem Krieg in den 50er Jahren ließ die Forstverwaltung das Gebiet um das eiserne Tal sperren.

Offiziell hieß es: “Der Boden sei instabil, es bestehe Erdrutschgefahr.” Inoffiziell aber erzählten die Waldarbeiter, dass jeder, der dort Holz schlug, krank wurde. Fieber, Albträume, Stimmen. Einer, ein gewisser Karl Berend, soll gesagt haben, er habe in der Asche eines alten Kamins kleine Knochen gefunden, so fein wie Vogelknochen, aber menschlich geformt.

Niemand überprüfte es. Im Laufe der Jahrzehnte verwuchs das Tal mit dem Wald. Auf Karten verschwand der Name. Doch manchmal, wenn Nebel über die Hügel zog, sagten die Alten in den Dörfern: “Sie singen wieder.” Damit meinten sie das Flüstern, das durch die Bäume kam, wie Kinder, die Psalmen rückwärts beteten.

Elisabeth Schäfer, die einst entkommen war, lebte zu dieser Zeit längst in Weimar. Sie arbeitete als Schneiderin, später als Lehrerin für Handarbeit. Sie sprach nie über ihre Kindheit. Nur einmal, im Jahr 1956 gab sie einem Historiker ein Interview. Ihre Worte wurden in der Kirchenzeitung abgedruckt. Ich habe keine Familie mehr. Aber manchmal, wenn der Wind aus dem Süden kommt, rieche ich den Rauch.

Dann weiß ich, dass sie noch dort sind. Nicht als Menschen, sondern als Schatten. Und Schatten beten nicht. In den seziger Jahren geriet die Geschichte der Schäfers in den Hintergrund, überdeckt vom Wiederaufbau, der Teilung des Landes und den neuen Sorgen der Zeit.

Doch für jene, die in der Nähe des Thüringerwaldes lebten, blieb das eiserne Tal ein Ort, über den man nicht sprach, wenn die Sonne unterging. Die Förster kannten seine Lage, mieden sie jedoch. Karten der DDR verzeichneten dort nur ein schmales graues Viereck mit dem Hinweis Betreten verboten geologische Instabilität. Niemand fragte nach, warum selbst Grenztruppen dort nie übten.

Im Frühjahr 1968 beschloß ein Journalist des neuen Deutschland, ein junger Idealist namens Paul Wegner, die Wahrheit hinter der alten Legende zu suchen. Er hatte in Weimar von einer älteren Frau gehört, die von verfluchten Schäfers sprach. Er fand heraus, dass diese Frau keine andere war als Elisabeth Schäfer selbst, inzwischen über 60 Jahre alt.

Sie lebte allein in einer kleinen Wohnung und die Nachbarn hielten sie für sonderbar. Als Wegner sie besuchte, empfing ihn höflich, aber distanziert. “Sie wollen also die Geschichte meiner Familie drucken”, sagte sie, während sie ihm Tee einschenkte. “Warum haben Sie zu wenige Monster im heute?” Wegner lächelte unsicher.

“Ich glaube, die Menschen sollten wissen, was Isolation mit dem Geist tut.” “Isolation?” Sie lachte leise. Das war kein Irrtum der Einsamkeit, Herr Wegner. Das war Glaube. Der Glaube, dass man rein bleibt, wenn man alles andere verbrennt. So etwas wächst nicht im Dunkeln. Es wächst im Licht, wenn niemand hinsieht. Er fragte sie, ob sie jemals wieder in das Tal gegangen sei.

Sie sah aus dem Fenster, wo Regen an den Scheiben herunterlief. Einmal vorh Jahren. Ich wollte wissen, ob sie wirklich fort sind. Und sie sind nicht fort, nur stiller geworden. Wegner schrieb ihren Bericht nieder, doch sein Artikel wurde nie gedruckt. Der Redakteur lehnte ab, zu abergläubisch, zu bürgerlich.

Die Unterlagen blieben in einer Schublade liegen, bis sie Jahrzehnte später in einem Archiv wiedergefunden wurden. Elisabeth starb im Herbst 1969 kinderlos in einem Altersheim bei Erfort. In ihrem Nachlass fand man ein altes Stück Holz, schwarz verkohlt, geformt wie ein Kreuz. Niemand wußte, woher es stammte. Nur in ihrem Notizbuch stand einziger Satz. Feuer löscht Sünde nicht.

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