FABIAN-MORD: Das Schweigen der Behörden und die Nadel im Heuhaufen – Was die Suche auf Deponie und Bauernhof über die Panik des Täters verrät

  • Der Ort: Ein Bauernhof in Reimershagen, etwa 12 km vom Fundort der Leiche entfernt, aber im näheren Umfeld.

  • Die Methode: Hier kamen Bagger, schweres Gerät und Metalldetektoren zum Einsatz. Es wurde gezielt gegraben.

  • Das Ziel: Berichten zufolge suchte man hier gezielt nach der Tatwaffe, möglicherweise einem Messer.

Die Wahl dieser beiden, so unterschiedlichen Orte – Entsorgung durch Wegwerfen und Entsorgung durch Vergraben – legt nahe, dass die Ermittler zwei mögliche Szenarien oder psychologische Profile des Täters verfolgen:

  1. Die panische Entsorgung: Der Täter gerät nach der Tat unter Zeitdruck (oder wurde gestört, wie Profiler vermuten) und wirft alle Beweise in den erstbesten Müllcontainer, der ihn von den Ereignissen trennt.

  2. Die kalkulierte Beseitigung: Der Täter nutzt eine ihm bekannte, abgelegene oder ihm zugängliche Stelle (z.B. ein landwirtschaftlicher Betrieb in seiner Nähe), um ein entscheidendes Beweisstück dauerhaft zu beseitigen, indem er es vergräbt. Dies zeugt von einer gewissen Überlegung, auch wenn die Ausführung unter Druck stattfand.

Die Notwendigkeit, beide Szenarien gleichzeitig und mit solch massivem Aufwand zu verfolgen, unterstreicht die Unklarheit über die genauen Abläufe der Tat und die Verzweiflung der Ermittler, die keinen einzigen möglichen Spurenverlauf ignorieren dürfen. Bisher gibt es zu beiden Suchaktionen keine offiziellen Angaben über einen Fund, was das Schweigen der Behörden noch verstärkt.

Die Mauer des Schweigens: Der Preis der Ermittlungstaktik

Parallel zu den fieberhaften Suchaktionen fällt die massive Zurückhaltung der Ermittler auf. Anfragen werden abgewiesen, konkrete Informationen verweigert, stets mit dem Verweis auf „ermittlungstaktische Gründe“.

Diese „Mauer des Schweigens“ ist eine bewusste, kalkulierte Strategie der Kriminalistik, deren zentrales Ziel der Schutz des Täterwissens ist. Täterwissen umfasst Details über die Tat, die Todesursache oder den Fundort, die nur der Täter oder die Täterin kennen kann. Würden diese Informationen öffentlich, könnten Verdächtige ihre Aussagen daran anpassen, Alibis konstruieren oder sich auf Befragungen vorbereiten, was den Ermittlungsvorsprung in Sekunden zunichtemachen würde.

Doch diese Notwendigkeit hat ihren Preis. Das Schweigen schafft ein Informationsvakuum, das in der aufgeheizten Atmosphäre von Güstrow sofort durch Gerüchte, Halbwahrheiten und Spekulationen in den sozialen Medien gefüllt wird. Dieses unkontrollierte „Rauschen“ kann die Stimmung weiter anheizen und ist für die Angehörigen eine furchtbare psychische Zusatzbelastung.

Die Ermittler stehen vor einem unlösbaren Balanceakt: Was schadet den Ermittlungen mehr – die kontrollierte Preisgabe von Details oder die unkontrollierte Gerüchteküche? In den meisten Fällen entscheiden sich die Behörden für den Schutz der Ermittlungen, auch wenn dies kurzfristig zu öffentlicher Ungeduld, Misstrauen und Kritik führt.

Eine besonders kritische Frage, die in diesem Zusammenhang laut wurde, betrifft das Vorgehen der Behörden in der Anfangsphase. Fabians Mutter soll von Anfang an ein „ungutes Gefühl“ gehabt und ein Verbrechen befürchtet haben, sich aber von der Polizei zunächst nicht ernst genommen gefühlt haben. Dieser Vorwurf wiegt schwer, denn die ersten Stunden nach einer Vermisstenmeldung sind oft entscheidend. Ob hier wertvolle Zeit verstrichen ist, ist eine zentrale Frage, die die interne Aufarbeitung beschäftigen wird.

Die offenen Fäden und die Angst vor dem Unbekannten

Die aktuelle Lage ist von quälender Ungewissheit geprägt. Trotz des massiven Einsatzes von Personal, Gerät und Ressourcen bleiben die fundamentalen Fragen unbeantwortet:

  • Wurden die Suchen auf Hof und Deponie fündig? Hat man die „Nadel im Heuhaufen“ gefunden, das entscheidende Beweisstück, das zur Festnahme führt? Oder war die Mühe vergeblich?

  • Was war das Motiv? Die Tötung eines Kindes aus dem nahen Umfeld, wie Profiler Axel Petermann betont, ist zwar statistisch wahrscheinlich, aber das konkrete Motiv bleibt verborgen.

  • Wer spielte welche Rolle? Auch die Tatsache, dass Fabian von der Ex-Freundin des Vaters gefunden wurde, ist ein Aspekt, der intensiv beleuchtet werden muss.

Die Hypothese Petermanns, dass die Leiche nur abgelegt und nicht aufwendig vergraben wurde, könnte auf Eile oder Panik des Täters hindeuten. Er könnte bei der Beseitigung der Leiche gestört oder massiv unter Zeitdruck gestanden haben. Diese Annahmen, obwohl keine Beweise, geben den Ermittlern jedoch Denkansätze, die sie zu den konträren Suchorten geführt haben: die hastige Beseitigung (Deponie) oder die vorsätzliche Verbergung (Bauernhof).

Die Ermittlungen führen eine stille, unsichtbare Schlacht. Die einzige gute Nachricht in dieser dunklen Zeit ist die Freigabe von Fabians Leiche. Dies ermöglicht der Familie, die Beerdigung zu planen und einen würdigen Abschied zu nehmen – ein wichtiger Schritt zur Trauerbewältigung.

Doch die Hoffnung bleibt, dass die akribische Arbeit der Mordkommission, die nun jeden Müllberg und jeden Zentimeter Boden durchkämmt, Früchte trägt. Der Fall Fabian ist die beklemmende Darstellung eines Verzweiflungsakts und die entschlossene Reaktion eines Rechtsstaates, der auch im Angesicht der stärksten emotionalen Belastung nicht locker lässt. Die Ungewissheit, die Güstrow quält, wird erst enden, wenn die Mauer des Schweigens der Ermittler durch einen unwiderlegbaren Beweis durchbrochen wird.

Related Posts

Our Privacy policy

https://worldnews24hr.com - © 2025 News