Mordfall Fabian (8): „Gina H.” in Schwierigkeiten! Polizei spricht von Ungereimtheiten!

Der Donnerschlag in Güstro: Die Hölle der acht Ordner und das Schweigen

GÜSTRO/ROSTOCK. Über eine Woche ist vergangen, seit die Handschellen klickten. Gina H., die 29-jährige Tatverdächtige im grausamen Mordfall Fabian (†8), sitzt in Untersuchungshaft, isoliert, stumm und im Zentrum eines Hurrikans aus öffentlicher Wut. Doch jetzt meldet sich ihr Pflichtverteidiger, der erfahrene Jurist Andreas Om, zu Wort. Seine Aussagen geben einen seltenen, schockierenden Einblick in die gnadenlose Realität des Falls: Acht Ordner voller Indizien hat die Staatsanwaltschaft zusammengetragen.

Acht Ordner – das ist keine vage Vermutung, kein leichtfertiger Verdacht. Es ist eine massive, akribische Beweissammlung, die Merz’ eigenen Worten zufolge auf eine außergewöhnliche Gründlichkeit der Ermittler hindeutet. Doch Om, der juristische Stratege, betont kühl: „Viele Indizien bedeuten nicht automatisch Schuld.“

Genau diese Spannung, diese feuergefährliche Diskrepanz zwischen Indizienkette und direktem Beweis, wird zum Schlachtfeld der kommenden Monate. Die zentrale Figur in diesem Drama ist jedoch Om selbst. Er ist nicht nur Pflichtverteidiger der mutmaßlichen Mörderin eines Kindes – er ist zugleich Stadtpräsident von Güstro, der Stadt, die trauert, wütet und nach Sühne schreit. Diese unauflösbare Zerreißprobe aus Pflicht und Gewissen macht den Fall Fabian zu einem Seismographen für den Zustand des deutschen Rechtsstaats.

Die Hölle der U-Haft: Die Strategie des Leidens

Om nutzte seinen ersten öffentlichen Auftritt für einen kalkulierten, psychologischen Schachzug. Auf die Frage nach dem Zustand seiner Mandantin antwortete er knapp: „Es geht ihr nicht gut.“

Dieser Satz ist mehr als nur menschliches Mitgefühl. Er ist der erste Pfeil im Kampf um die öffentliche Wahrnehmung. In einem Fall, der von medialer Empörung getragen wird, entsteht blitzschnell das Bild eines „gefühlskalten Monsters“. Die Verteidigung will dem ein Narrativ des Leidens entgegensetzen: „Seht her, das ist keine Bestie, das ist ein Mensch, der leidet.“ Bevor Gina H. durch die Schlagzeilen komplett entmenschlicht wird, soll ihre fragile, menschliche Seite sichtbar gemacht werden.

Doch die Realität der Untersuchungshaft ist brutal: Sie sitzt isoliert, getrennt von ihrem eigenen Sohn, der ungefähr in Fabians Alter ist. Das Wissen, dass draußen über sie als Mörderin geredet wird, dass ihre Familie und ihr Kind leiden, muss unerträglich sein – ganz gleich, ob sie schuldig oder unschuldig ist. Om hat ihr geraten zu schweigen. Dies ist der zweite, entscheidende strategische Schritt.

Das Schweigen ist purer Selbstschutz. Angesichts der acht Ordner weiß Om, dass jede unüberlegte Aussage seiner Mandantin zur unbewussten Falle werden kann. Jede Aussage könnte später im Licht eines Beweismittels, das Om noch nicht im Detail kennt, völlig anders interpretiert werden. Schweigen verschafft dem Anwalt die nötige Zeit, die massive Beweislast zu studieren und eine fundierte Verteidigungslinie aufzubauen.

Die Wahrheit in Acht Ordnern: Das Mosaik der Belastung

Was genau verbirgt sich in diesen acht Ordnern, die den Tatverdacht stützen? Der Umfang des Materials zeigt die analytische Geduld der Ermittler, die nicht vorschnell gehandelt, sondern akribisch Indizien gesammelt haben, lange bevor der Haftbefehl erlassen wurde.

Die Ordner enthalten die Mosaiksteine, aus denen das Bild der Schuld zusammengesetzt werden soll:

Ordner Inhalt und Bedeutung
1. Vernehmungsprotokolle Widersprüche und Inkonsistenzen: Die Protokolle aller Befragungen, die Gina H. bereits während der Suche nach Fabian ins Visier der Polizei brachten. Merz bestätigt, dass ihre widersprüchlichen Aussagen der Schlüssel zur Ermittlung waren.
2. Forensische Beweise DNA, Fasern, Asche: Ergebnisse der Kriminaltechnik. Der Fund von DNA, Fasern ihrer Kleidung, Bodenproben oder Brandbeschleunigern am Opfer, am Fundort oder in ihrem Auto würde hier dokumentiert.
3. Digitale Beweise Handydaten und Suchverläufe: Wo war ihr Handy am 10. Oktober? Funkzellendaten, die ihren Aufenthaltsort widerlegen könnten. Hat sie nach Täterwissen (z.B. „Leiche verstecken“) gesucht?
4. Zeugenaussagen Beobachtungen des Tathergangs: Protokolle von Nachbarn, die Gina H. am Tag des Verschwindens sahen. Freunde, die Aussagen über ihren Gemütszustand machen konnten, der womöglich „zu kontrolliert“ wirkte.
5. Die Durchsuchung Tatwerkzeug/Spuren: Protokolle der zehnsstündigen Hausdurchsuchung. Was wurde beschlagnahmt, was fehlt, und gab es Kleidung mit verdächtigen Spuren?
6. Beziehungsdynamik Motive und Konflikte: Dokumente über ihre schwierige Beziehung zu Fabians Vater, die Trennung und mögliche Eifersucht als Motiv.
7. Tathergang Rekonstruktion: Die Ermittler-Timeline, die forensischen Erkenntnisse über Fabians Tod, der Transport der Leiche und der Versuch der Vertuschung durch Verbrennung.
8. Gutachten und Analysen Psychologie: Expertenprofile und Analysen des Tatmusters.

Der Anwalt muss nun beweisen, dass die Kette nicht so stark ist wie ein direkter Beweis. Er wird versuchen, für jedes Indiz alternative Erklärungen zu liefern und so die Kette Glied für Glied zu schwächen, um den „Raum für Zweifel“ zu schaffen.

Der Unauflösbare Konflikt: Der Anwalt als Keil der Gesellschaft

Der komplexeste Aspekt dieses Falles ist der moralische und politische Interessenskonflikt von Andreas Om. Er verteidigt nicht nur vor Gericht, sondern parallel sein eigenes öffentliches Amt.

Om, der höchste Repräsentant der Bürger, ist dem Wohl einer Frau verpflichtet, die von genau dieser Gemeinschaft als Täterin gesehen wird. Die Situation ist eine unauflösbare Zerreißprobe, die in keinem Gesetzbuch steht.

  • Das Dilemma des Sieges: Gewinnt Om den Prozess und Gina H. wird freigesprochen, wäre er für viele Bürger derjenige, „der die Mörderin hat laufen lassen“. Die Trauer und Wut der Stadt würde sich unweigerlich auf ihn richten.

  • Das Dilemma der Niederlage: Verliert er, könnten Kritiker ihm vorwerfen, er hätte sich aus politischer Raison nicht mit letzter Konsequenz eingesetzt.

Dieser Fall ist längst mehr als ein reines Strafverfahren. Er ist ein Seismograph für den Zustand einer kleinen Gemeinschaft, der die fundamentale Frage stellt: Wie gehen wir mit dem Schrei nach Sühne um, wenn er dem fundamentalen Prinzip des Rechtsstaats im Wege steht? Die Entscheidung, die Om treffen muss, ist nicht nur juristisch, sondern eine Entscheidung über seine politische und moralische Zukunft. Die Stadt Güstro und die Nation warten auf das Urteil – und auf die Erklärung des Mannes, der mitten im Schussfeld steht.

Fazit und Ausblick: Die Wartezeit der Gerechtigkeit

Gina H. sitzt in großer Not und wartet, ob die acht Ordner die endgültige Wahrheit enthalten oder ob ihr Anwalt erfolgreich Zweifel säen kann. Die Staatsanwaltschaft bereitet die Anklage vor; der Prozess wird Monate dauern.

Om hat die Wahl getroffen: Schweigen ist die beste Strategie, solange er die Beweise nicht kennt. Der Fall Fabian zeigt, dass Gerechtigkeit Zeit braucht, dass die Unschuldsvermutung auch dann respektiert werden muss, wenn das emotionale Verlangen nach sofortiger Antwort am größten ist. Das letzte Wort hat das Gericht – und bis dahin gilt: Geduld, Fairness, Respekt.

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