Mordfall Fabian (8): Tatwaffe war ein Irrtum! Polizei räumt massive Fehler ein.

3. Der fatalste Fehler: Die verfrühte Freigabe des Fundorts

Der wohl gravierendste Fehler in der Chronologie der Ermittlungen war die verfrühte Freigabe des Areals um den Fundort in Klein Upal. Nur einen Tag, nachdem Fabians Leiche gefunden worden war, wurde das Gelände wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Am 15. Oktober spazierten womöglich Schaulustige, Journalisten und Anwohner über das Gelände, bevor die Polizei den Fehler erkannte und das Areal am 16. Oktober erneut sperrte und durchsuchte. Bei einem Tötungsdelikt dieser Schwere sollte ein Fundort, der sich in einem unwegsamen Waldgebiet befindet, für Tage, wenn nicht gar Wochen, hermetisch abgeriegelt bleiben, um eine gründliche, systematische und ungestörte Spurensicherung zu gewährleisten.

Dass dies nicht geschah, wirft fundamentale Fragen auf und lässt den Verdacht zu, dass entscheidende Spuren unwiederbringlich verloren oder durch Dritte kontaminiert wurden.

Die Chronologie der verlorenen Beweise

Um die Tragweite der Fehler zu verstehen, muss man die Ereignisse chronologisch betrachten:

  • 10. Oktober 2024: Fabian verschwindet aus Güstrow. Er wird vermutlich zwischen Vormittag und Nachmittag getötet.

  • 14. Oktober: Fabians Leiche wird in der Nähe eines Tümpels bei Klein Upal, etwa 15 km südlich von Güstrow, von der späteren Verdächtigen Gina H. gefunden. Der Fundort wird gesichert.

  • 15. Oktober: Das Areal wird, nur einen Tag nach dem Fund, wieder freigegeben. Journalisten, Spaziergänger, womöglich Schaulustige betreten das sensible Gelände.

  • 16. Oktober: Die Polizei erkennt das Versäumnis und sperrt das Gelände erneut. Eine zweite Durchsuchung beginnt, aber der Schaden ist möglicherweise bereits angerichtet.

  • Anfang November: Gina H. wird festgenommen und schweigt zu den Vorwürfen.

  • Ende November/Anfang Dezember: Die Wende beim Handschuh. Ein Zeuge meldet sich und stellt den ursprünglichen Fundort in Frage, was Novak zu der öffentlichen Aussage über die “Panne bei der Spurensicherung” zwingt.

Die kurze Freigabe des Geländes ist für viele Experten ein „Worst-Case-Szenario“. In einem unübersichtlichen Waldstück braucht es Zeit und Ruhe, um mit Spürhunden, Metalldetektoren und Kriminaltechnikern systematisch nach kleinsten Hinweisen zu suchen. Diese Hektik und die spätere Kontamination durch Dritte könnten folgende Spuren für immer vernichtet haben:

  1. Fußabdrücke des Täters: Diese können Schuhgröße, Profilmuster und sogar Rückschlüsse auf die Bewegungen der Person liefern. Dutzende fremde Spuren überlagern oder zerstören den Abdruck des Täters.

  2. Reifenspuren: Wurde die Leiche mit einem Fahrzeug transportiert? Die Spuren des Reifenprofils könnten Aufschluss über den Fahrzeugtyp geben. Ein Tag öffentlicher Verkehr kann sie unkenntlich machen.

  3. DNA-Spuren: Jede Berührung hinterlässt Hautzellen, Schweiß, womöglich Blut. Wenn Spaziergänger Äste oder Steine berühren, wird die DNA des Täters durch ihre eigene überlagert oder verdünnt. Die Unterscheidung zwischen relevanter und irrelevanter DNA wird fast unmöglich.

  4. Faserspuren: Beim Bewegen der Leiche oder beim Durchlaufen des Unterholzes hinterlässt Kleidung Fasern. Auch diese empfindlichen Spuren werden durch Wind, Regen und vor allem durch andere Menschen zerstört oder weggetragen.

  5. Spuren von Brandbeschleunigern: Es wurde versucht, die Leiche zu verbrennen. Spuren von Benzin, Spiritus oder anderen Beschleunigern am Boden sind extrem flüchtig. Ein einziger Regentag oder das Begehen des Geländes kann sie unwiederbringlich beseitigen.

Die Tatsache, dass die Verantwortlichen das Gelände erneut sperrten, belegt die Erkenntnis, dass ein schwerwiegender Fehler vorlag. Doch das Wissen um den Fehler ersetzt nicht die verlorene Beweiskraft.

Die Beweiskette in der Zerreißprobe: Der Handschuh als Menetekel

Der Handschuhfall ist ein perfektes Lehrbuchbeispiel für die Anfälligkeit der Beweiskette. Er ist ein Menetekel, das die Ermittlungsfehler der ersten Stunden sichtbar macht.

Welche Szenarien erklären die Panne?

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