Ihre Musik wurde zur Synthese aus Punk, Gospel, Rock und Gebet. Ihre Konzerte wurden zu anarchischen Ritualen, bei denen man nie wusste, ob man tanzen oder beten sollte. Doch inmitten dieser spirituellen Stärke blieb eine leise Melancholie. Sie sprach oft von einer existenziellen Schuld: „Ich hätte mein Kind retten sollen. Aber vielleicht sollte ich lernen, loszulassen.“
Sie hat die Hölle gesehen, so ihre eigene Aussage, aber sie hat gelernt, „dort Blumen zu pflanzen“. Diese Wandlung macht sie einzigartig: eine Frau, die mit Lippenstift beten und mit Gebeten kämpfen konnte.
Die Löwin und der Gefährte: Liebe jenseits der Kompromisse
Nina Hagens Beziehungen waren stets kompromisslos: Alles oder nichts. Himmel hoch und abgrundtief. In ihren jungen Jahren waren Beziehungen wie die zu Wolf Biermann, Ralf Goldkind oder Ferdinand Krivette so leidenschaftlich, dass sie beinahe zerstörerisch wurden. „Ich liebe frei“, sagte sie, „Wenn du mich einsperrst, fliege ich davon.“
Sie glaubte an Seelenverbindungen, nicht an Besitz, und wurde oft als exzentrisch und schwierig missverstanden. Doch wer ihr nahe stand, wusste um die tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit hinter der Lautstärke.

David Lyn, ihr langjähriger Partner und geistiger Gefährte, brachte die nötige Ruhe in ihr Chaos. Ihre Liebe war kein Märchen; es war ein ständiges Hin und Her zwischen inneren Krisen, Konzerten und spirituellen Reisen. Doch sie gaben sich nie ganz auf. Ihre Verbindung nennen sie eine „Liebesreise ohne Ziel“.
„Ich liebe wie eine Löwin – mit Zähnen und Tränen, aber ich lasse los, wenn es nötig ist.“
Heute, im Herbst ihres Lebens, ist ihre Liebe gereift, sanfter und tiefer. Sie leben in stiller Zweisamkeit mit gegenseitigem Respekt und Nachsicht. Ihre Liebe, so sagt sie, ist nicht perfekt, aber echt – ein Beweis dafür, dass wahre Liebe im gemeinsamen Wachstum liegt.
Der Preis der Intensität: Vom Exzess zur spirituellen Heilung
Nina Hagens Karriere war intensiv, ihr Leben exzessiv. Alkohol, Drogen, schlaflose Nächte und emotionale Achterbahnen in den 70er und 80er Jahren forderten ihren Tribut. Sie sagte: „Ich wollte alles erleben und ich habe fast alles überlebt.“
Mit den Jahren kamen die gesundheitlichen Folgen: Arthrose in den Gelenken, Atemprobleme, Schwindel und chronische Schmerzen. Doch anstatt sich zu verbittern, begegnet sie dem Alter mit Demut und Trotz. Ihr „Tempel“ von Körper wurde lange missachtet, wird jetzt aber mit spiritueller Disziplin gepflegt.
Ihre Heilung ist eine spirituelle Praxis: tägliche Meditation, Atemübungen, Barfußtanzen im Garten, vegane Ernährung. Sie braucht keine Pillen, sie braucht „Licht und Liebe“. Die Frau, die einst die katholische Kirche schockierte, spricht heute mit ihrem Körper, hört auf seine Signale und lacht, wenn man sie nach dem Tod fragt: „Ich habe ihn schon gesehen“, sagt sie, „Er hat mir nichts getan.“
Trotz gesundheitlicher Einschränkungen steht sie weiterhin auf der Bühne – nicht mehr so laut, aber mit derselben Leidenschaft. Ihre Auftritte sind heute intimer, fast spirituell.
Das wahre Vermächtnis: Frieden statt Palast
Das finanzielle Vermächtnis von Nina Hagen wird auf geschätzte 8 Millionen Euro beziffert – verdient durch jahrzehntelange Konzerte, Plattenverkäufe und Rechte an ihren zeitlosen Songs.
Doch das Bild ihres heutigen Lebens steht in krassem Gegensatz zu dieser Zahl. Wer ihr kleines, bescheidenes Haus in der Nähe von Berlin betritt, findet nicht Chaos und Lärm, sondern Ruhe, Stille und Bescheidenheit.
„Ich brauche keinen Palast. Ich brauche Raum zum Atmen.“
Geld spielt für sie kaum eine Rolle. Sie spendet großzügig für Umweltprojekte, Frauenhäuser und spirituelle Gemeinschaften. „Geld ist nur Energie“, sagt sie. „Wenn du sie teilst, fließt sie zurück.“
Ihr Haus ist gefüllt mit Ikonen, Buddhastatuen und Familienfotos – und einer Kerze, die fast immer brennt: für ihren verlorenen Sohn. Ihr wahrer Reichtum liegt nicht in materiellen Dingen, sondern in der Freiheit, die sie gefunden hat.
Nina Hagen ist heute eine kulturelle Institution, ein lebendiges Symbol für Mut, Unangepasstheit und Authentizität. Sie hat Generationen gelehrt, dass man Individualität leben kann, ohne sich zu beugen. Sie hat bewiesen, dass Glaube und Rebellion keine Gegensätze sind. Ihr Vermächtnis ist nicht nur musikalisch, es ist menschlich.