Es gibt Schauspieler, die eine Rolle spielen, und es gibt Terence Hill. Geboren 1939 in Venedig als Mario Girotti, wurde er mit seinem strahlend blauen Blick, seinem charmanten Lächeln und seiner unverwechselbaren Mischung aus Humor und Stärke zur lebenden Legende. An der Seite seines kongenialen Partners Bud Spencer schrieb er mit Kultfilmen wie Vier Fäuste für ein Halleluja Filmgeschichte und verkörperte über Jahrzehnte hinweg den unbesiegbaren, gerechten Helden, der das Böse mit einem Lächeln und einer schnellen Faust besiegte.
Doch hinter der heiteren Leinwandfigur verbirgt sich die tief bewegende Geschichte eines Mannes, dessen Leben von einem unermesslichen Schmerz heimgesucht wurde. Sein Erfolg war gigantisch, doch der Preis, den er dafür zahlte, war der höchste, den ein Mensch entrichten kann. Terence Hill, der Held der Massen, lernte nicht nur den Glanz des Ruhms, sondern auch die Dunkelheit des Verlusts. Er war nie der Mann, der mit seinen Gefühlen hausieren ging, und das größte Geheimnis seines Lebens trug er lange im Schweigen.
Der Tag, an dem die Welt zerbrach
Für Terence Hill war der 30. Januar 1990 der Tag, an dem seine Welt in Tausend Stücke zerfiel. An diesem Tag verlor er seinen Sohn Ross Hill bei einem tragischen Autounfall in Vermont, USA. Ross war erst 16 Jahre alt, voller Träume, voller Leben – für Terence war er nicht nur sein Sohn, sondern sein bester Freund, sein Begleiter, seine Zukunft.
Als die Nachricht ihn inmitten von Dreharbeiten erreichte, ließ er alles stehen und liegen. Er flog in die Vereinigten Staaten und schwieg. Jahrelang wich er Fragen über Ross aus. Seine Augen, die auf der Leinwand so oft funkelten, sagten mehr als Worte. Erst Jahrzehnte später, als die Wunden etwas vernarbt waren, brach er sein Schweigen leise und sagte:
„Nichts auf dieser Welt kann einen solchen Schmerz wirklich heilen. Du lernst nur, mit ihm zu leben.“
Ross war der Mittelpunkt seines Lebens. Die beiden hatten gemeinsam vor der Kamera gestanden, im Film Renegade spielte Ross Hills Sohn. Diese gemeinsame Arbeit war für Terence Hill einer der schönsten Momente seines Lebens. Dass dieser Junge, der ihm auf der Leinwand wie im Leben so nahe stand, so früh gehen musste, war ein Schmerz, der ihn für immer veränderte.

Der Fels in der Brandung: Lori Hill und die Nächte des Schweigens
Seine Frau Lori Hill sprach später offen darüber, wie schwer die Zeit danach war. „Ich habe Terence noch nie so gebrochen gesehen“, erzählte sie. Der Mann, der immer der Fels in der Familie gewesen war, war innerlich zerbrochen. Es gab Nächte, in denen er einfach nur still da saß, Tränen in den Augen und nicht sprach. Lori wusste, dass es keinen Trost gibt, wenn man ein Kind verliert. Sie konnte nur neben ihm sitzen und seine Hand halten.
Monatelang zog sich Terence Hill zurück. Er mied die Öffentlichkeit, gab keine Interviews. Freunde erzählten, dass er oft allein in die Berge ging, um stundenlang zu schweigen, zu beten und zu weinen. Lori, eine amerikanische Drehbuchautorin mit deutschen Wurzeln, war seine Konstante, seine Stütze, seine Stimme der Vernunft. Die Ehe, die mehr als fünf Jahrzehnte lang hielt, war ein stilles Versprechen, das in der dunkelsten Stunde ihres Lebens bewiesen wurde.
„Manchmal ist Liebe nicht, was man sagt, sondern dass man bleibt“, sagte Lori einmal über diese Zeit.
Terence Hill war zerrissen zwischen Schuld und Trauer. Er glaubte, dass er als Vater versagt hatte, weil er nicht da war, als Ross starb. Seine Frau versuchte ihn zu trösten, doch er schwieg. Seine Filme, sein Glaube, seine Stille – alles sind Wege, um mit dieser inneren Schuld umzugehen.
Die Wiederentdeckung des Glaubens: Vom Westernhelden zum Priester
Im Jahr 1990 stand Terence Hill an einem Scheideweg. Er wollte weg von allem, weg von den Kameras, weg vom Ruhm. Er suchte Einsamkeit und Stille, um zu verstehen, was das Leben ihm genommen hatte und was es ihm noch geben wollte. Wo andere zerbrochen wären, begann Terence Hill eine spirituelle Suche.
Er entdeckte den Glauben wieder, besuchte Klöster, sprach mit Mönchen und las die Bibel. „Ich wollte nicht Antworten, ich wollte Trost“, sagte er. Aus dem fröhlichen Abenteurer wurde ein nachdenklicher, tiefgründiger Mann, der das Leben in einem neuen Licht sah.
Seine spätere Arbeit spiegelte diesen Wandel wider. Die Rolle in der erfolgreichen italienischen Serie Don Matteo, in der er einen Priester spielt, war mehr als nur ein Job. Sie war ein Ausdruck seines Glaubens, seiner Reue und seines neuen Verständnisses von Leben und Tod. Er sagte: „Ich habe sie angenommen, weil sie mir Frieden gegeben hat.“ Millionen Zuschauer spürten diese Echtheit. Die Serie wurde zu einem Symbol seines zweiten Lebens – eines, das nicht mehr auf Ruhm, sondern auf Sinn beruhte.
Sein filmisches Vermächtnis an seinen Sohn war der Film Mein Name ist Thomas (2018), ein stilles, meditatives Roadmovie über Verlust, Hoffnung und Vergebung.