VOR 2 MINUTE: Mordfall Fabian (†8) Frau in U-Haft – Profiler Axel Petermann über mögliche Motive

I. Einleitung: Vier Wochen Ungewissheit und der schockierende Zugriff

Fast vier Wochen lang hielt der tragische Fall des achtjährigen Fabian aus Güstro die Öffentlichkeit in Atem. Es waren Wochen der zermürbenden Ungewissheit, in denen ein kleines Dorf in Mecklenburg-Vorpommern unter dem Schatten eines unfassbaren Verbrechens litt. Die Nachricht vom Verschwinden des Jungen am Vormittag des 10. Oktober, der Umstand, dass sein Handy noch zu Hause lag – ein unübliches Detail für einen Achtjährigen – und schließlich der entsetzliche Fund seiner Leiche vier Tage später bei Klein Uhahl, 15 Kilometer entfernt, bildeten eine Kette von Ereignissen, die fassungslos machten.

Der schockierendste Aspekt bei der Entdeckung war der Versuch, Fabians Leiche anzuzünden – ein offensichtliches, brutales Manöver zur Spurenvernichtung, das sofort die Frage aufwarf: War dies ein Akt kalter Berechnung oder eine panische Übersprungshandlung nach der Tat?

Nun, nach Wochen intensiver Ermittlungen, gibt es eine entscheidende Wendung: Eine Frau wurde festgenommen und sitzt wegen dringenden Mordverdachts in Untersuchungshaft. Diese Nachricht löste eine Mischung aus Erleichterung über den Ermittlungserfolg und neuerlicher Anspannung aus. Wer ist diese Frau, und was waren ihre Motive? Um die dunklen Abgründe dieses Falles zu beleuchten, werfen wir einen detaillierten Blick auf die neuesten Entwicklungen und vor allem auf die tiefgreifenden psychologischen Einschätzungen des renommierten Fallanalytikers Axel Petermann. Seine Thesen zu möglichen Motiven und zur Psychologie der Tat nach der Tat eröffnen eine erschreckende Perspektive auf die Komplexität des menschlichen Bösen.

II. Die Beweisführung beginnt: Spuren am Geländewagen und die Entmystifizierung von Hinweisen

Die Festnahme am Donnerstagmorgen zog umfangreiche Durchsuchungen an mehreren Orten nach sich, und ein zentrales Beweisstück geriet schnell in den Fokus der Ermittler: die Sicherstellung eines Geländewagens auf dem Grundstück der Ex-Freundin von Fabians Vater.

Dieser Fund wird von Experten wie Axel Petermann als potenziell sehr wichtiges Puzzleteil eingestuft. Die logische Vermutung liegt nahe: Der Geländewagen könnte als Transportmittel genutzt worden sein, um Fabians Leiche unbemerkt zum späteren Fundort bei Klein Uhahl zu bringen. Die kriminaltechnische Untersuchung dieses Fahrzeugs läuft nun auf Hochtouren. Die forensische Analyse sucht akribisch nach kleinsten DNA-Spuren von Fabian im Innen- oder Kofferraum, nach Fingerabdrücken oder umgekehrt nach Faserspuren aus dem Auto an Fabians Kleidung oder der Leiche. Solche mikroskopischen Spuren sind oft der entscheidende Schlüssel, der eine direkte Verbindung zwischen der Tatverdächtigen, dem Opfer und dem Tatort herstellen kann.

Interessanterweise fiel die Festnahme zeitlich mit der prominenten Berichterstattung des Falles in der ZDF-Sendung Aktenzeichen XY zusammen. Der Gedanke, die Sendung hätte den entscheidenden Tipp geliefert, drängte sich auf. Doch die Staatsanwaltschaft stellte klar: Die Maßnahmen waren unabhängig von der TV-Ausstrahlung geplant. Petermanns Schlussfolgerung bestätigt dies: Er geht davon aus, dass es neue, unabhängige Hinweise oder Ermittlungsergebnisse gegeben haben muss, die zu diesem Zugriff führten. Er brachte sogar die Möglichkeit ins Spiel, dass Zeugen beobachtet haben könnten, wie Fabian sein Zuhause verließ und dabei möglicherweise nicht allein war – ein wichtiger Anhaltspunkt, um die Ereignisse unmittelbar vor seinem Verschwinden in ein neues Licht zu rücken.

III. Petermanns analytischer Kompass: Die Tat im persönlichen Nahbereich

Um die möglichen Motive im Fall Fabian einordnen zu können, muss man die Expertise von Axel Petermann verstehen. Als einer der bekanntesten deutschen Fallanalytiker mit fast 40 Jahren Erfahrung bei der Bremer Kripo, darunter lange Zeit als Leiter der Mordkommission, basiert sein Wissen auf Tausenden von untersuchten Tötungsdelikten. Seine Einschätzungen sind durch eine immense Fallkenntnis fundiert.

Eine seiner zentralen Thesen lautet: Tötungsdelikte, die von Frauen begangen werden, finden fast immer im persönlichen Nahbereich statt. Dieses Muster, das sich in der Kriminologie immer wieder zeigt, ist der Ausgangspunkt für die Motivsuche im Fall Fabian. Während männliche Täter statistisch häufiger auch Taten im öffentlichen Raum oder an Fremden begehen, sind Tötungsdelikte durch Frauen überproportional häufig Beziehungstaten im weitesten Sinne. Die Verbindung zum Opfer – sei es Familie, Partnerschaft oder enger Freundeskreis – ist fast immer gegeben. Zufällige Gewalttaten von Frauen an völlig Unbekannten sind die absolute Ausnahme.

Auf dieser Basis, der Fokussierung auf das persönliche Umfeld, skizziert Petermann drei mögliche Motivstränge, sollten sich die Vorwürfe gegen die festgenommene Ex-Freundin des Vaters erhärten.

IV. Motive hinter dem Abgrund: Rache, Bestrafung und die dunkle Bindung

Petermann unterscheidet zwischen „klassischen“ und einem „sehr außergewöhnlichen“ Motiv:

1. Klassische Motive: Eifersucht und Rache (Der Akt über Bande)

Die naheliegendsten Erklärungen in einem Beziehungsdrama sind Eifersucht oder der Wunsch, eine andere Person zu bestrafen. Der Mord an Fabian wäre in dieser Lesart nicht unbedingt das direkte Ziel, sondern ein Mittel, um eine dritte Person – beispielsweise den Vater oder die Mutter – ins Mark zu treffen, indem man ihr das Liebste nimmt. Dies wäre ein Racheakt, über Bande gespielt; eine brutale, kalkulierte Form der Vergeltung, die die tiefsten Wunden reißt. Das Kind wird zum Werkzeug der Rache in einem eskalierten Beziehungskonflikt.

2. Das außergewöhnliche Motiv: Bindung durch Beseitigung

Das von Petermann als „sehr außergewöhnlich“ bezeichnete Motiv ist zugleich das verstörendste: Der Versuch, durch den Mord eine andere Person wieder enger an sich zu binden.

Dies deutet auf eine tiefgreifend gestörte Persönlichkeitsstruktur und Beziehungsdynamik hin. Die perverse Logik dahinter, so Petermann, wäre: Durch die Beseitigung einer Person – hier des Kindes, das als „Störfaktor“ oder Bindeglied zur anderen Person (dem Ex-Partner) wahrgenommen wird – erhofft sich die Täterin, die wichtige Bezugsperson wieder stärker an sich zu ziehen. Wie? Etwa durch gemeinsames Leid, das angeblich wieder zusammenschweißt, oder durch das radikale Wegfallen einer vermeintlichen Konkurrenzsituation.

Dieses Motiv ist psychologisch hochkomplex und extrem selten, aber es beleuchtet, welche verdrehten Denkweisen in Extremsituationen entstehen können. In diesem Szenario ist die Tat ein manipulativer Versuch, die Realität zu verbiegen, um eine emotional ersehnte Nähe – die in einer vielleicht ohnehin schon toxischen oder dysfunktionalen Beziehung existierte – gewaltsam zu re-etablieren.

V. Die Psychologie der Vertuschung: Petermanns Theorie der Inszenierung

Neben den Motiven beleuchtet Petermann auch den psychischen Zustand nach einer solchen Tat. Er spricht von einer absoluten Ausnahmesituation, einem Zustand höchsten Stresses und innerer Anspannung, selbst wenn die Tat geplant war. Der Umgang mit der Leiche, die Angst vor Entdeckung – all das setzt die Person unter enormen psychischen Druck.

Dieser Druck führt laut Petermann oft zu übersprungshaften Handlungen. Die Täterin versucht, Kontrolle zu behalten, Spuren zu verwischen und Alibis zu konstruieren, ist aber gleichzeitig emotional und kognitiv völlig überfordert. In dieser Phase können Fehler passieren, oder es werden – und hier kommt Petermanns Erfahrung ins Spiel – komplexe Szenarien aufgebaut, um sich selbst aus der Schusslinie zu bringen.

Dies führt zu der Theorie des inszenierten Leichenfundes. Petermann berichtet aus seiner langen Erfahrung, dass Täterinnen oder Täter mitunter selbst die Polizei informieren oder dafür sorgen, dass die Leiche gefunden wird, angeblich zufällig. Sie inszenieren eine Entdeckungssituation, oft unter Einbindung anderer Personen, um als unverdächtiger Finder dazustehen und jeden Verdacht von sich abzulenken.

Das Paradoxe: Genau diese Inszenierung kann verräterisch sein. Die Geschichten weisen Ungereimtheiten auf, die Umstände des zufälligen Fundes wirken konstruiert, oder die Person verstrickt sich später in Widersprüche. Es ist ein Versuch der Manipulation, der aber auch nach hinten losgehen kann.

VI. Die Faktenlage im Fokus: Interpretation und die Unschuldsvermutung

Die allgemeine Theorie Petermanns über inszenierte Funde gewinnt im Fall Fabian eine beunruhigende Brisanz. Fakt ist: Es war die Ex-Freundin des Vaters, die nach eigenen Angaben Fabians Leiche gefunden hatte, zusammen mit einer Freundin beim Spaziergang. Und bei genau dieser Frau fand nun die Hausdurchsuchung statt, und sie sitzt wegen Mordverdachts in U-Haft.

Besteht nun die Gefahr, vorschnell eins und eins zusammenzuzählen? Axel Petermanns Aussage bezieht sich auf ein allgemeines Muster in der Kriminalistik und Täterpsychologie. Die Theorie liefert einen möglichen Interpretationsrahmen, eine Hypothese, die die Ermittler zweifellos prüfen werden – aber es ist eben genau das, eine Hypothese von außen, basierend auf Erfahrungswerten.

Es muss mit Nachdruck betont werden: Für die festgenommene Frau, deren Identität weiterhin geschützt wird, gilt die Unschuldsvermutung. Die Tatsache, dass sie die Leiche fand und nun durchsucht wurde, sind gesicherte Fakten. Petermanns Analyse hilft, diese Fakten in einen möglichen psychologischen Kontext zu stellen, um die Komplexität der Tat zu verstehen – nicht um ein Urteil vorwegzunehmen. Die Ermittler sind verpflichtet, die Integrität des Verfahrens zu sichern, und jedes vorschnelle Detail kann die spätere Beweisführung gefährden.

VII. Ausblick: Das Puzzlespiel beginnt

Die Festnahme ist ein bedeutender Fortschritt, aber die eigentliche Detailarbeit hat jetzt erst begonnen. Die Ermittler werden nun versuchen, durch die minutiöse Auswertung der gesicherten Spuren vom Geländewagen, den durchsuchten Grundstücken und den Befragungen genau dem Motiv auf die Spur zu kommen: Warum musste Fabian sterben?

Die Psychologie, die hinter solch komplexen Taten und den oft raffinierten Vertuschungsmanövern steht, bleibt zugleich faszinierend und erschreckend. Man kann nur hoffen, dass die laufenden Ermittlungen bald Klarheit bringen und die Lücken in diesem schrecklichen Puzzle schließen.

Der Fall Fabian wirft ein Schlaglicht auf die tiefen Abgründe menschlichen Handelns und die verdrehten Denkweisen, die in Extremsituationen entstehen können. Das Reflektieren über solche Möglichkeiten, auch über die psychologischen Aspekte, hilft, die Komplexität solcher Fälle besser einzuordnen, ohne vorschnelle und moralisierende Urteile zu fällen. Es ist eine beklemmende Vorstellung, unter welchem enormen psychischen Druck eine Person stehen muss, die ein solches Geheimnis mit sich herumträgt. Die gesamte Existenz einer Person wird durch solch eine Tat beeinflusst – die Interaktionen, die Nervosität, die übertriebenen Versuche, normal zu wirken, lange bevor die Polizei an der Tür steht. Der Fall Fabian wird uns noch lange beschäftigen, nicht nur aus juristischer, sondern vor allem aus psychologischer Sicht.

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