Die Jagd nach den Beweisen: Alibi, Handy und der Handschuh
Um die Theorie der Kollaboration zu untermauern, müssen die Ermittler nun die digitalen und physischen Spuren des Vaters mit denen der Hauptverdächtigen abgleichen. Die Fragen, die im Zentrum der Ermittlungen stehen, sind präzise und forensisch:
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Das Alibi von Matthias R.: Wo war er zwischen 11 Uhr und 15 Uhr am 10. Oktober? Kann er seinen Aufenthaltsort lückenlos belegen? Hat er unzweifelhafte Zeugen? Eine Lücke in seinem Alibi zur Tatzeit wäre ein massives Indiz.
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Die Mobilfunkdaten (Handydaten): Die moderne Kriminalistik kann exakt rekonstruieren, wo sich ein Gerät zu welcher Zeit befand. War das Handy von Matthias R. zur Tatzeit in der Nähe des späteren Fundorts oder des möglichen Tatorts? Gab es am 10. Oktober oder den Tagen davor Kommunikation (Anrufe, Nachrichten) zwischen ihm und Gina H.? Konnten gelöschte Nachrichten rekonstruiert werden, die Absprachen enthielten?
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Der Fund des Lederhandschuhs: Etwa 100 Meter vom Fundort der Leiche wurde ein verkohlter Lederhandschuh gefunden. Dieses Kleidungsstück bietet Schutz vor Hitze und verhindert Fingerabdrücke. Wem gehört dieser Handschuh? Wurde darauf DNA von beiden gefunden – Gina H. und Matthias R.? Ein positiver Fund der DNA beider Personen an diesem entscheidenden Spurenträger wäre ein starker Hinweis auf die gemeinsame Spurenvernichtung oder den Transport.
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Die Durchsuchungsaktionen: Bei der Hausdurchsuchung bei Gina H. wurden sicher Computer und Datenträger beschlagnahmt. Die IT-Experten suchen nach Hinweisen auf Recherchen zu Spurenvernichtung oder digitalen Absprachen, die auf eine Planung hindeuten.
Die Tatsache, dass Fabians Mutter über ihre Anwältin wissen ließ, dass sie wisse, was zum dringenden Tatverdacht gegen Gina H. geführt hat, deutet darauf hin, dass es konkrete Beweise gibt. Ob diese Beweise auch Matthias R. belasten, ist die alles entscheidende Frage.
Die Zukunft des Falls: Schweigen, Groll und die Wahrheit
Die nächsten Wochen werden entscheidend sein. Sollte sich die Theorie der Zusammenarbeit bestätigen, stünde die Justiz vor einem der erschütterndsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte der letzten Jahre. Die Konsequenzen wären immens:
Gina H. sitzt in Untersuchungshaft, während Matthias R. auf freiem Fuß scheint. Dieses Ungleichgewicht kann Groll bei der Verdächtigen erzeugen. In Fällen von Mittäterschaft kommt oft der Punkt, an dem einer der Beteiligten sein Schweigen bricht, um sich selbst zu entlasten oder einen Deal mit der Staatsanwaltschaft auszuhandeln. Wird Gina H. reden und Matthias R. belasten, um ihn mit runterzuziehen?
Die Ermittler dürfen nicht nach der ersten Festnahme aufhören, zu ermitteln. Der Fall Fabian zeigt, wie komplex menschliche Beziehungen sind, wie schnell Vertrauen missbraucht werden kann und wie das Urvertrauen in die Liebe eines Elternteils zerbricht.
Fabian verdient Gerechtigkeit. Er verdient, dass alle, die für seinen Tod verantwortlich sind, zur Rechenschaft gezogen werden. Ob Gina H. allein gehandelt hat oder ob die Wahrheit tatsächlich die Beteiligung des Vaters offenbart: Dieser Fall erinnert uns auf die grausamste Weise daran, wie zerbrechlich unsere Grundannahmen über die Welt sind und wie wichtig es ist, alle Spuren zu verfolgen, bis die gesamte, ungeschminkte Wahrheit ans Licht kommt.
Bis dahin gilt die Unschuldsvermutung. Aber das Schweigen von Matthias R. spricht eine Sprache, die die Ermittler nicht mehr ignorieren können. Die Jagd nach den Beweisen geht weiter, in einem Fall, dessen psychologischer Horror mit jeder neuen Erkenntnis wächst.